Köln. Auf der Branchenmesse Intermot in Köln präsentieren sich die Motorradhersteller selbstbewusst. 2011 wurden wieder mehr Maschinen zugelassen.

Indes: Gerade um junge Nachwuchskäufer kämpft die Branche weiter sehr hart – und oft vergeblich. Das ist ein zentrales Thema der Messe; rund 1000 Aussteller präsentieren dort bis Sonntag, 7. Oktober, mehr als 14000 Marken.

Die Nummer eins auf dem deutschen Motorradmarkt strotzt vor Selbstbewusstsein: BMW nutzt die Veranstaltung, um die neue Reise-Enduro zu präsentieren. Lichtshow, Trommelrhythmen und junge Frauen in Lederjacken gehörten erwartungsgemäß zum Pflichtprogramm der Pressevorführung.

Überraschender war, was Stephan Schaller, Präsident von BMW Motorrad, mitteilte: „BMW Motorrad hat im August und im September 2012 mehr Fahrzeuge verkauft als je zuvor in diesen zwei Monaten eines Jahres. Und wir gehen weiter davon aus, Bestwerte zu erzielen.“

Schallers Worte klangen wie ein Befreiungsschlag für die gesamte Branche. Nach vielen Jahren des Abschwungs wagen die Motorradhersteller wieder positive Prognosen. 2011 ist die Zahl der Neuzulassungen von Krafträdern moderat um 1,9 Prozent auf 141 465 Stück gestiegen. Vor zehn Jahren lag sie allerdings fast um die Hälfte höher. Und dabei ist Deutschland ein Motorradland: Bundesweit stehen mehr als 3,9 Millionen Motorräder und Roller in den Garagen, davon allein gut 780 000 in Nordrhein-Westfalen.

„Es fehlt ein bisschen an jugendlichen Einsteigern,“ erklärte Achim Marten, Sprecher des Industrie-Verbands Motorrad (IVM), den Langzeit-Abschwung. Motorradfahrer sind demnach im Durchschnitt 44 Jahre alt. Anders als in den 1980er Jahren, als die „heißen Öfen“ noch Freiheit und Rebellion bedeuteten, gehören Motorräder heute nicht mehr zur Jugendkultur. „Ein Motorrad ist ein Lifestyle-Produkt, das mit anderen konkurrieren muss“, erklärte Marten. Im Internetzeitalter besäßen junge Leute eben lieber ein Handy oder einen Laptop. Dennoch hofft der IVM-Sprecher auf eine Trendwende.

Skeptischer ist hingegen der Präsident des Händlerverbandes für BMW-Motorräder. 2013 werde sich das Konsumklima wieder abkühlen, prognostizierte Dirk Horn. Seiner Meinung nach ist der Imagewandel des Motorrads auch das Problem der Branche. „Für viele ist das Motorrad ein Hobby – und nicht mehr das Verkehrsmittel Nummer Eins. Das war früher anders“, sagte er.

In Zukunft wollen die Hersteller verstärkt auf Modelle mit Elektroantrieben setzen. BMW plant, wie berichtet, die Einführung seines Elektro-Scooter für 2014.

Bereits in diesem Jahr hat die Intermot dem E-Thema eine eigene Halle gewidmet. Dort halten kleine, unbekannte Hersteller die Stellung. Von den großen Marken ist dort nichts zu sehen. Noch nicht. dpa