Stuttgart. Die schärfsten Sportwagen fahren virtuell. Die Autohersteller mischen munter dabei mit.

Während Chevrolet die Corvette C7 noch als Prototyp (im Bild) testete, gab es den Sportwagen auch im Spiel nur mit Erlkönig-Tarnung zu sehen.
Während Chevrolet die Corvette C7 noch als Prototyp (im Bild) testete, gab es den Sportwagen auch im Spiel nur mit Erlkönig-Tarnung zu sehen. © Chevrolet

Flach, breit, stark und für nichts anderes als zum Rasen gemacht – eigentlich ist der Mercedes Vision Gran Turismo so etwas wie der Blech gewordene Alptraum aller Umweltschützer. Doch dieser Silberpfeil verbrennt keinen Tropfen Sprit: Er ist nicht viel mehr als ein Datensatz, der allein für die virtuelle Raserei auf einer Spielkonsole programmiert wurde. Und damit steht der Vision GT nicht alleine da: Immer mehr Autohersteller entwerfen für Playstation und Co. eigene Rennwagen.

Was in den Anfangsjahren der Autorennspiele mit der simplen Überführung aktueller Fahrzeuge aus der realen in die virtuelle Welt begann, ist längst zu einem eigenen Entwicklungszweig geworden. Denn neben Serienmodellen, Oldtimern und Rennwagen stehen in den Fuhrparks der PC- und Konsolenspiele mittlerweile zahlreiche Autos, die allein für die elektronische Raserei entworfen wurden.

Treiber dieser Entwicklung ist Kazunori Yamauchi, Vater der beliebten „Gran-Turismo“-Spieleserie von Sony. „Schon als Kind waren für mich die Konzeptfahrzeuge auf den Automessen immer die spannendsten Ausstellungsstücke: fantastische Geschenke, die eine leuchtende Zukunft versprachen“, sagt Yamauchi. Weil dieses Gefühl bis heute gleich sei, habe er seinen Einfluss geltend und die PS-Branche zum 15. Geburtstag der Gran-Turismo-Serie um eine Reihe eigens für die Simulation entworfener Showcars gebeten.

Die Antworten darauf ließen nicht lange auf sich warten: Neben dem Vision GT von Mercedes sind im rund 1200 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark des Spiels eigene Entwürfe von fast zwei Dutzend Herstellern zu finden. Dazu zählt neben Studien von BMW, VW, Alfa Romeo und branchenfremden Unternehmen wie Nike auch der Toyota FT-1, der genau wie der Silberpfeil den Sprung von der Vision zur Wirklichkeit zumindest ein Stück weiter geschafft hat: Beide Rennwagen standen mittlerweile als 1:1-Modelle schon auf einer Automesse. Mehr hätten sie damit allerdings nicht vor, erklären Mercedes und Toyota unisono. An eine Serienfertigung sei nicht mal ansatzweise gedacht.

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Im Rennsport können Videospiele sogar einen Trainingseffekt haben, wie sich an Jann Mardenborough zeigt: Der junge Brite zählt zu den ersten Gewinnern der GT Academy von Nissan. Hier bekommen die besten Spieler, die unter anderem aus Online-Duellen hervorgehen, eine professionelle Rennfahrerausbildung.

Mardenborough startet mittlerweile als Profifahrer in der GP3-Rennserie.