Berlin. Autofahrern kann der Minicomputer in der Hosentasche den Alltag enorm erleichtern: Er kann das Navi ersetzen, das Autoradio – und manchmal sogar die Geldbörse.

Mag sein, dass Smartphones jungen Leuten oft wichtiger sind, als das Auto. Doch ersetzen können die mobilen Kleincomputer es nicht. Aber sie können Autofahrern das Leben leichter machen. Ob als Navigator, als Unterhalter oder Parkhelfer – die Verbindung zwischen Smartphone und Auto ist vielseitig.

Navigieren

Viele Smartphones werden bereits mit Karten-Apps ausgeliefert, die auch navigieren können. „Die Kartendienste von Google, Apple oder auch für Windows Phone sind schon ziemlich ausgefeilt und bieten teilweise sehr gute Online-Verkehrsinfos“, sagt Axel Kossel vom Computermagazin „c’t“. Allerdings haben die Apps den Nachteil, dass das Kartenmaterial nur online zur Verfügung steht. Daher sei eine Internetverbindung notwendig. „Im Ausland wird das Datenroaming ganz schnell ziemlich teuer.“

Schon günstige Apps zu Preisen zwischen einem und acht Euro oder sogar komplett kostenlose stellen Kartenmaterial auch offline zur Verfügung. „Zumindest in Deutschland ist das meist zuverlässiges Material, mit dem man allenfalls mal in eine Einbahnstraße gelotst wird“, sagt Kossel.

Ein Problem, das sich bei teureren Programmen von spezialisierten App-Entwicklern oder großen Navigationsanbietern fast nie ergebe. „Hier wird das Kartenmaterial meist auch zuverlässig aktualisiert.“ Das hat laut Kossel allerdings seinen Preis: „Je nach Funktionsumfang und Kartenmaterial, das oft zusätzlich bezahlt werden muss, können hier bis zu 80 Euro zusammenkommen.“

Dafür gebe es zwar auch portable Navigationsgeräte, doch deren Kauf lohnt sich nach Auffassung von Kossel kaum noch. „Die Handys haben meist ein besseres Display, eine höhere Rechenleistung und mehr Auswahl bei den Halterungen.“ Ihr Nachteil ist der hohe Strombedarf. „Um ein Ladegerät fürs Auto kommt man nicht herum.“

Geld sparen

Seit September 2013 müssen Tankstellen ihre Spritpreise an die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe melden. Autofahrer mit Smartphone können sich das zunutze machen, indem sie sich per App zur günstigsten Tankstelle in der Nähe lotsen lassen.

Die Markttransparenzstelle hat mehr als 30 Dienste zugelassen und listet alle im Netz auf (http://dpaq.de/LmxqG). 16 davon stellen Apps fürs Smartphone bereit, meist nur für Android- oder Apple-Telefone, nur eine Software ist auch für Windows-Telefone verfügbar. Unterschiede gibt es beim Funktions- und Informationsumfang, wobei manche Apps neben den gängigen Kraftstoffen auch über die Preise für Erdgas, Autogas und Bioethanol informieren.

Musik hören

Für viele Nutzer ersetzt das Smartphone den MP3-Player. Da liegt es nahe, es auch im Wagen zu nutzen – viele Autoradios sind dafür inzwischen vorbereitet. Das geht kabelgebunden über USB, über die spezielle iPhone-Schnittstelle oder drahtlos per Bluetooth.

„Bluetooth ist aber nicht gleich Bluetooth“, sagt Axel Kossel. „Manche Autoradios beherrschen nur das Telefonieren per Freisprecheinrichtung.“ Damit man auch Musik hören kann, sei das Bluetooth-Profil A2DP notwendig. Geräte, die das beherrschen, gebe es schon für um die 100 Euro im Handel.

Allerdings müssen Nutzer oft Abstriche beim Bedienkomfort machen. Je nach Autoradio lasse sich mal besser mal schlechter durch die Musiksammlung auf dem Handy oder die Playlisten eines darauf installierten Streaming-Dienstes browsen, gibt Kossel zu bedenken. Und: „Wer das Handy während der Fahrt in die Hand nimmt, um darauf den gewünschten Titel zu suchen, riskiert ein Knöllchen.“

Staus vermeiden

Wer nicht per Smartphone navigieren will, kann es zumindest als Staumelder verwenden. Dafür gebe es eine Vielzahl von Möglichkeiten, sagt Johannes Weicksel vom IT-Verband Bitkom. „Neben den klassischen Anbietern von Navis bieten auch Kartendienste und Automobilclubs Apps an, die über die Verkehrslage informieren.“ Damit könne man sich zumindest vor der Fahrt bei der Routenplanung über etwaige Stauschwerpunkte auf der Route informieren. Apps, die sich auch während der Fahrt bedienen lassen, seien indes eher selten. „Wenn sie sich zum Beispiel mit Sprachbefehlen bedienen lassen, kann man sie natürlich auch während der Fahrt nutzen.“

Parken und Parkgebühren

Smartphone-Apps können auch bei der Parkplatzsuche helfen. Neben Programmen, die darüber informieren, wo an einem bestimmten Ort öffentliche Parkplätze zur Verfügung stehen, gibt es inzwischen sogar solche, mit denen zusätzlicher Parkraum nutzbar gemacht wird. „Über diese Parkplatz-Sharing-Dienste können Privatleute ihren eigenen Parkplatz untervermieten und ein wenig Geld hinzuverdienen“, sagt Johannes Weicksel. Wer zum Beispiel einen eigenen Stellplatz hat, kann diesen in Urlaubszeiten anbieten.

Und auch die Parkgebühr lässt sich per Handy bezahlen. Dazu braucht man vielfach nicht mal ein Smartphone, weil sich die Parkgebühr per SMS entrichten lässt, erklärt Weicksel. „Die Städte, in denen das möglich ist, werden immer mehr“, sagt er. An vielen Standorten muss man sich jedoch bei einem Anbieter anmelden und eine Vignette ausdrucken, damit man als Handy-Parker erkannt wird. Bezahlt wird zum Beispiel per Paypal oder Direktüberweisung, wobei oft zusätzliche Gebühren zwischen 10 und 50 Cent anfallen. Die Webseite mobil-parken.de gibt einen Überblick über die Anbieter.dpa