Brühl. Einfache und praktische Automobilität zu einem fairen Preis, das macht Renaults Kleinwagen Twingo sympathisch – so das Resultat dieser Testfahrt.

Als der Twingo 1993 geboren wurde, entzückte er mit freundlichen Scheinwerfer-Kulleraugen. Die zweite Generation bekam dann strengere Gesichtszüge. Erst das Design der Neuauflage von 2011 fand zu den Ursprüngen zurück. Renault hat die Kurve gekriegt – zuerst ist es die Frontpartie, die den aktuellen Twingo zu einem Hingucker werden lässt. Wieder gibt es runde Scheinwerfer, und große Nebelscheinwerfer lassen einen Hauch Sportlichkeit aufkommen.

In seiner Kompaktheit hat der Kleine allerlei Vorzüge verstaut. So lassen sich die Platzverhältnisse im Inneren nach Bedarf arrangieren. Die hinteren beiden Einzelsitze lassen sich längs um rund 22 Zentimeter verschieben – geradezu üppige Kniefreiheit für Fondpassagiere. Sollen nur Fahrer und Beifahrer Platz finden, ist durch Umklappen der Rücksitzlehnen oder der kompletten hinteren Sitze im Nu großzügiger Gepäckraum geschaffen.

Passagiere bis etwa 1,80 Meter Körpergröße werden sich in dem Kleinen gut aufgehoben fühlen. Das elektrische Faltdach schränkt die Innenraumhöhe aber ein. Geöffnet bringt es Luft und Licht ins Auto, mit zunehmender Fahrgeschwindigkeit auch Geräusche. Das Verbannen von Motor-, Roll- und Windgeräusche aus dem Innenraum ist bei einem Kleinwagen mit wenig Spielraum für Dämpfungsmaßnahmen aber auch nicht zu erwarten.

Als bequem werden die Sitze empfunden. Auch bei den Fondsitzen lässt sich die Lehne einstellen.

Gut bekommt das Fahrwerk den komplizierten Kleinwagen-Spagat hin, in dem relativ geringes Leergewicht mit verhältnismäßig gewichtiger zulässiger Zuladung klarkommen muss. Federung und Dämpfung erledigen ihre Aufgaben zur Zufriedenheit.

Die Innenausstattung folgt der Überzeugung, dass selbst eine durchgängig in hellem Grau gehaltene Plastiklandschaft Wohngefühl aufkommen lässt. Dazu trägt auch die partielle Bespannung der Sitze, Kopfstützen und Türen mit zart gestreiftem Stoff bei. Mit grellem Gelb schaffen die Drehknöpfe und die Dome der beiden äußeren Luftduschen Kontraste.

An Ablagen ist kein Mangel. Zu finden sind sie zuerst in den Türen und – großzügiger noch – links und rechts im Fond. Selbst 1,5-Liter-Wasserflaschen kommen unter.

Kein guter Einfall ist es hingegen, einen Twingo auch ohne Klimaanlage anzubieten. Offenbar traut Renault den im Armaturenbrettbereich verteilten Luftdüsen und dem Gebläse zu, ausreichend für das Wohlbefinden der Insassen zu sorgen. Aber es gibt das Fahrzeug auch mit manuell oder automatisch geregelter Klimaanlage. Die nahliegende Behauptung, dass der bescheidene Spritverbrauch des Testwagens nicht zuletzt dem Fehlen einer Klimaanlage zu verdanken sei, wäre wenig überzeugend.

Wendigkeit und geringer Platzbedarf – das sind große Tugenden eines kleinen Autos. Mit dem Twingo Liberty geht es zudem ganz flott voran, obwohl seinen Vortrieb lediglich 75 PS übernehmen. Angekommen im fünften und letzten Gang, wird weiterer Tempozuwachs allerdings eine mühsame Angelegenheit. Das karge maximale Drehmoment des kleinen Benziners von 107 Newtonmetern macht sich bemerkbar.

Zur Serienausstattung des Twingo Liberty zählen unter anderem: elektrisches Faltschiebedach, Radio (Bluetooth, Multimediaanschlüsse). Tempopilot, Bremsassistent, ABS mit elektronischer Bremskraftverteilung und ein abschaltbarer Beifahrerairbag.

Fazit: Beim Umgang mit dem Testwagen schlich sich einmal wieder die Erkenntnis ins Bewusstsein, dass Autos nicht unbedingt üppig ausgestattet sein müssen, um ihre Grundaufgabe zu erfüllen. In Sachen Praktikabilität und Preis verbucht der Twingo seine Pluspunkte. (ar)

Datenblatt: Twingo Liberty 1.2 LEV 16V 75 eco²

Länge/Breite/Höhe 368/165/147 cm

Motor 4-Zyl.-Benziner, 1149 ccm

Leistung 75 PS/55 kW

Beschl. 0-100 km/h12,3 Sek.

Höchstgeschwindigkeit 169 km/h

CO2-Wert 119 g/km

Testverbrauch 5,1 l/100 km (kombin.)

Leergewicht/Zuladung 994/371 kg

Basispreis 11 800 Euro