Ereignis der Woche

Der Genfer Salon bot stets eine Bühne für Prototypen, für die Studien. Auch 2011.

Kunden sind komplizierte, wankelmütige Wesen. Entsprechend schwierig ist es, ihren Geschmack zu treffen. Im Gegensatz zu anderen Branchen besitzt die Autoindustrie jedoch eine Chance, die Attraktivität der Modelle von morgen zu testen. Und zwar durch die so genannten Konzept-Studien.

Man baut also Prototypen, Einzelstücke und untersucht akribisch genau, wie die Öffentlichkeit – allesamt potentielle Kunden – darauf reagiert. Die beste Bühne dafür bieten die großen Auto-Ausstellungen. In Detroit, Tokio und Frankfurt, in Los Angeles, Paris und in Genf.

Der Genfer Salon gilt schon seit Jahrzehnten als idealer Präsentationsort für Neuheiten. Diese Frühjahrsschau ist – im Gegensatz zur monströsen Messe IAA – überaus kompakt, umfasst nur zwei Hallen und vereint dort auf engstem Raum die Spitze der Automobilindustrie.

Traditionsgemäß spielen hier die Studien eine Riesenrolle. Früher hatte das auch mit der Nähe zu Italien zu tun, wo stets die besten Designer residierten. Pininfarina, Bertone, Giugiaro, Zagato und viele andere. Inzwischen kommt Top-Styling zwar auch aus anderen Ländern, aber es ist kein Zufall, dass an der Spitze des VW-Designs ein Italiener steht – Walter de Silva.

Den Genfer Salon zierte wie gewohnt eine Fülle von Studien. Einigen darf schon jetzt ein Großserienstart prophezeit werden. Etwa dem sechssitzigen, kompakten VW-Bulli. Ebenso dem Captur von Renault, eine Mixtur von Coupé, Roadster und SUV auf Basis des Clio. Auch die attraktiven Studien von Skoda und Seat werden in absehbarer Zeit auf den Straßen auftauchen. Enttäuschend brav und gestrig wirkte dagegen die Coupé-Studie von Giugiaro.

Wie sehr die Hersteller um die Jugend kämpfen, die sich ja teilweise desinteressiert vom Auto abwendet, das zeigt Smart mit dem Forspeed, der als eine Art rollender I-Pod gelten darf. Auf diese Zielgruppe konzentriert sich auch BMW und sieht zum Beispiel den Elektro-Einser als "mobilen Bestandteil einer vernetzten Welt". Junge Leute soll auch der Rocketman ansprechen. Das ist sozusagen ein Mini vom Mini: Ein superkurzer, frecher, dreisitziger Flitzer. Andere Unikate sind eher Technologieträger – wie der BMW Vision Connected Drive mit versenkbaren Türen. Die Prototypen "heißer" Supersportwagen gelten dagegen als Appetitanreger für die PS-Fans, die es weltweit in Hülle und Fülle gibt.

Für alle Modelle gilt: Sie demon-strieren die Vielfalt der Autowelt.