Rüsselsheim. Der Lifestyle-Stadtflitzer Opel Adam soll im Kleinwagen-Segment die Konkurrenz aufmischen.

Mit einer wahren Flut von Design- und Technologieinnovationen soll der kleine Lifestyle-Stadtflitzer Opel Adam jenes Fahrzeugsegment aufmischen, das von Neuerscheinungen im Retro-Look – wie Fiat 500, MINI und Citroën DS3 – begründet worden ist. Im Januar 2013 soll der komplett in Deutschland entwickelte und in Eisenach gebaute Kleinwagen – 3,70 Meter lang – die Modellpalette Opels ergänzen. Zu haben ist das Auto ab 11 500 Euro (1,2-Liter-Benziner mit 51 kW/70 PS).

Schon die vierzig Testwagen, die jetzt am Airport Lissabon zur Fahrpräsentation an den Start gingen, vermittelten dank vieler attraktiver neuer Karosseriefarben und unterschiedlicher Dachlackierungen erste Eindrücke auch von der Vielgestaltigkeit des äußeren Erscheinungsbildes eines Adam. Das „schwebende Dach“ macht sehr wirkungsvolle Zweifarben-Kombinationen möglich.

Im Innenraum setzt sich das verfolgte Gestaltungsprinzip fort, jedem Adam eine eigene Note zu geben. Dem Autokunden dürfte es überhaupt nicht leicht fallen, sein ganz persönliches Auto zu konfigurieren. Denn die Möglichkeiten dazu scheinen geradezu unüberschaubar zu sein.

Nach dem Einstieg in den kurzen Dreitürer empfinden Fahrer und Beifahrer nicht, in einem Kleinwagen zu sitzen. Die Platzverhältnisse für die beiden vorn Sitzenden fallen erstaunlich großzügig aus. Dafür müssen sich Mitfahrer im Fond mit einem sehr bescheidenen Raumangebot arrangieren. Erwachsene oder größere Kinder können ihre Knie in eine weiche Mulde der Vordersitzlehnen stemmen. Eng geht es trotzdem zu. Die Kürze des Autos hat ihren Preis. Das offenbart auch das Kofferraumvolumen von gerade mal 170 Litern. Daraus können bei vorgeklappten Rücksitzlehnen 484 Liter werden.

Das Cockpit hält sich mit jeglicher Bescheidenheit zurück. Hier regiert Hochwertigkeit, die bei einem kleinen Auto eigentlich eher nicht erwartet wird. Vermittelt wird, dass auch abseits des Spiels mit Farben, Dekoren und Lichteffekten durchaus hohe Ansprüche erfüllt werden. Wiederzufinden sind Technologien, die einen Kleinwagen, der sich noch dazu vorwiegend in urbanem Umfeld bewegen soll, geradezu adeln. Opel spricht beispielsweise vom „bestvernetzten Kleinwagen“. Mit Blick auf die vermutlich meist jungen Käufer setzt Opel konsequent auf das neue IntelliLink-Onboard-Infotainment System, das die Integration von Smartphones im Auto möglich macht (Apple iOS- und Android-Software). Bluetooth-Übertragung (Freisprechen), USB- und AUX-Anschluss sind selbstverständlich an Bord. Spezielle Apps inklusive BringGo-Navigation sprechen für die Vielzahl von Informationsmöglichkeiten. Zum sieben Zoll großen LCD-Farb-Touchscreen werden Informationen via Smartphone übertragen; etwa auch zu Klimaanlage, Parkpilot und Parkassistent.

Ganz gut klappte im Grunde die Führung über die ins IntelliLInk eingegebenen Testrouten in und um Lissabon herum. Allerdings reagierte das System auf anstehende Routenkorrekturen auffallend zögerlich. Abgesehen davon kostete die Kopplung der Ansage in Englisch und Portugiesisch (Ortsnamen) zusätzlich Aufmerksamkeit. Da muss (und soll auch) nachgebessert werden. 23 Sprachen würden einmal verfügbar sein, heißt es.

Serienmäßig gibt es bei allen drei Ausstattungsvarianten (JAM, GLAM, SLAM) ein CD-Radio. Musikliebhaber, die auf ein ultimatives Klangerlebnis aus sind, können sich für das Infinity Sound System entscheiden (7 Verstärker, 8 Lautsprecher, Subwoofer im Kofferraum). Die imponierende Anlage kostet rund 75 Liter Gepäckraumvolumen.

Gelegenheit zu Bewährungsproben gab es im urbanen Umfeld Lissabons reichlich. An den CITY-Modus der elektrischen Servolenkung, der für größere Lenkunterstützung bei niedrigen Geschwindigkeiten sorgt, kann man sich rasch gewöhnen. Auch daran, dass sich Höhe und Länge der Lenksäule bei Fahrerwechsel einstellen lassen. In Kombination mit der Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer gibt es im kleinen Opel Adam sogar eine Lenkradheizung. Zu Diensten steht der Parkassistent der zweiten Generation, jener „Zauberkünstler“, der mittels Ultraschallsensoren geeignete Parklücken längs oder quer zur Fahrtrichtung erspäht und dann das präzise Einparken selbsttätig erledigt.

Hilfreich auch das blinkende Lichtsignal in den Außenspiegeln, wenn sich ein Fahrzeug im toten Sichtwinkel nähert. Kaum weniger nützliche Einrichtungen sind Geschwindigkeitsregler und Geschwindigkeitsbegrenzer. Und auch das spricht für eine außergewöhnliche Position des Adam im Segment der Kleinen: Verfügbar ist der vollintegrierte Heckfahrradträger Flex Fix, auf dem ein oder (bei Einsatz eine Adapters) zwei Fahrräder untergebracht werden können. „Jeder Adam“, wiederholt Opel, „ist einzigartig.“ Zwar folgt der Kleinwagen der charakteristischen Opel-Designphilosophie, aber individualisierbar ist er wie kein zweites Auto. Und das zu überschaubaren Aufpreisen.

Motorisch geht es zunächst mit drei Benzinern voran, die bei 1,2 bzw. 1,4 Liter Hubraum 51kW/70 PS bzw. 64 kW/87 PS und 74 kW/100 PS leisten. Ein komplett neuer kleiner Benzin-Direkteinspritzer mit Turboaufladung und Start-Stopp-System wird etwas später verfügbar sein. Dazu kommt dann ein Sechsganggetriebe. Die fünfgängigen Testwagen, die zur Fahrpräsentation an den Start gingen, hatten allesamt den bekannten 1,4-Liter-Vierzylinder und damit 100 PS unter der Haube (119 g CO2/km). Ein Treibsatz, der seine Arbeit angenehm unauffällig verrichtet, aber nach höheren Drehzahlen verlangt, wenn es einmal nicht einfach nur in der Ebene geradeaus geht. Sein maximales Drehmoment von 130 Newtonmetern, ohnehin keine Durchhaltewunder vollbringend, liegt erst bei 4.000 U/min an. Immerhin: in 12,5 Sekunden wird Tempo 100 erarbeitet, und 176 km/h stehen als Höchstgeschwindigkeit zu Buche.

Es gibt zweifellos effizientere kleine Motoren. Im Durchschnitt sollten die Testwagen mit 5,1 Liter Benzin 100 Kilometer weit kommen, außerstädtisch sogar mit nur 4,2 Litern. Laut amtlichem Statement sozusagen. Bei den Fahrten über portugiesische Straßen ließ eine eher gelassenere Fahrweise auf freier Strecke nicht unter die 6-Liter-Marke kommen. Der angekündigte Benziner wird bei der Effizienz aufholen. Nach all dem, was rund um die Presseinformationen gesagt oder angedeutet wurde, scheint ein Selbstzünder für den kleinen, rund 1.100 Kilo wiegenden Adam derzeit nicht im Gespräch zu sein. Im zwar kleinen, aber sehr kultiviert daherkommenden Auto einen Diesel so einzupacken, dass er nicht nervt, kostete allerhand Dämmungsaufwand. Vielleicht ist das der Grund für die offensichtliche Zurückhaltung in Sachen Selbstzünder. Die leisesten Diesel haben Opel-Modelle bislang nicht an Bord.

Opel Adam – was ist das für ein Auto? – Diese Frage dürfte jetzt öfter gestellt werden. Detailliert beschreiben lässt sich der Kleine mit all seinen Tugenden kaum. Man muss ihn gesehen, mit ihm außen wie innen auf Tuchfühlung gegangen sein, um festzustellen, dass es einen Kleinwagen seiner Art bisher nicht gab. Opels entschlossener Vorstoß in eine neue automobile Richtung ist interessant und mutig zugleich.