Der Dacia Duster hat die Gene eines SUV, aber den Preis eines Kleinwagens – Mehr Muskelkraft täte ihm gut

Sie kann es nicht lassen, Renaults Tochter Dacia. Bei preiswerten Angeboten dreht sie ein Ding nach dem anderen. Mittlerweile ist sie bei Verführungsnummer sieben angekommen: Dem Duster.

Ganz dem SUV-Trend folgend, bietet Dacia den Duster mit Allrad- oder Frontantrieb an. Und damit trägt man vermutlich dem Wunsch der meisten Duster-Interessenten Rechnung. Schließlich ist nicht auf automobile Verwöhnung aus, wer sich für einen Dacia entscheidet. Sein Auto soll alles haben, was man unbedingt braucht, mehr aber nicht.

Die Kaufentscheidung dreht sich um Preis und Vernunft. Fällt die Wahl auf den Duster, haben sicher dessen SUV-Gene, durchaus aber auch sein ansprechendes Exterieurdesign gezündet.

Mit 4,31 Meter Länge ist der Duster kein Riese, aber langer Radstand und respektable Höhe verhelfen zu unerwartet großzügigem Innenraum, von dem auch Knie- und Kopffreiheit von Fondpassagieren profitieren. Alle Personen an Bord können entspannt sitzen und haben dank der erhöhten Position gute Sicht nach allen Seiten. Während der Auftritt des Testwagens in attraktivem Mahagoni-Braun eine zusätzliche Werbung war, konnte sein Innenleben, von durchgängiger Plastiklandschaft geprägt, allerdings wenig begeistern, zumal die Kunststoff-Ausdünstungen – je nach Intensität der Sonneneinstrahlung – mehr oder weniger in die Nase stiegen.

Voll daneben geht die schwelende Vermutung, dass im Niedrigpreissegment nicht viel los sein kann mit der Fahrwerksqualität. Ein Duster steckt Fahrbahnunebenheiten sehr viel besser weg als gedacht. Einen umso unerschütterlicheren Eindruck hinterlässt ein Dacia dann dort, wo ihm vergleichsweise harmlose Anforderungen zugemutet werden. Ihm kann man ordentlich was abverlangen, vermutlich erst recht als Allradler.

Der Turbodiesel nimmt seine Arbeit relativ geräuschvoll auf, macht dieses Benehmen aber wieder gut, wenn er den Duster so richtig in Fahrt bringt; etwa auf der Autobahn. Trotz der offenkundig eher spärlichen gezielten Maßnahmen zur Geräuschdämpfung im Innenraum verliert sich das Geräusch des Selbstzünders in Windgeräuschen.

Der Duster entpuppt sich als Provokateur, attackiert er doch im unteren Preissegment die Phalanx sehr viel teurerer, entsprechend stolzer SUV-Repräsentanten. Wer den Dacia erwirbt, fällt als Käufer eines anderen SUV weg.

Für die erhabenen Platzhirsche im Segment könnte es noch peinlicher werden. Dann nämlich, wenn Dacia ein wenig motorische Aufrüstung betriebe und nicht bei 110 PS und 240 Newtonmeter Drehmoment Schluss wäre. Denn als SUV mit geballter Muskelkraft kommt der Duster wahrlich nicht daher. Motorische Bescheidenheit passt aber nicht so recht zu einem SUV, insbesondere nicht zu einem vermeintlich unerschrockenen mit Allradantrieb. Dacia sollte sich zu ein wenig mehr Mumm aufraffen.

Die Ausstattung Prestige, beste im Angebot, dürfte die meisten Käuferwünsche erfüllen. ESP bleibt allerdings selbst hier lediglich Option. Zur optischen Aufwertung tragen 16-Zoll-Leichtmetallfelgen bei, elektrische Außenspiegel und eine Dachreling in Matt-Chrom.