Zu eng, zu schwach, zu teuer – noch ehe Mercedes im November die zweite Generation des geländetauglichen Luxus-Siebensitzers startet, gibt es Kritik.

Mag es der bullige GL in Deutschland auch schwer haben, so fliegen ihm in Nordamerika und Asien die Herzen zu. Unter den edlen, sportlichen Geländewagen verzeichnet er allein in den USA einen Marktanteil von 30 Prozent. Das entspricht 27 000 Autos in einem Segment, in dem die Gewinnspanne für Hersteller üppiger ausfällt als in der Mittelklasse. Mit einer Länge von 5,12 Metern stellt der neue GL die Konkurrenz klar in den Schatten. In der dritten Sitzreihe kann jeder bequem sitzen, der schlank und nicht über 1,90 Meter groß ist. Mehr Platz dort wäre zu Lasten des Kofferraums gegangen, der bis zu 2300 Liter schluckt.

Schwachbrüstig ist weder der 72 471 Euro teure Sechszylinder-Diesel mit seinen 258 PS noch der 435 PS starke V8-Benziner, für den Mercedes 94 605 Euro verlangt. Bestens motorisiert ist bereits der Diesel, der seine Kraft sofort und kompromisslos auf die Straße überträgt.

Trotz aller Geländetauglichkeit – der GL weiß besonders durch seinen hohen Komfort auf der befestigten Straße zu überzeugen. Vor allem die Abrollgeräusche lassen einen Vergleich zur S-Klasse zu. Wie diese verfügt auch der GL über Sitze mit Massagefunktion, eine 3-Zonen-Klimaautomatik und edelste Materialverarbeitung innen.

Im Gegensatz zur hausinternen Luxus-Limousine darf sich der Nobel-Offroader aber mit dem Debüt eines Seitenwind-Assistenten und der 360-Grad-Kamera brüsten – ideal fürs Einparken mit dem Schwaben-Koloss. Vier Linsen an den vier Seiten des GL geben dabei Informationen an die Systemsteuerung weiter, die daraus ein Bild aus der Vogelperspektive errechnet. Mehr Überblick geht nicht.

Kaum einen Vorwurf musste sich der neue GL bislang in puncto Verbrauch gefallen lassen. Das verwundert nicht. GL-Entwicklungschef Andreas Zygan betont: „Das neue Modell verbraucht gegenüber dem Vorgänger um bis zu 20 Prozent weniger.“ Auch dank des um 90 Kilogramm geringeren Gewichts und Start-Stopp-Automatik. Mit 7,4 Litern zeigt sich der GL auch weniger durstig als die Rivalen Toyota Landcruiser oder Range Rover.

Wer’s schwächer und preiswerter will, sollte nicht auf den GL oder dessen 557 PS starke Version des hauseigenen Tuners AMG schielen. Mercedes soll ab 2015 eine Mini-Variante der kantigen G-Klasse planen – auf Basis der günstigen A-Klasse. Die Offroad-Eigenschaften soll es dann aber nur gegen Aufpreis geben. Doch das ist noch Zukunftsmusik.