Bergisch Gladbach. Die Antriebstechnik gilt als Brückentechnologie, bis die reinen Elektroautos richtig in Fahrt kommen.

Eine Million Elektroautos in Deutschland bis 2020– an diese Zielvorgabe der Bundesregierung glaubt in der Branche kaum noch jemand. „Die elektrische Euphorie hat sich abgekühlt“, sagt Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach.

Doch die Autobosse ziehen nicht gleich den Stecker. Es rückt eine andere Antriebstechnik mit Stromanschluss als Brückentechnologie in den Vordergrund: der Plug-in-Hybrid.

„Plug-in-Hybride erfüllen viele Anforderungen an ein E-Auto“, sagt Christian Guhl, Strategieberater von Dornier Consulting in Berlin. In der Stadt könne man mit ihnen emissionsfrei fahren, über Land hätten sie einen deutlich geringeren Spritverbrauch. „Wer überwiegend nur auf Kurzstrecken pendelt und regelmäßig Strom tankt, wird den Verbrenner kaum noch brauchen.“ Zugleich bleibe ein Nachteil reiner E-Autos aus: Weil man stets mit Benzin weiterfahren könne, müsse niemand um die Reichweite fürchten.

Noch ist das Angebot überschaubar. In Deutschland bietet allein Toyota einen Plug-in-Hybriden auf Basis des Prius an. Das 100 kW/136 PS starke Modell kann laut Toyota binnen 90 Minuten an der Steckdose aufgeladen werden und bis zu 25 Kilometer ohne Sprit fahren. Der Haken ist – wie bei den noch teureren reinen E-Autos – der Preis: 36 200 Euro kostet schon das Basismodell.

In der Handhabung vergleichbar sind die Zwillingsmodelle Chevrolet Volt und Opel Ampera. Auch sie können an der Steckdose aufgefrischt werden. Doch bei ihnen sorgt ein Elektromotor für Vortrieb, der von einem Benziner unterstützt wird. Dieser dient hauptsächlich als Reichweitenverlängerer. Volt und Ampera sind mit Preisen von über 40 000 Euro rund doppelt so teuer wie konventionelle Kompaktklasse-Modelle.

Die Plug-in-Hybrid-Technologie sieht VW-Konzernchef Martin Winterkorn als wichtigen Schritt auf dem Weg zur elektrischen Mobilität. Er hat für alle Konzernmarken eine Offensive angekündigt. Den Anfang macht die VW-Tochter Porsche, die neben dem exklusiven 918 Spyder den Panamera umbauen will.

Auch an Volumenmodelle wie den Golf wird gedacht: Der soll 2013 als Elektroauto und ein Jahr später als Plug-in-Hybrid kommen. Audi hat die Technologie für den A3 auf dem Plan, und bei Mercedes will man die Hybridversion der neuen S-Klasse ebenfalls an die Steckdose lassen.

Wohl nicht vor 2014 kommt eine Serienfassung der im Herbst vorgestellten BMW Studie Active Tourer. Ihr Plug-in-Antrieb mit Dreizylinderbenziner und einer Systemleistung von 140 kW/190 PS soll sich im Normzyklus mit 2,5 Litern begnügen. Die elektrische Reichweite beträgt laut BMW mehr als 30 Kilometer.

Ohne Reichweitensorgen und bezahlbar – so wird der Plug-in-Hybrid laut Strategieberater Guhl zur wichtigen Brückentechnologie auf dem Weg zum reinen E-Auto. Jedoch gibt der Experte der Technologie nur eine begrenzte Lebensdauer: Der Plug-in-Hybrid verschwinde wieder, sobald reine E-Autos mit Batterie oder Brennstoffzelle alle Anforderungen des Marktes erfüllten. dpa

Die Vorteile der Plug-in-Hybrid-Fahrzeuge

Plug-in-Hybrid: Wie bei Hybridmodellen werden Verbrennungs- und Elektromotor kombiniert.

Größere Akkus: Statt zwei oder drei Kilometer elektrischer Fahrt erreicht der Plug-in-Hybrid 20 und mehr Kilometer Reichweite ohne Abgase. Lädt sich der konventionelle Hybrid beim Bremsen durch Energierückgewinnung von selbst, kann man die Variante mit größeren Batterien zusätzlich an der Steckdose einstöpseln („Plug-in“).