Genf. Die Branche boomt; üppiger denn je. Allen voran Volkswagen. Krise? Welche Krise? So lautet die Frühjahrsbotschaft vom Genfer Salon.

Im Vorjahr hatte sich die Genfer Glitzer-Show unter dem Druck öffentlicher Schelte verschreckt in einen „grünen Salon“ voller Elektro-Prototypen verwandelt.

Inzwischen ist die Euphorie verflogen. VW-Chef Martin Winterkorn betont weiterhin: „Die Zukunft gehört der nachhaltigen, emissionsfreien Mobilität.“ Aber er schränkt auch ein: „Der Weg zum reinen Elektroauto wird sehr lang sein.“ Allgemeine Ernüchterung ist eingekehrt. Ja: Schon bald wird es Hybride und E-Autos (wie VW Up) geben, die den Betrieb unter Strom über beschränkte Distanzen – speziell in der City – zulassen. Doch die Batterie-Entwicklung ist sicher noch ein halbes Jahrhundert davon entfernt, die Verbrennungsmotoren abzulösen.

So festigt sich eher dieser Trend: Benzin- und Dieselmotoren werden noch sparsamer, noch schadstoffärmer. Aber Genf zeigt ebenso: Der Wunsch nach Spaßmobilen wächst.

Der gegenüber der IAA kleine Salon galt stets als Show der Exoten, der futuristischen Studien, der PS-Superlative. Die Jahre der Finanzkatastrophe ließen vorübergehend diesen Charakter verschwinden. 2012 bekennt sich die Autowelt wieder zu einem Motto, das zuvor fast als unanständig galt: Freude am Besitz besonderer Autos, Spaß am Fahren.

Millionen Menschen in aller Welt sehen das so. Für sie sind Autos – speziell deutsche – ein Stück der eigenen Persönlichkeit. Auch wenn Politiker oder Medien diese Einstellung noch so sehr verteufeln.

Jede Marke, ob Audi, BMW, Mercedes oder VW, individualisiert deshalb die Großserientypen. Dieses Geschäft betreiben auch winzige Betriebe. Dutzende Veredler präsentieren sich in Genf: Abt, Alpina, Ruf, Carlsson, Gemballa, Hamann, Irmscher, Rinspeed, Brabus – und Karossiers wie Bertone, Giugiaro, Pininfarina. Manche der Kleinen bauen kraftstrotzende Boliden: Koenigsegg, Artega, Gumpert, Wiesmann.

Und: Sportwagen sind „in“. Allen voran Porsche – längst ein Synonym dieser Spezies mit der Ikone 911. Auch andere glänzen: Ferrari mit dem F 12 Berlinetta (V12, 740 PS), Bugatti mit dem Veyron-Vitesse mit 1200 PS (bisher 1001 PS), Mercedes mit dem legendären SL als 63 AMG. BMW zeigt das 6er-Coupé, Aston Martin den Zagato V12. Lamborghini stellt den aggressiven Mentador J vor – und verkaufte den Prototyp an Ort und Stelle für 2,5 Millionen Euro! Unikate sind eine ertragreiche Nische. Die Kunden kommen aus China, USA, Arabien, Russland.

Wo soll die Flut der 180 Genf-Premieren enden? Vielleicht beim Thema Cross-Over. Diese Misch-Typen (Mix Geländewagen, Coupé, Van) sind heiß begehrt. Trotz oder gerade wegen ihrer Größe. Auch Lamborghini will solch einen Luxus-Klotz bauen. Und selbst Bentley – dies Urgestein an Vornehmheit – zeigte in Genf einen SUV. Er heißt EXP 9F und soll in diesem Feld künftig den Maßstab setzen. Nörgler werden sagen: Purer Unsinn. Aber auch dies ist wahr: Da wird Geld verdient.