Auto der Woche

Der neue Beetle ist da: Mit seinem Käfer-Urahnen verbinden ihn nur noch die Silhouette und die Historie.

Martin Winterkorn hebt seinen Montblanc-Stift hoch, mit dem er so gerne herum kritzelt, und fragt: "Warum habe ich den?" Dann streicht er sachte über die schwarzgelackte Fläche seines Kugelschreibers und gibt die Antwort selber: "Weil er schön ist."

Was das nun heißt? Hochklassige Markenprodukte kauft man mit dem Herzen. Also nur dann, wenn sie gefallen. Wenn sie von ihrer Optik, ihrer Ausstrahlung und Qualität her verführerisch wirken. Da sind wir schon beim Beetle. Es ist schon öfter gesagt worden: Dies kugelige Auto weckt Emotionen. Und das ist der Kaufanreiz.

Nach Benzin stinkt‘s nicht

Der legendäre, Millionen Menschen noch so vertraute Käfer spukt immer noch ein wenig im Kopf herum, wenn man vom Beetle spricht. Aber: Nach Benzin – wie einst der Alte – stinkt der Ur-Enkel im I-Phone-Zeitalter natürlich nicht mehr, wenn man einsteigt! Er ist auch keine Familienkutsche mehr wie der Urahn. Und die Blumenvase, die den New Beetle von 1998 zierte, gibt‘s im Beetle II auch nicht mehr.

Das heißt: Der Beetle ist nun anders geworden. Nicht mehr putzig, sondern dynamisch-sportlich. Alles Verspielte ist weg. Das ist der große Unterschied zum Vorgänger.

Wie man sich hinter dem Lenkrad fühlt? Fast so wie in einem Sportwagen. Und einen Hauch von Porsche vermittelt auch die gesamte, recht originelle Karosserie mit dem Spoiler am Heck. Die Sitzposition ist hervorragend, ebenso angenehm ist das Raumgefühl im Beetle. Das sind Voraussetzungen für jede Menge Fahrfreude. Flott spurtet er, handlich, sicher, kernig-sportlich fährt er sich. Man fühlt sich als Fahrer mit ihm verwachsen, fast als ob man ein Einbauteil wäre.

Und: Wie solide sich alles anfühlt! Knöpfe, Hebel, Tür, Armaturenbrett. Das ist "fassbare" Qualitätsanmutung. Rationales rückt bei diesem Spaßmobil – das ist der Beetle – ausnahmsweise ein wenig in den Hintergrund. So geht es auf den Rücksitzen – das bringt die Form nun mal so mit sich – nicht allzu üppig zu.

Auch der Einstieg nach hinten ist etwas mühsam, weil es eben nur zwei Türen gibt. Das wäre zum Beispiel für eine Mutter, deren zwei Mädchen in die Kindersitze klettern müssen, schon ein Nachteil. Ebenso für die Hausfrau, die auf der Heckbank gern eine Einkaufstasche oder Pakete verstaut. Auch das Gepäckabteil ist mit rund 300 Litern Volumen nicht gerade großzügig.

Man muss eben klar sehen, dass der Beetle heutzutage – im Gegensatz zum Käfer – ein Auto für Singles ist, ein Auto für zwei und – eine Art Lifestyle-Gerät. Aber zusätzlich auch – speziell der Beetle Sport – ein Wagen für Fans, Freaks. Das war der Beetle ja im technik-verliebten Deutschland bisher nicht. In Europa floppte er, in den USA wurde der Flower-Power-Retro-Käfer sechsmal mehr verlangt.

Winterkorns Schadens-Tisch

Hochwertig zeigt sich der Neue; schließlich basiert er auf Golf-Technik. Dass der Beetle in Mexiko entsteht, das lässt manchen Kunden an der Qualität zweifeln. Aber in diesem Punkt darf man sich auf Martin Winterkorns "Schadens-Tisch" verlassen. Was das ist? Eine alle zwei Wochen tagende, in der Autoindustrie ziemlich einmalige Einrichtung: Da spürt der Chef, dieser ausgewiesene Qualitäts-Fanatiker, persönlich und rigoros – manchmal lautstark – jeglichen Mängeln hinterher.