Monte Carlo. Irrwitziger und aufregender ist kein Formel 1-Grand-Prix der Welt. Traditionsreicher auch nicht.

Wir sprechen vom Großen Preis von Monaco, der seit 1929 mitten durch die Straßen von Monte Carlo führt. Vorbei am Casino, an Glitzerläden von Prada und Gucci, vorbei an der Terrasse des Hotel de Paris, an Palmen, Blumenkübeln, Laternenmasten. Sogar durch einen Tunnel fegt der brüllende Pulk.

Am 27. Mai ist es wieder soweit. Vorher tobte dort aber erst einmal der Historic-Grand-Prix für Rennwagen der Jahrgänge 1925 bis 1978.

Diese Piste ist eigentlich ein Anachronismus. Gefährlich noch dazu. Stadtrennen sind deshalb längst ausgestorben. Nur das Riviera-Fürstentum leistet sich noch solch ein Spektakel. „Das ist wie Helikopterfliegen im Zimmer“, urteilte Ex-Weltmeister Niki Lauda. Das hat jedoch einen speziellen Reiz. Und entsprechend attraktiv sind diese Renntage.

Im Hafen ankern bereits die teuersten Yachten, auf denen sich libellenschlanke Mädels sonnen. Und manche Wohnungsbesitzer nehmen nun Urlaub und vermieten ihr Zuhause für 50 000 Euro pro Woche. Interessenten gibt es genug. Vor allem aus China, Russland, Arabien.

Die 3,34 Kilometer lange Piste wird alljährlich aufwendig von Vierfach-Leitplanken, Betonbarrieren und Zäunen gesichert, ehe die Boliden losgelassen werden. Der Kurs, der 78 Mal zu umrunden ist, hat keine Auslaufzonen. Der kleinste Fehler bedeutet: Crash und Aus. Allerdings lässt das enge Kurvengewirr keine Extremgeschwindigkeiten zu. Der Schnitt liegt bei moderaten 150, und die Loews-Spitzkehre verträgt gerade mal Tempo 50! Nur an einer Stelle, hinter dem Tunnel, katapultieren sich Vettel, Schumi und Co. für Sekunden auf 290 km/h.

Der Historic-Grand-Prix vor dem Formel 1-Event vereinigte 200 grandiose Rennwagen von gestern. Alfa Romeo, ERA, Maserati, Bugatti, Cooper, Lotus, March, Tyrrell, Ferrari und wie sie alle hießen.

Doch den Star schickte Audi: Einen Auto-Union Typ C von 1936. Legendär und einmalig! Damals hockten Hans Stuck und Bernd Rosemeyer in den Silberpfeilen mit den vier Ringen am Bug. Nun steuerte Jacky Ickx dieses Juwel, das einst Ferdinand Porsche konstruierte.

Wenn der Elektrostarter das 520 PS starke 16-Zylinder-Kraftpaket im Heck anwirft, zucken alle erschreckt zusammen. Der Motor faucht infernalisch aus 16 armdicken Auspuffrohren. Der 67-jährige Jacky Ickx, einst Sieger in der Formel 1, in Le Mans, bei Paris-Dakar, bewegte das Unikat mit Samthandschuhen durch Monaco. Aber er ließ den Boliden doch so flott laufen, dass die Fans begeistert jubelten. Auch Renn-Historie kann elektrisieren! Ickx: „Ein tolles Gefühl, solch eine Automobil-Legende fahren zu dürfen.“