Duisburg. Praktisch und seniorengerecht ja, aber nicht um jeden Preis: Ältere Menschen wollen keine altbackenen Autos.

Beim Einsteigen zwicken die Bandscheiben. Und der Kopf war beim Schulterblick auch schon mal beweglicher. Treten typische Alterserscheinungen wie diese auf, ist es ein Segen, wenn es einem das Auto nicht unnötig schwer macht: Weit öffnende Türen, eine erhöhte Sitzposition, gute Rundumsicht und ein paar elektronische Helferlein können die individuelle Mobilität im Alter enorm erleichtern – ohne dass man das dem Wagen ansieht. „Für viele ältere Menschen ist ein SUV die Lösung“, sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer, Automobilexperte an der Universität Duisburg-Essen. Die sportlichen Geländewagen wirkten alles andere als altbacken, hätten aber in der Regel eine seniorengerechtere Ergonomie als klassische Limousinen oder Schrägheckmodelle. Das gilt zwar auch für viele Vans, doch auf die fahren Ältere weniger ab, erklärt er.

Fahrerassistenzsysteme können Defizite des Fahrers ausgleichen

Vor zwei Jahrzehnten noch war der durchschnittliche Neuwagenkäufer laut Dudenhöffer Mitte 40 – inzwischen sei er 52 Jahre alt. Und der SUV-Markt brummt. Bei Autokäufern steige auch die Nachfrage nach Fahrerassistenzsystemen, die nicht nur Aufpasser und Unfallverhüter sind, sondern auch körperliche Defizite im Alter kompensieren können: Sensoren und Kameras am Wagen erleichtern zum Beispiel das Einparken, wenn der Körper beim Rangieren nicht mehr so beweglich ist. Autopiloten für den Stop-and-go-Verkehr entlasten die Beine. Sinnvolle Fahrerassistenten können neben Einparkhilfe und Stau-Autopilot auch jene zur Spurhaltung, Vermeidung von Auffahrunfällen oder auch Totwinkelwarner in den Außenspiegeln sein, zählt Frank Leyhausen von der Deutschen Seniorenliga auf. „Wichtig ist, dass die Assistenzsysteme vom Fahrer als solche empfunden werden – und nicht als Überforderungssysteme“, betont Leyhausen. „Wenn man mit der Technik nicht richtig klarkommt, frustriert das nur.“ Beispiel Einparkhilfe: Eine Automatik, die den Wagen wie von Geisterhand in die Parklücke bugsiert, könne sehr komfortabel sein – „anderen ist sie unheimlich“, sagt er. Am besten lernt man den Wagen bei einer ausgiebigen Probefahrt kennen, empfiehlt Leyhausen. Wenn auch der Partner das Auto nutzen will, sollte er dabei sein.

Instrumente und Armaturen sollten übersichtlich sein

„Lassen Sie sich dabei vom Verkäufer sämtliche Funktionen des Fahrzeugs erklären, nicht nur, wie man das Abblendlicht und die Nebelschlussleuchte ein- und ausschaltet“, rät er. Ob tatsächlich das SUV die seniorenfreundlichste Fahrzeuggattung ist, darauf will sich Leyhausen nicht festlegen: „Es gibt Alternativen, das ist letztlich Geschmackssache.“ Johannes Hübner vom Automobilclub von Deutschland (AvD) empfiehlt: „Wenn die Sitzhöhe 60 Zentimeter über der Fahrbahn liegt, ist das optimal für unangestrengtes Ein- und Aussteigen. Die Einstiegshöhe sollte mindestens 120 Zentimeter betragen.“ Die vordere Karosseriesäule (A-Säule) sollte möglichst steil stehen, die Türen sollten sich weit öffnen lassen – „am besten fast im 90-Grad-Winkel“. Und je dünner die hintere Karosseriesäule (C-Säule) ist, desto übersichtlicher sei in der Regel ein Auto. Instrumente und Armaturen im Cockpit sollten übersichtlich sein. Ein weiterer Tipp: „Kaufen Sie keine Dreitürer, denn bei denen sind die Sicherheitsgurte für die Vordersitze meist viel weiter hinten montiert als bei einem Fünftürer“, sagt Hübner. Der Fahrersitz sollte über eine Lordosenstütze, also eine ergonomisch geformte Rückenstütze, verfügen und möglichst viele Einstellmöglichkeiten bieten, sagt Frank Leyhausen. „Ob elektrisch oder manuell, das ist allein eine Frage des persönlichen Budgets.“ Um den Rücken zu schonen und den Wagen sicher im Griff zu haben, empfiehlt Leyhausen eine „eher aufrechte Sitzposition“. Der Abstand zwischen Lenkrad und Oberkörper sollte etwa 30 Zentimeter betragen und die Kopfstütze auf die maximale Höhe gebracht werden.dpa