Auto der Woche: Rundere Formen als frühere Volvo-Modelle bietet der aktuelle Kombi V60 – aber auch die vertraute Sicherheit wie ein Banktresor.

Volvo ist eine Marke mit grandioser Geschichte und einem immer noch legendären Ruf. Das verdient deshalb besondere Erwähnung, weil sich der schwedische Konzern 1999 von seinem PKW-Geschäft trennte und nur die lukrative Nutzfahrzeugsparte behielt. Ford übernahm die 1927 gegründete PKW-Traditionsmarke. Der US-Konzern geriet dann jedoch, ähnlich wie General Motors, in wirtschaftliche Schwierigkeiten und veräußerte im Jahr 2010 Volvo an den chinesischen Automobil-Konzern Geely.

VW-Manager abgeworben

Parallel dazu landeten die Chinesen einen cleveren Coup, indem sie Volkswagen einen recht erfolgreichen Manager wegkauften: Stephan Jacoby. Der heute 53-Jährige hatte als VW-USA-Chef den nordamerikanischen Markt erfolgreich bearbeitet und erwartete möglicherweise eine höher positionierte Berufung, die aber ausblieb. Ruckzuck "dockte" Jacoby bei den Chinesen an.

Geely will mit aller Macht und mit europäischem Know-how eine Position unter den Top-Autokonzernen erkämpfen. Deshalb darf man annehmen, dass sich das Volvo-Qualitätsniveau nicht mindern wird.

Relativ neu auf dem Markt – seit 2010 – ist die Kombilimousine V60. Volvo preist diesen Typ so an: Er stehe für Dynamik, Lifestyle, Premiumklasse. Auffallend an dieser Modellreihe ist der Verzicht auf die Kanten-Form. Lange galten Volvos als "kantige, hünenhafte Wikinger". Von dieser besonderen Note, von diesem Alleinstellungsmerkmal hat man sich verabschiedet. Der V60 ist nun rundlich-elegant.

Ganz neu ist die Rundlichkeit bei Volvo nicht. Die berühmten, auch im Motorsport erfolgreichen Buckel-Volvos der 1950er- und 1960er-Jahre (444 und 544), hatten eine charakteristisch gebogene Rücken-Silhouette. Auch die Coupés (P 1800) kamen eher barock daher. Also: Eine Rückkehr zu den Wurzeln.

Der V60 D5 AWD ist das Top-Modell dieser Reihe – mit Allradantrieb und Fünfzylinder-Dieselturbomotor. Seine Konkurrenten sind Audi A4 Avant, BMW Dreier-Touring und der T der Mercedes-C-Klasse.

Die Hochwertigkeit und die High-Tech-Spitze dieses deutschen Trios kann und will der V60 zwar nicht unbedingt erreichen, aber er ist eine höchst solide, praktische, gut verarbeitete Alternative. Und: Volvo verkörpert eben auch eine bestimmte, bodenständige Lebensart. Wie Ikea.

Der V60 als D5-Allrad ist mit 1,8Tonnen Gewicht ein schwerer Brocken. Aber dadurch wird jenes Sicherheitsgefühl vertieft, das Volvos stets ausstrahlten: Sicher wie ein Banktresor.

Wichtig für einen Kombi: Der Laderaum. Der ist nicht übermäßig groß beim V60, aber variabel. Die Rücksitzlehne lässt sich im nützlichen Verhältnis 40:20:40 und ohne Kraftaufwand zu einer völlig ebenen Ladefläche umlegen.

200 Mal "Tü-lüt-tüt-tüt"

Der V60 ist sicher, leise, bequem, und die üppige Ausstattung lässt sich durch Extras enorm verteuern. Nur gehen dem Nutzer allmählich – wie bei anderen Marken ebenso – die elektronischen Zusatzprogramme und Signale auf den Geist. Beim V60 war es jene akustische Warnung, die bei jedem Kreuzen weißer Linien tätig wird. Das "Tü-lüt-tüt-tüt" klang mir auf einer Tour nach Hockenheim wohl 200 Mal in den Ohren. Ist das hilfreich? Eher nicht.