Wolfsburg. Der Golf VII hat es schwer. Er muss wieder ein Bestseller werden wie alle seine Vorgänger. Er wird es schaffen. Hier ein erster Fahrbericht.

Martin Winterkorn genießt diesen spätsommerlichen Abend und lächelt: „Immer, wenn etwas Besonderes zu sagen ist, dann kommen wir nach Sardinien.“ Nun, zunächst einmal hat die Golf-Fahrpräsentation damit zu tun, dass es hier für Tests ein reizvolles, leeres Straßennetz gibt. Doch dieser Satz spielt auch ein wenig darauf an, dass hier im Mai 2009 der neue Polo präsentiert wurde und genau bei jenem Anlass VW-Patriarch Ferdinand Piëch in knappen Worten den Porsche-Chef Wendelin Wiedeking demontierte. Und diesmal? Da ist es friedlich. Aber VW-Chef Winterkorn sagt ganz nebenbei auch etwas Besonderes: „Im neuen Golf steckt wirklich unsere gesamte Ingenieurskunst, alles, was VW kann.“

Hochwertig wie kaum einer

Das stimmt. Und es ist – wie unsere Testrunden auf Sardinien bewiesen – sofort spürbar. Der Golf VII ist ein exzellentes Auto geworden. Optisch überzeugend, vor allem aber mit inneren Werten, die die Konkurrenz schocken werden; denn auch Hochwertigkeit ist eine Waffe gegen die Mitbewerber. Und keiner – ob in Asien, USA oder Europa – ist diesem High-Tech-Level von VW zur Zeit gewachsen. Winterkorn selbstbewusst: „So etwas kann man sich natürlich nur erlauben, wenn man vorher genug Geld verdient hat.“

Dabei ist der Golf VII nicht mal teurer geworden. Das Einstiegsmodell (1.2 TSI mit 85 PS/63 kW) kostet genau wie bisher 16 975 Euro.

Nichts ist so schwierig, wie den Nachfolger für einen Bestseller zu entwickeln. VW hat das von 1974 an jedes Mal geschafft. Fast 30 Millionen Golfs sind seither entstanden. Winterkorn: „Der Golf ist die Substanz von VW, und die Kunden erwarten von uns einfach ein Auto, das in jeder Beziehung überzeugt.“

Tut der Golf das? Ja. Vor allem in drei wichtigen Bereichen. Er ist qualitativ absolute Spitze und vom Design her ebenfalls; die Optik gewann, weil der Golf nun länger und flacher ist. Drittens: Der Golf glänzt mit Spitzentechnik. Ein Vorzug, den man nicht auf den ersten Blick sieht.

So konnte die Gewichtsspirale umgedreht werden. Der Golf ist um 100 Kilo leichter. Das spart hochgerechnet 31,5 Millionen Liter Sprit pro Jahr! Der Verbrauch verringerte sich gegenüber den Vorgängertypen um bis zu 23 Prozent. Auch die Zylinderabschaltung ist ein echter Fortschritt. In Blue-Motion-Version glänzt der Golf mit dem Normverbrauch von 3,2 Litern – ein „Dreiliterauto“! Noch etwas: Auch eine Flut elektronischer Assistenz-Systeme (zum Teil serienmäßig) macht das Fahren sicherer und bequemer.

Nun wird es sicher weiterhin die wohlfeile Greenpeace-Kritik geben: Wo bleibt das Elektroauto? Es kommt 2013. Wobei auch in diesem Zusammenhang betont werden muss: E-Autos sind noch längst nicht in der Lage, die Verbrennungsmotoren zu ersetzen. Stromer sind viel zu teuer, haben eine viel zu geringe Reichwerte, und 95 Prozent aller Kunden wollen überhaupt kein E-Mobil haben. Noch nicht.

Nehmen wir den Golf also so, wie er ist. Man fühlt sich wohl hinter dem Lenkrad, alles fasst sich satt und fest an, das Auto rollt leise, ist sicher, solide, wertig sowie technisch einfach top. Und in naher Zukunft gibt es zusätzlich Golf-Ableger wie GTI, Cabrio, Variant und Plus.

Piëch fragte Hackenberg

Golf VII: Wer will da noch mehr? Ulrich Hackenberg, der Technik-Vorstand, kennt jemanden: „Als ich mit Ferdinand Piëch in Berlin vor dem neuen Golf-Modell stand, sagte der plötzlich: ,Haben Sie schon mit dem Golf VIII begonnen?‘ Ich sagte: Nein, aber morgen.“

Datenblatt: VW Golf 2.0 TDI

Länge/Breite/Höhe 426/180/145 cm

Motor 4-Zyl.-Diesel, 1968 ccm

Leistung 150 PS/110 kW

Beschl. 0-100 km/h 8,6 Sek.

Höchstgeschwindigkeit 216 km/h

CO2-Wert (Norm) 106 g/km

Normverbrauch 4,1 l/100 km (Diesel)

Leergewicht/Zuladung 1354/581 kg

Basispreis (Typ Comfortline) 25 275 Euro