Potsdam. Volkswagen präsentierte in Potsdam seinen neuen Passat – die achte Generation. Der Versuch, mit dem neuen Modell ans Premiumsegment anzuschließen, ist ein Drahtseilakt.

Volkswagen will mit der neuen Generation seines Mittelklassemodells Passat stärker im Premiumsegment der Konkurrenz von Mercedes und BMW wildern. Der Passat sei Oberklasse im Mittelklasseformat, sagte VW-Chef Martin Winterkorn am Donnerstag bei der Passat-Premiere in Potsdam. „Weil er ein Auto mit Premium-Anspruch, aber ohne Premium-Kosten ist.“ Der Passat ist hierzulande vor allem ein Firmenwagen. Mit weltweit rund 1,1 Millionen Verkäufen pro Jahr ist der Passat wichtigste Baureihe des Zwölf-Marken-Konzerns.

Er steht am oberen Ende beispielsweise in Konkurrenz zum 3er BMW oder der Mercedes-C-Klasse. Zum Kreis dieser Wettbewerber gehört auch der A4 von Audi. Nach VW-Lesart tritt der Passat nun „auf Augenhöhe mit den Premiummarken“ an – und er hat dabei einen Vorteil zu den genannten Autos, er ist im Innenraum geräumiger, damit auch mehr Familienauto. Nach unten muss sich der Passat von der Konzernschwester Skoda mit dem Octavia und dem Superb abgrenzen, die auf einer ähnlichen technischen Basis aufbauen.

Doch auch hier setzt sich der Passat erst einmal ab: Etwa durch sportlichere Formen, die VW-Designchef Klaus Bischoff als „eleganter, sportlicher, muskulöser“ beschrieb. Insgesamt ist der Passat flacher geworden, er ist kürzer als sein Vorgänger und bietet doch mehr Beinfreiheit. Dennoch darf der Preis nicht zu weit etwa über den Skoda-Modellen liegen. „Premium“ als Drahtseilakt also. VW lässt den neuen Passat bei 25 700 Euro starten – gut 1000 Euro mehr als zum Start der siebten Generation. „Ein echter Hingucker, aber ohne Neidfaktor“, nennt dies Martin Winterkorn.

Der ausgerufene Premium-Anspruch ist interpretationsbedürftig. Das Kraftfahrtbundesamt kennt ihn gar nicht, dort geht es nur um Abmessungen. Anders die Autolobby: Der Branchenverband VDA definiert das Segment Premium dadurch, dass es sich durch besondere Qualität, Luxus und wegweisendes Design auszeichnet. Klare Abgrenzungen fehlen.

Laut VDA-Zählweise sind von den deutschen Herstellern alle Mercedes, BMW samt Mini, Audis und Porsches Premium, dazu die zum VW-Konzern zählenden Nobelmarken Bentley, Bugatti und Lamborghini sowie die BMW-Tochter Rolls-Royce. Bei der VW-Kernmarke zählt der VDA das Flaggschiff Phaeton, die große Geländelimousine Touareg, die Limousine CC sowie den New Beetle zum Premiumsegment.

Der Verband überprüfe die Liste laufend auf Änderungsbedarf. Es wird spannend, wo der neue Passat eingeordnet wird. Beim ersten Eindruck überzeugte er gestern schon einmal viele Besucher und Pressevertreter. Der VDA-Berechnung zufolge hängt in der Autobranche bei den deutschen Herstellern mehr als jeder zweite Job im Inland am Premium-Segment. Die Deutschen kämen auf knapp 80 Prozent Premium-Weltmarktanteil. Eine Wachstumsregion ist China.