Wolfsburg. Hauptsache Optik: Auf dem Milliardenmarkt Autotuning geht es vor allem um die Unverwechselbarkeit eines millionenfach hergestellten Serienfahrzeugs.

Individualität treibt nach einer Umfrage des Verbands der Automobil-Tuner (VDAT) die große Mehrheit der Tuning-Fans an. Nur etwa jeder Dritte (34 Prozent) hat beim Griff zum Schraubenzieher oder bei der Fahrt in die Werkstatt das Ziel, seinen Wagen schneller zu machen.

Ganz oben auf der Wunschliste stehen Leichtmetallräder gefolgt von sportlichen Fahrwerken und Auspuffanlagen. Als sogenannte „Styling-Teile“ landen Spoiler auf Platz vier der Rangliste. Dabei verzichten moderne Tuner heute lieber auf „monströse Teile“ zur optischen Verschönerung, so VDAT-Geschäftsführer Harald Schmidtke.

Ausgedient hat auch eher kuschelig anmutendes Zubehör. „Der Fuchsschwanz war noch nie klassisch“, beschreibt der Experte den Trend. Unter dem Titel „Adrenalin zum Nachrüsten“ kann etwa der anspruchsvolle Tuning-Freund bei einem großen deutschen Hersteller zwischen bunten Klebestreifen, Edelstahl-Pedalauflagen und chromblitzenden Auspuffanlagen wählen.

Wer sich etwa für besonders sportlich Räder und Reifen entscheidet, muss auf Einschränkungen beim Fahrkomfort gefasst sein, warnt ein Hersteller. Das schreckt Tuning-Fans aber offenbar genauso wenig ab, wie die Mühe beim Einpacken des eigenen Autos in eine spezielle Schutzhülle. Der als Neuheit angepriesene Auto-Schoner im „maßgeschneiderten Design“ ist nicht nur regen- und staubfest, sondern auch bei 30 Grad in der Maschine waschbar und bügelfrei.

Die Preisspanne beim Tuning beginne bei wenigen 100 Euro, berichtet Schmidtke. Nach oben hin könnten auch fünfstellige Summen erreicht werden. Die Mehrheit der Auto-Bastler (52 Prozent) hat nach den Zahlen des Verbands im vergangenen Jahr Summen bis maximal 5000 Euro investiert. Allerdings war fast jeder Fünfte (19 Prozent) auch bereit, mehr als 10 000 Euro zusätzlich in sein Fahrzeug zu stecken. Unangefochtenes Lieblingsmodell der deutschen Tuning-Fans sei seit Jahren der VW Golf, so der Experte.

Die Kundschaft der „Auto-Veredler“ ist dabei in der Regel männlich und oft unter 30 Jahre alt. Bei der Umfrage des Verbands fanden aber auch mehr als 70 Prozent der über 50-Jährigen das Thema „wichtig“. Frauen stellten einen „seit Jahren konstanten“ Anteil von 20 Prozent.

Die deutschen Tuning-Hersteller sind nach Angaben ihres Verbands international führend und haben daher 2011 von rund 4,6 Milliarden Euro Gesamtumsatz mehr als die Hälfte im Ausland erwirtschaftet. Weltweit wird vor allem nach China, Amerika, Japan sowie in die Arabischen Emirate exportiert.

Für das zu Ende gehende Jahr 2012 rechnet die Branche mit einem etwa unveränderten Umsatz. Für 2013 wird ein leichter Rückgang erwartet. dpa