Stuttgart. Neu: Ein Frischluft-Porsche, der finanziell erreichbar ist.

Ein Blick in die Geschichte. Anfang der 1990er Jahre geriet Porsche in eine ernste Existenzkrise und zur gleichen Zeit boomte plötzlich die Roadster-Nachfrage – angefacht durch den Mazda MX 5. Porsche entschied sich daraufhin für den Bau eines Mittelmotor-Zweisitzers, der 1996 unter dem Namen Boxster (ein Wort-Mix zwischen Boxermotor und Roadster) auf den Markt kam.

Das Modell wurde ein großer Erfolg, der sich mit dem auf gleicher technischer Basis entwickelten Cayman-Coupé (seit 2005) noch wirksam abrundete. Den Stuttgarter Designern gelang es beim Boxster sehr ausdrucksvoll, die „Formsprache“ historischer Rennsportwagen (wie Spyder 550 oder auch RS 60) neu zu interpretieren – ähnlich wie auch schon beim Carrera GT.

Deutlicher Abstand zum 911

Nun ist die dritte Boxster-Generation da. In zwei Varianten: Boxster und Boxster S. Die Normalversion bietet jetzt weniger Gewicht als zuvor, auch weniger Verbrauch und weniger Hubraum (2,7 statt 2,9 Liter). Doch weniger Spaß bedeutet das keineswegs. Auch der normale Boxster für 48 000 Euro bietet echtes Roadster-Vergnügen und das gewohnte Porsche-Feeling gleichermaßen. Beides ist – um das mal festzuhalten – im Boxster um 50 000 Euro preiswerter als im 911-Cabriolet.

Der Boxster S, den wir als Testwagen fuhren, wird nach wie vor von einem 3,4-Liter-Sechszylinder befeuert und legte mit nunmehr 315 PS leicht zu. Der „S“ ist damit durchaus kraftvoll, aber doch weit weg vom Temperament eines kernigen Elfers.

Äußerlich hat sich dieser jüngste Porsche-Spross etwas verändert. Der Radstand wuchs um sechs Zentimeter, vorn und hinten schrumpften die Karosserie-Überhänge, die Spur wurde breiter, die Frontscheibe steht schräger und am Heck wirkt nun ab Tempo 120 stabilisierend ein kleiner Spoiler. Kurz: Der Boxster steht stämmiger und eleganter auf seinen 18-Zoll-Rädern als bisher. Er wirkt athletischer, kraftvoller.

Das Verdeck lässt sich per Knopfdruck in neun Sekunden ein- und ausfahren. Sogar per Fernbedienung. Die Stoffhaube sitzt jetzt sehr viel gedrungener und straffer über dem Cockpit; fast so wie einst bei den legendären Speedster-Modellen.

Grundsätzlich hat Porsche bei diesem Zweisitzer einem wichtigen Konstruktionsprinzip noch mehr Aufmerksamkeit gewidmet: Dem Leichtbau. Nicht nur die Türen und der Kofferraumdeckel sind aus Aluminium gefertigt, sondern auch Vorder- und Hinterwagen. Der Aluminium-Einsatz beim Boxster liegt insgesamt somit bei fast 50 Prozent.

Der Fahreindruck? Handlich, sicher, solide, stark. Eben typisch Porsche. Vom Sound her (wichtig für Fans), aber auch von dem, was man Haptik nennt. Also wie sich das Auto anfühlt: Innenraum, Lenkrad, Pedale, Knöpfe, Hebel, Schaltung.

Achtzylinder erwünscht

Konkurrenten wie Audi TT-Roadster, BMW Z4, Mercedes SLK stehen dem Boxster zwar in Leistung und Qualität in nichts nach, doch den Imagevorteil eines Porsche können sie so schnell nicht aufholen.

Was dem Boxster und dem Coupé-Pendant Cayman fehlt, wäre ein Power-Typ auf Ferrari-Niveau. Vielleicht mit Achtzylindermotor. Porsche braucht solche Spitzen-Typen, die den guten Ruf polieren.

Die Daten: Porsche Boxster S

Länge/Breite/Höhe 437/180/128 cm

Motor 6-Zyl.-Benziner, 3436 ccm

Leistung 315 PS/232 kW

Beschl. 0-100 km/h 4,8 Sek.

Höchstgeschwindigkeit 277 km/h

CO2-Wert (Norm) 188 g/km

Testverbrauch 11,6 l/100 km (Norm 8,0 l)

Leergewicht/Zuladung 1440/243 kg

Basispreis 59 120 Euro