Bochum. General Motors diskutiert die Schließung des Opel-Werkes in Bochum. Ausgerechnet dort wird der erfolgreiche Opel-Minivan gebaut: der Zafira.

Achtzehnhundert-achtundvierzig, nur damit es jeder weiß“, heißt die schönste Zeile in der Vereinshymne des Bochumer Zweiligisten, und wenigstens damit lässt der VfL die Konkurrenz im Revier-Fußball ganz schön jung aussehen. Zu den wenigen anderen überwiegend erstklassigen Dingen aus Bochum zählt der Zafira. Den lange Zeit einzigen deutschen Minivan baut Opel seit 1999 in seinem vor einem halben Jahrhundert auf Kohlenstaub gegründetem Ruhrgebiets-Werk.

Noch eine Tradition, für die man sich in Bochum zurzeit nichts kaufen kann. Das ist besonders traurig, weil mit dem neuen Zafira das beste Auto der letzten Jahre von den Bochumer Bändern rollt. Eine erstklassige Mannschaftsleistung von 3200 Opelanern beschert der wenig erfolgsverwöhnten Marke einen Vergleichstestsieger und Meisterschaftsaspiranten in der ersten Liga. Und die eher Opel-unfreundlich gestimmten Leser der Fachzeitschrift „Auto, Motor & Sport“ kürten den Zafira zu der Designneuheit des vergangenen Jahres.

Tatsächlich muss sich der 4,66 Meter lange Zafira hinter keinem Scenic, S-Max oder Touran verstecken. Weiter weg vom Popel-Opel-Image kann man sich nicht mehr entfernen als mit dieser auf Dynamik getrimmten Karosserie. Dass dabei jeder kleine Rempler mangels optisch als störend empfundener Schutzleisten zum teuren Lackschaden führt, muss dabei am Rande bemerkt werden.

Raumausnutzung und Flexibilität sind auch beim Zafira Nummer drei kaum zu übertreffen. Aber die dritte Sitzreihe mit zwei Notsitzen ist endlich nicht mehr serienmäßig, sondern ein Extra für die, die es wirklich brauchen. Alle anderen sparen 700 Euro Aufpreis.

Zu den guten Seiten des Zafira zählt das einem Kombi gleiche Fahrverhalten ohne größere Wankbewegungen, die man früher bei einem hoch aufbauenden Minivan mit in Kauf nehmen musste. Einen sehr guten Eindruck hinterlässt die sichtbare Verarbeitungsqualität, viel besser als beim (zugegeben auch deutlich günstigeren) Kompaktvan Meriva aus dem spanischen Opel-Werk. Die guten Zulassungszahlen der ersten Verkaufsmonate sind kein Zufall.

26 Seiten stark ist die Zafira-Preisliste, und hinter der Vielzahl von Extra-Posten steckt die Erkenntnis, dass der technische Nachholbedarf von Opel gegenüber der Konkurrenz deutlich geschrumpft ist. Auch Opel kann eine Verkehrsschilder erkennende Kamera einsetzen und mit einem radargestützten Tempo und Abstandshalter inklusive Notbremsautomatik kombinieren. Kostet dann aber 1300 Euro extra. Leider kann auch das ausgefuchste Lichtsystem AFL, für das es den Allianz Sicherheitspreis gab, nicht erhellen, was für Opel und Bochum in der Zukunft liegt.

Nachholbedarf für den Fronttriebler mit seinen Vierzylindertriebwerken gibt es weiterhin im Bereich der Automatikgetriebe. Lieferbar ist nur eine einzige Sechsstufenautomatik (1850 Euro) für zwei Motorisierungen. Für die einzig lieferbare Sechsstufenautomatik verlangt Opel beim billigsten Zafira mit einem überholtem Motor (115 PS) unter der Haube 23 000 Euro. Der 120 PS starke Benzinmotor mit Motorabschaltung im Stand kommt auf 24 500 Euro, ohne Nebelscheinwerfer (185 Euro) und Bordcomputer (160 Euro).

Die Diesel starten bei 25 500 Euro. Die 160-PS-Version überzeugte im Test mit Durchzugsstärke, Komfort und einem geringen Praxisverbrauch von weniger als sieben Litern pro 100 Kilometer, ein guter Wert für das naturgemäß schwere Fahrzeug. Eine Empfehlung ist der 150 PS starke Erdgasmotor für 28 000 Euro. Gut und günstig fällt das beheizbare Lenkrad (190 Euro) und das luxuriöse Lounge System (300 Euro) zur Sitzverstellung in der zweiten Reihe aus.

Der Opel aus Bochum ist also alles das, was der VfL nicht ist: erstklassig und so gut wie nie. Allerdings wird der VfL immer länger zu Bochum gehören als der Zafira.