Schätzung des Auto Clubs Europa: Mindestens die Hälfte der Leihwagen fährt durchgehend auf Sommerreifen

Wenn Sie in dieser Jahreszeit ein Auto mieten, sollten Sie sich nicht in jedem Fall darauf verlassen, dass es auf Winterreifen fährt. Der Auto Club Europa (ACE) schätzt, dass maximal nur jeder zweite Mietwagen eine Bereifung für Schnee und Eis hat.

Wie der ACE berichtet, haben sich bislang lediglich die zwei großen Mietwagenunternehmen Europcar und Sixt entschlossen, vom gestrigen Dienstag an Autos ohne Aufpreis mit wintertauglicher Bereifung zu versehen. So laute jedenfalls die offizielle Darstellung der Anbieter. Da Europcar und Sixt als Autovermieter aber nur über einen Marktanteil von insgesamt rund 59 Prozent verfügen und ihre Fuhrparks nicht komplett mit Winterreifen ausgerüstet sind, schätzt der ACE, dass auf die gesamte Branche hochgerechnet bestenfalls nur jeder zweite Mietwagen über Winterreifen verfügt. Rechtlich gesehen existiert weder für private Fahrzeughalter noch für gewerbliche Autovermieter die Pflicht, ihre Autos mit Winterreifen auszustatten. Auch die seit dem vergangenen Jahr strenger formulierte sogenannte Winterreifenpflicht - M+S-Reifen statt "geeignete Bereifung" - sei nach wie vor an die jeweils herrschenden Straßenverhältnisse geknüpft, erinnert der ACE. Ist die befahrene Straße nicht mit Eis, Schnee oder Schneematsch bedeckt, kann auf Sommerreifen gefahren werden. Das ist der Grund, warum Winterreifen auch bei Mietwagenunternehmen noch immer nicht überall zur Standardausrüstung gehören. Der Haken daran: Verantwortlich für die richtige Bereifung ist grundsätzlich nicht der Halter; im Falle der Autovermietung also der Fahrer. Bereits im vergangenen Jahr haben der Deutsche Verkehrssicherheitsrat und der ACE an die Autovermieter appelliert, sie sollten im Rahmen einer freiwilligen Selbstverpflichtung für die Ausrüstung ihrer Mietwagenflotten mit Winterreifen sorgen. Doch auch Autovermieter schauen aufs Geld. So werden derzeit Fahrzeuge auf Sommerreifen zu einem vergleichsweise besonders günstigen Preis angeboten. Deshalb sollten Sie schon bei der Fahrzeugreservierung einen Wagen mit Winterreifen verlangen. Wer mit Sommerreifen auf glatter Fahrbahn unterwegs ist, riskiert ein Bußgeld von bis zu 80 Euro und einen Punkt in Flensburg. Und wer bei Eis und Schnee trotz "situativer Winterreifenpflicht" mit Sommerreifen fährt und in einen Unfall verwickelt wird, kann zudem Probleme mit der Versicherung bekommen. ACE-Verkehrssicherheitsexperte Gert Schleichert: "Für den Schaden beim Unfallgegner muss die Haftpflichtversicherung zwar grundsätzlich immer geradestehen, aber danach führt an einer Einstufung in einen ungünstigeren Versicherungstarif kein Weg vorbei." Noch folgenreicher könnte es bei einer Kaskoversicherung werden. Falsch bereift riskiert der Autofahrer sogar seinen Kaskoversicherungsschutz. Der Grund: "grobe Fahrlässigkeit". Bei der Regulierung des selbst zugefügten Schadens bleibt er auf den Kosten sitzen. Allerdings, so der Experte, müsse nachgewiesen werden, dass hier die Bereifung tatsächlich zu einer Gefahrenerhöhung geführt hat. Im Falle eines Schadens komme es dann womöglich zu einer Kürzung der Ansprüche gegenüber dem Versicherer.

sr