Wenn man den Audi 100 von 1968 mitrechnet, dann gibt es das Modell A6 seit 43 Jahren. Nun steht die siebte Generation am Start. Ein spezieller Fahrbericht.

Premiere für den neuen A6 auf Sizilien. Warum ausgerechnet dort? Nun, so konnte Audi jeglichem Winterchaos ausweichen und gleichzeitig für die Tests reizvolle, relativ leere und kurvenreiche Straßen anbieten.

Sizilien im Februar: Grauer Himmel, zehn Grad, keine Urlaubsstimmung. Dafür: Müllberge an den Straßenrändern Palermos und die rüdesten Verkehrssitten Europas.

Fahrstil im Land der Mafia

Hier gilt die Vernunft wenig. Es herrscht das Recht der Frechen, der Verbeulten. Viele Autos sind vom Nahkampf schwer gezeichnet. Tempolimits? Überholverbote? Eigene Regeln sind da beliebter. Selbst das Rot ist nicht die Farbe, vor der ein Sizilianer mal länger ausharrt. Der Mitteleuropäer gewöhnt sich – sofern er gute Nerven hat – schnell an diese Wild-West-Methoden.

Sizilien ist eben anders! Und deshalb biege ich auch – von Sciacca im Süden in Richtung Palermo rollend – mit wohligem Vergnügen nach rechts ab, als ich auf dem Hinweisschild den Namen Corleone lese.

Der Ort wurde nicht allein durch den Mafia-Film mit Marlon Brando und durch Mario Puzos Buch "Der Pate" berühmt, sondern geriet vor allem als Geburtsort diverser Mafia-Bosse oft in die Schlagzeilen. Die kargen, einsamen Berge rundherum haben manche Verfolgungsjagd und manche Schießerei erlebt.

Der A6 wird ja zu 60 Prozent als Dienstwagen geordert. Und so lenke ich die "beste Business-Limousine" (so der Audi-Werbejargon) – aufmerksam umher spähend – in das berüchtigte kleine Städtchen, in dem sicher noch immer das eine oder andere Geschäft getätigt wird.

Völlige Stille, kaum Menschen auf der Straße. Bei der Espresso-Pause drängt sich indes die merkwürdige Erkenntnis auf: Hier sieht man erstaunlich viele Autos mit den vier Ringen am Bug. Audis – speziell der A6 – sind halt gut für’s Geschäft!

Schon der Vorgänger war ein Top-Auto. Der neue A6 ist nochmals optimiert worden. Verblüffend, wie die Ingolstädter stets weitere Qualitätssteigerungen schaffen. Fakt ist: A6, Fünfer-BMW und Mercedes-E-Klasse sind auf dem gleichen Spitzenniveau. Da entscheiden beim Kauf allein Kundengeschmack, Image und Sympathie für die Marke.

Wir fuhren bewusst den preiswertesten, sparsamsten, vernünftigsten A6. Dieser 2.0 TDI überzeugte rundherum. Mehr muss nicht sein. Aber keine Frage: Die "Athleten" wie 3.0 TFSI-Benziner mit 300 PS (220 kW) oder der bullige 3.0 TDI-Quattro mit 245 PS (180 kW) werden am meisten gekauft werden. Trotz der Preise von rund 52 000 Euro aufwärts.

Die elektronischen Helfer

Wer will, der kann für Extras – Assistenz- und Infotainment-Systeme – jedoch locker nochmal 25 000 Euro draufpacken: Für ein Navi, das Satellitenbilder aus dem Internet runterlädt, für ein WLAN für bis zu acht Computer, für LED und vor allem für Sensoren, die beim Bremsen, Einparken und Spurhalten helfen.