Ein Plexiglas-Schiebedach als Sonderausstattung? Fischsilberblaue Lackierung? Selbstverständlich.

Flugzeuginstrumente im Cockpit, gerundete Kühlermaske, vollversenkbares Dach, Gepäckbrücke unter der Fahrertür, eine so geschwungene wie schwülstige Karosserie – kein Problem, wenn genug Kleingeld vorhanden ist.

Aber das war nie ein Thema für Prominente wie Prinz Bernhard der Niederlande, Rudolf Caracciola, Bernd Rosemeyer, Ernst Udet, Emil Jannings, Ernst Heinkel, Werner von Siemens und den König des Irak. Die bestellten kein Auto von der Stange, sondern ließen sich ihre Wunschkarosserien maßschneidern.

In diesem Fall allesamt bei dem wohl edelsten aller deutschen Karosseriebauer, dem Berliner Unternehmen Erdmann & Rossi. Allein in Deutschland gab es in der Hoch-Zeit der Individualisierung – den 20er und 30er Jahren – über 300 dieser Spezialisten.

Grund genug für die Bremen Classic Motorshow, ihr diesjähriges Länderthema den deutschen Sonderkarosserien zu widmen. Rund ein Dutzend seltener und schöner Aufbauten sind vom 4. bis 6. Februar in den Hallen der Messe Bremen zu sehen.

Selbstverständlich auch eine Arbeit von Erdmann & Rossi: ein Mercedes-Benz 540 Kompressor Cabriolet von 1938 aus dem berühmten Museum der Schlumpf-Brüder. Einer der ganz frühen Fans der 1898 von Willi Erdmann gegründeten Firma war übrigens Kaiser Wilhelm II. Der bestellte schon im ersten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts seine Geschenke für ausländische Staatsgäste an der Spree.

Mit dem Projekt "Junge Klassiker" wagt die Bremen Classic Motorshow den Versuch, das Schubladendenken in Sachen Oldtimer (älter als 30 Jahre), Youngtimer (älter als 20 Jahre) und Gebrauchtwagen aufzubrechen. "Wir stellen Autos aus den späten 60ern bis zu den frühen 90er Jahren aus, die nur durch sehr wenige Hände gegangen sind und extrem wenig Kilometer auf der Uhr haben," sagt Projektleiter Frank Ruge. Der Clou: Alle sind käuflich.

"Es geht uns um Autos, die früher oft auf der Straße zu sehen waren, aber heute fast verschwunden sind," präzisiert Ruge, "und besonders die heute 30- bis 50jährigen Autofans können ihre Träume von damals jetzt erfüllen.

Dabei ist das Image der Marken egal – das Haben-Wollen macht diese Fahrzeuge so reizvoll." Außerdem sind die hochwertigen, weil nahezu neuen Sammlerfahrzeuge von morgen genauso zuverlässig auf der Straße sind wie bei der Wertsteigerung.

Wer lieber nur schauen will, entdeckt auch noch Ikonen der deutschen Rennsportmeisterschaft, so zum Beispiel den Ford Capri von Peter Mücke oder den Porsche 935 K3 von Kremer Racing.

4. bis 6. Februar, geöffnet von 9 bis 18 Uhr. Informationen unter www.classicmotorshow.de