Auto der Woche: Neu von VW: Preiswertes Auto für Großstadt-Klientel und iPhone-Generation.

Wer in Rom am Lenkrad dreht, der muss gute Nerven haben. Offenbar wird auf den Straßen der "Ewigen Stadt" unablässig für Grand-Prix-Rennen trainiert. Tempolimit? Gibt es das hier? Überholt wird rechts und links. Abdrängen und Schneiden gilt als Notwendigkeit. Besonders Motorradfahrer glänzen mit kühnen Manövern. So verführt dieses Chaos schon nach kurzer Zeit zum Mitmachen. Will man denn als Verkehrshindernis gelten? Als einer, der stur auf Tempo 50 beharrt?

Gerade brausen wir in dichtem Pulk auf das Kolosseum zu. Erstaunlich, wie komfortabel der kleine VW Up über Bodenwellen und Schlaglöcher gleitet. Da wehen Erinnerungen heran. War das nicht genau hier? Ja, vor 30 Jahren, als wir Fiats Ritmo probierten. Das Ding klapperte unerhört. Der joviale Fiat-Pressechef nahm unsere Kritik locker: "Stellt das Radio lauter. Dann hört Ihr das gar nicht."

Italien ist eben anders, doch immer verlockend. Ist es nicht reizvoll, bei sommerlicher Wärme – immerhin im Oktober – noch nachts vor der Pizzeria "Gusto" sitzen zu können? Da sieht man dann Italienerinnen, die ihre blonden Mähnen – trotz Sonnenbrille im Haar – geradezu artistisch nach hinten werfen. Und es verblüffen andere Merkwürdigkeiten. Wie diese: Ein gelber Ferrari dröhnt vorüber, hinter ihm zwei dunkle Regierungslimousinen mit Blaulicht! Berlusconi? Oder ein Minister auf Dienstfahrt? In Berlin wäre so etwas kaum denkbar.

Es ist kein Zufall, dass VW jetzt vier Wochen lang Tag für Tag Journalisten aus aller Welt nach Rom einfliegen lässt. Italien ist jahrzehntelang das dominierende Land der Kleinwagen gewesen. Fiat 500 und 600 hatten hier mal einen Marktanteil von 75 Prozent! Und heute? Man muss lange, lange herumzuckeln, um hier oder da einen einsamen Fiat Cinquecento zu entdecken. Dafür wieselt an jeder Ecke ein Smart herum.

Ja, Rom ist eine Smart-Metropole. Mercedes verkauft hier Jahr für Jahr 12 000 der kugeligen Zweisitzer. Da will VW nun gegensteuern. Mit einem hochwertigen und vor allem erschwinglichen Viersitzer, der kein Verzichtsauto ist! Weil der Up auch noch rundherum attraktiv aussieht, dürfte der Erfolg noch wahrscheinlicher sein. VW-Design-Chef Walter de Silvas Statement: "Der Up ist wie ein Espresso, in dem der Löffel steckenbleibt." Mit anderen Worten: Der Kleine "sitzt", er ist gelungen. Dass der Up 2013 zusätzlich als reiner Elektrowagen und als Erdgas-Variante zu haben ist, darf als zusätzlicher Anreiz gelten.

Doch die Up-Tour im Verkehrsgewühl Roms stimmt auch nachdenklich. Automobiler Zuwachs auf diesem Markt, Zuwachs dort: Wo soll das enden? Für eine 15 Kilometer lange Strecke von der Via Cristoforo Colombo zur Via Veneto brauchten wir abends zwischen 18 und 20 Uhr eineinhalb Stunden! Klar: Klotzige SUV-Typen im Chrom-Rammschutz passen längst nicht mehr ins Bild unserer Städte. Aber im Chaos von Rom, Paris, Tokio helfen Kleinwagen leider auch nicht viel weiter.