Er ist keine Neuerscheinung, in Etappen aber mittlerweile herangereift zu einem Konkurrenten ähnlich konzipierter Roadster, auch namhafter deutscher Marken.

Nissans Sportler 370 Z, hervorgegangen aus dem 350 Z, hat es jedenfalls geschafft, erhabene Anführer der Roadster-Gilde zu bedrängen. Behilflich ist dabei sein günstigerer Anschaffungspreis.

Dem Betrachter präsentiert sich Nissans Roadster so, dass spontan Lust aufkommt, sich hinters Lenkrad zu setzen. Seine Erscheinung unterstreicht, dass ein Roadster eben weniger einer rationellen Personenbeförderung und schon gar nicht als Gepäcktransporter dienen soll. Zuerst will ein 370 Z zwei Leuten Fahrspaß vermitteln, vor allem per Heckantrieb und viel Power.

Der 3,7-Liter-Sechszylinder, maximal 328 PS und 363 Newtonmeter Drehmoment erarbeitend, sorgt für vehementen Vorwärtsdrang. Fahrer und Beifahrer spüren den Schub auf ihren zweckdienlich konturierten, relativ straff gepolsterten Sitzen. Sie bieten Sitzkomfort und Halt in einem. Der Körpergröße und Wunschposition lassen sie sich elektrisch anpassen.

Open-Air in 20 Sekunden

Nissans Sportler, als Coupé und Roadster angeboten, macht in der offenen Version nicht den eleganteren, wohl aber den verwegeneren Eindruck. Und er hat Besonderes zu bieten: Binnen 20 Sekunden lässt sich das Stoffdach elektrisch aus- oder einfahren. Zuvor oder danach sind keinerlei zusätzliche Handgriffe erforderlich. Den Vorzug, den Himmel (hoffentlich blau) über sich zu sehen, erkaufen sich Insassen trotz optimierten gläsernen Windschotts und hochgefahrener Seitenscheiben damit, dass sie als natürlichen Begleiter eine tempoabhängige Dosis Fahrtwind hinnehmen müssen.

Die Sonne braucht nicht zu scheinen. Bei Bedarf sorgt die Sitzheizung für wohlige Wärme bis hinauf in die hohe Sitzlehne. Wird außerdem das Cockpit intensiv beheizt, bleibt der Fahrspaß selbst bei kühlem Wetter erhalten. Und sollte es mal sommerlich hitzig zugehen, lassen sich optionale „Air Seats“ mit Sitzflächen aus netzartigem synthetischem Leder per Gebläseluft kühlen.

Das Cockpit ist dunkel gehalten, „tapeziert“ mit einer Mischung aus genarbten Kunst- und glattem Echtleder. Den Testwagen schmückte allerdings das höherwertige Bordeaux-Lederpaket (600 Euro Aufpreis). Bei geschlossenem Verdeck und höheren Geschwindigkeiten geht es im Innenraum relativ laut zu. Radiomusik und Navi-Ansage werden von den Windgeräuschen so gut wie geschluckt. Einerseits erwartet man von der Geräuschdämpfung einer unterfütterten Stoffhaube mehr Wirkung, andererseits wollen Roadster-Fans bei sportlicher Vorwärtsbewegung nicht zwingend gleichzeitig auf Radio-Klangwolke sieben schweben. Das optionale Bose-Sound-System gäbe jedenfalls ohne Fahrtwinduntermalung Konzertatmosphäre her.

Mit dem Heck wedeln

Der Testwagen hatte die Sonderausstattung „Nissan Connect Premium“ mit Festplatten-Navigationssystem mit Verkehrsmeldungen (TMC), 7-Zoll-Farbdisplay mit Touchscreen und Rückfahrkamera, Spracherkennung, Radio mit MP3, CD, DVD-Player, AUX, USB-Anschluss (Paket-Aufpreis 2610 Euro).

Ein Auto, erst recht ein Roadster, ist zuerst zum Fahren da. In Phasen mit kräftiger Beschleunigung verrät schon der Sound des Sechszylinders, dass reichlich Power im Spiel ist. Man kann’s hören, und genau so wollen das Roadster-Fahrer haben. Er schießt los, als wolle er wie ein Flugkörper abheben. Dass man mit einem Hecktriebler unterwegs ist, bringen die Hinterräder in Erinnerung, die bei forschem Gasgeben schon mal versuchen, schwänzelnd eigene Wege zu gehen, selbst wenn die Fahrbahn nicht rutschfeucht ist. Natürlich gibt es ESP an Bord. Es lässt sich aber auch abschalten.

Offen gefahren, verführt der Sportstyp eher zu beschaulichem Dahingleiten. Belohnt wird solche Gangart mit deutlich geringerem Kraftstoffverbrauch. Auch an einer solchen Kombination kann man durchaus seine Freude haben.

Fazit: Roadster-Fahren muss man einfach wollen, es mögen. Und dann genießen.

(ar)