Detroit. 60 Jahre Chevrolet Corvette, ein Siegeszug mit Startproblemen. Und die Ausführung Nr. 7 kommt jetzt auf den Markt.

Als sie im Januar 1953 in einem Hotel in New York enthüllt wurde, konnte es noch keiner ahnen: Heute ist die Chevrolet Corvette einer der meistverkauften Sportwagen der Welt. Dabei war der Anfang alles andere als glorreich.

Wir schreiben den Januar 1953, und General Motors gewährt bei der Wanderausstellung „Motorama“ vor 60 Jahren im Waldorf Astoria den ersten Blick auf die Chevrolet Corvette.

Gezeichnet von Stilikone Harley Earl, ist der offene Zweisitzer mit dem Codenamen XP-122 nicht nur das erste Nachkriegscabrio in Amerika. Mit ihm wollen seine Schöpfer auch zeigen, dass ein Sportwagen aus den USA den Ton auf der Überholspur angeben kann. Denn während die Amerikaner zu dieser Zeit die größten Straßenkreuzer bauen, kommen die sportlichen Autos noch immer aus Europa.

Das wurmt Earl derart, dass er seinen Vorstand schon im Sommer 1952 so lange bearbeitet, bis er die Freigabe für den Wagen bekommt. Allerdings muss er mit dem Geld haushalten und setzt auf eine Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Sie ist billiger als eine Stahlkonstruktion und freut die Fans noch heute. Denn Rost ist für die Corvette kein Thema.

Das Echo auf den weißen Roadster mit den roten Ledersitzen ist so gewaltig, dass Earl endgültig grünes Licht bekommt. Die Corvette geht noch im Sommer in Produktion. Die Geschichte eines der erfolgreichsten Sportwagen der Welt beginnt.

Doch es gibt noch einen Rückschlag. Zum einen ist die Produktion der Fiberglaskarosse kompliziert. zum anderen sind die Leistungen nicht so verheißungsvoll wie das Design. Um dem Kostendiktat gerecht zu werden, hat Earl einen Vorkriegssechszylinder aus einem Pick-up eingebaut. Der hat zwar 3,8 Liter Hubraum, leistet aber nur 150 PS – damit ist gegen Europäer wie den Jaguar XK 120 nicht anzukommen. Zwei Jahre nach dem Debüt steht die Corvette auf der Kippe.

Chevrolet reagiert mit neuen Motoren: Ein V8-Motor ermöglicht endlich passable Fahrleistungen. Immerhin sind damit knapp 200 km/h möglich. Der Verkauf zieht wieder an. Von da an wird die Corvette zum Inbegriff des Achtzylinderautos.

Eine Tour mit einem Roadster aus jenen Jahren ist wie die rasante Reise in eine Zeit, in der die Musik noch aus der Jukebox kommt. So lässt man sich in die winzigen Ledersessel fallen, befördert das ohnehin nie so richtig dichte Stoffdach zurück unter die Klappe und rückt noch einmal die Sonnenbrille zurecht.

Der Motor ist sofort da und quittiert jeden Gasstoß mit einem heiseren Röhren. Der fragile Schaltknauf muss seinen Weg durch die hakeligen Gassen finden. Doch dann ist der erste Gang eingelegt. Und nach ein paar Minuten verwandelt sich die deutsche Landstraße in einen amerikanischen Highway – zumindest in der Vorstellung des Fahrers.

Was dem Auto zu heutigen Sportwagen an Leistung fehlt, macht es mit Leichtfüßigkeit wett: Kaum 1300 Kilo schwer, klein und handlich, wieselt die Corvette um die Kurven. Den Rutsch in die Leitplanke sollte man allerdings nicht riskieren, denn die Corvette C1 ist teuer: Frühe Fahrzeuge im gutem Zustand werden mit mehr als 70 000 Euro taxiert.

Und die Geschichte geht weiter: In diesem Monat präsentieren die Amerikaner in Detroit die Corvette Nummer sieben. Viele Details sind noch nicht bekannt, aber zwei Dinge stehen fest: Sie wird wieder zwei Sitze und acht Zylinder haben. (dpa)