Tokio. Mit der neuen VC-T-Technologie will die Nissan-Tochter Infiniti 2018 eine revolutionäre Antriebsart einführen.

Das Datum wirkt willkürlich, doch es ist mit Bedacht gewählt. Denn es hat einen guten Grund, dass Infiniti ausgerechnet am 14. August (14.8.) das Geheimnis der VC-T-Technologie gelüftet hat. Schließlich steht das Kürzel der neuen Motorengeneration für „Variable Compression-Turbo“ und beschreibt den ersten Serienbenziner, dessen Verdichtungsverhältnis stufenlos verändert werden kann. Und zwar genau in der Bandbreite von – Achtung – 14:1 bis 8:1, womit die Taktiker in Tokio den besonderen Termin erklären.

Das variable Verdichtungsverhältnis feiern die Japaner als Revolution im Motorenbau, auf die sie mehr als 20 Jahre hingearbeitet haben. Denn besser als jede andere Technologie ermöglicht sie den Spagat zwischen hoher Leistung und niedrigen Emissionen, erläutert Motorenchef Shinichi Kiga.

Braucht der Motor viel Power, fährt er mit niedriger Verdichtung. Wird dagegen weniger Leistung eingefordert, erhöht die Elektronik die Verdichtung und steigert so die Effizienz der Verbrennung. Das Ergebnis: „Mit unserem neuen Zweilitermotor erreichen wir die Fahrleistungen eines V6-Benziners und den Verbrauch eines Vierzylinderdiesels“, schwärmt Kiga und stellt für seinen Vier-
zylinderturbo Eckwerte von etwa 270 PS und knapp 400 Nm in Aussicht: „Das macht den VC-T-Motor zum neuen Maßstab in seiner Hubraumklasse.“

Mittelfristig könnte die Technik den Diesel ersetzen

Möglich macht die stufenlose Anpassung der Verdichtung die elektronisch gesteuerte Verdrehung einer zweiten Kurbelwelle, mit der sich auch die Länge der zweigeteilten Pleuel und somit der Hubweg der Kolben im Zylinder ändert, erläutert der Ingenieur und klingt dabei so kompliziert, dass man ihm die mehr als zwei Jahrzehnte Entwicklungszeit bereitwillig abnimmt. Doch der Motor kommt den Japanern gerade recht. Schließlich könnte er mittelfristig den Diesel ersetzen, der in den letzten Monaten arg ins Gerede gekommen ist und bei der vor allem auf Asien und Amerika fokussierten Nischenmarke ohnehin nur eine teure Nebenrolle spielt, deutet Kiga an.

Zunächst allerdings verdrängt er erst einmal einen Sechszylinderbenziner, dem die Japaner aber genau wie dem Achtzylinder nicht ganz abschwören wollen. Zu groß seien Prestige und Verkaufsprozente der größeren V-Motoren, als dass sie schon reif für das Alteisen wären, beruhigt Markenchef Roland Krüger die notorischen Schwarzseher.

Zwar haben sie sich für die erste Ankündigung der neuen Technologie mit dem 14. August ein schickes Datum ausgesucht. Aber bis der Motor auf die Straße kommt, wird es noch ein bisschen dauern, muss Kiga einräumen: Erst 2018 soll es so weit sein. Dafür allerdings gibt es dann zum neuen Triebwerk gleich ein neues Trägerfahrzeug. Denn bis dahin müsste auch der überfällige Nachfolger des Geländewagens QX50 fertig sein.