Braunschweig. Die sechste Generation des BMW-Dreiers ist da. Unter den Sportlimousinen ist er nicht mehr Solo-Star, doch für viele ein Traumauto.

Paradigmenwechsel wäre vielleicht der richtige Ausdruck für das, was bei BMW passiert. Dieser so häufig zitierte Begriff, der die Richtungsänderung hin zu einer ganzheitlichen Weltsicht meint, scheint für das Münchner Traditionsunternehmen zuzutreffen.

Bei BMW, wo einst alles in Weiß-Blau blinkte, ist nun viel Grün zu sehen. Bildlich und im übertragenen Sinn. BMW stieg aus der Formel 1 aus, verpflichtete Joschka Fischer als Berater, will mit Elektroautos das Weltklima retten. Statt von „Freude am Fahren“ ist jetzt zunehmend von der Umweltverträglichkeit die Rede.

Das Image im Wandel

Dagegen ist nichts einzuwenden. Nur: Bisher zog sich wie ein roter Faden die Sportlichkeit – basierend auf unzähligen Rennsiegen – durch die Historie der Münchner. Das scheint sich zu wandeln, wird weniger wichtig. Vielleicht ist das gut so, auch wenn das Image der bayerischen Marke bisher stark von sportlichen Akzenten geprägt worden ist.

Als der Dreier-BMW im Jahr 1975 erstmals auf den Markt kam, galt er als Ideal, als Inbegriff aller Sportlimousinen der Welt. Das blieb viele, viele Jahre so. Die Dreier beherrschten die Rennpisten und die „Racing-Gene“ übertrugen sich auch auf die Serienmodelle. Und deshalb liebten die Kunden den agilen, flotten Dreier. Doch diese Vorrangstellung von einst ist längst dahin; heute gilt Audi als „die“ sportliche Marke.

So ganz wollten die Münchner aber nun doch nicht mit Vergangenheit aufräumen. Und ziemlich exakt zur Premiere der sechsten Generation des Dreiers stieg BMW wieder in die Rennserie DTM ein und rauft sich dort mit Audi und Mercedes. Es scheint so, als bleibe der Motorsport also immer noch eine – wenn auch deutlich verkleinerte – Image-Bühne. Allerdings sind die Dreier vom Jahrgang 2012 inzwischen eher pure Luxusgefährte als Sportlimousinen.

Aber dieser Wandel vollzog sich schon vor einiger Zeit und hat den Autos aus München gutgetan. Selbst der BMW 335i, der Stärkste unter den Dreiern, ist zwar nach wie vor auch ein „Power-Modell“, aber doch viel mehr ein hochwertiges Premium-Produkt und ein Status-Symbol, das vielen immer noch wichtig ist.

Der Dreier besticht mit einem neuen Anzug (sprich: Karosserieform) und etwas athletischeren Proportionen. Doch die Eigenständigkeit und die progressive Note, die der Designer Chris Bangle vor einigen Jahren den BMW-Typen verpasste, ist dahin. Keiner schaut sich heute noch nach einem Dreier um.

Nach dem verkorksten, allerersten „i-Drive-Versuch“ ist alles Elektronische im BMW nun spielend leicht zu handhaben. Die Bedienung erschließt sich jetzt sozusagen von selbst. Der Neue ist etwas größer, kultivierter als sein Vorgänger und in drei Ausstattungsversionen lieferbar (Sport, Luxury, Modern).

Freude am Fahren? Ja!

Wer auf Leistung Wert legt – und das tut wohl jeder, der speziell diesen potenten 335i ordert – der wird nicht enttäuscht. Die Limousine kann bei Bedarf ein überzeugendes, tolles Fahrerlebnis bescheren. Dazu trägt vor allem ein High-Tech-Quartett bei: Ein Spitzen-Motor, die seidenweich arbeitende Achtgang-Automatik, das Weltklasse-Fahrwerk und der Heckantrieb. Er ist es, der genau das berühmte BMW-Gefühl vermittelt, ein „gewisses Etwas“, das ein Allrad-Audi S4 nun mal nicht hat. In einem BMW 335 i kommt man nicht schneller ans Ziel, aber vielleicht etwas heiterer. Also doch noch „Freude am Fahren“? Aber ja.