Geländewagen oder sportlicher Zweitürer? – Der Nissan Juke passt in kein automobiles Schema

Dieses Auto polarisiert. Seine Erscheinung stößt entweder auf spontane Begeisterung oder schroffe Ablehnung. Erklären lässt sich das mit dem widersprüchlichen Gestaltungskonzept.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit der Nissan-Designer in England und Japan, der Juke 4x2 oder 4x4, hat einerseits Geländewagen-Gestalt, andererseits vermitteln Konturen eher den Eindruck eines sportlich-coupéhaften Zweitürers. Originell ist das Juke-Designkonzept allemal.

Den Gedankenspielen, die Ex- und Interieur formten, kann man sich anschließen – oder auch nicht. Dass die Designer bei Gestaltung der Mittelkonsole an einen Motorradtank dachten und auch die Anregung für die "schwebende Hutze" über Drehzahlmesser und Tachometer aus der Bikerszene stammt, lässt man einfach mal so stehen, ohne zu fragen, was der Fahrer eines Juke von solcher Designanspielung hat.

Das zentral im unteren Bereich der Mittelkonsole angeordnete Nissan Kontroll-System will dem Fahrer "unmittelbaren intuitiven Zugang zu allen Informationen und Kontrollreglern" verschaffen. Bei den abrufbaren Informationen geht es ausgesprochen farbig zu. Das belebt den Cockpitbereich, allerdings tragen interessierte Blickwendungen des Fahrers hin zu den bunten Anzeigen auf dem Bildschirm nicht unbedingt zur Fahrsicherheit bei.

Der Nutzen der farbigen Untermalung des automobilen Geschehens erschließt sich nicht so richtig. Ist so wichtig, dass der Fahrer, wenn er angenommen den Fahrmodus "Normal" gewählt hat, auch erfährt, wie es um den augenblicklichen Ladezustand der Batterie bestellt ist?

Lassen wir Buntheit und Nutzen des Anzeige- und Regelsystems im Juke beiseite, um uns seinen zweifellos wichtigeren Qualitäten zuzuwenden: Ein Juke 4x4 erweist sich als originelle Mischung: Bei Bedarf ist er williger Geländegänger – der Allradantrieb ist per Taste zuschaltbar –, zuerst aber imponiert bei der 190-PS-Ausgabe das beeindruckende Temperament. So motorisiert, legt der Juke eine Sprintstärke an den Tag, die das übrige Starterfeld an einer Ampel überraschen dürfte.

Bemerkenswert das Fahrwerk. Es nimmt alles gelassen hin, was unter die Räder kommt. Nur markante Querrinnen bildet der Unterbau spürbar ab. Es gibt eine elektrische Servolenkung und einen Bremsassistenten. Der Testwagen, der dank seines stattlichen Leistungsangebots öfter gern flott bewegt wurde, zeigte auch im Frontantriebsmodus bei abrupt erzwungenen Richtungswechseln keine überraschenden "Überreaktionen". Allradantrieb macht sportlichen Vorwärtsdrang allerdings merklich stabiler.

Annäherung ans erreichbare Höchsttempo weckt den Wunsch nach wirksamerer Dämpfung der Geräuschmixtur, die Fahrwind, Reifen und auch ein hochdrehender Turbo-Benziner in den Innenraum schicken.

In einer stimmig gestalteten Umgebung bietet der Juke seinen Insassen sowohl Platz als auch jene erhabene Sitzposition, die auch von einem Auto mit nur 4,13 Meter Länge erwartet wird. Tiefe und Volumen des Gepäckabteils fallen beim Juke Allrad allerdings knapper aus als beim reinen Fronttriebler.

Nissans kompakter Juke wird den erstaunlichen Erfolg seines größeren Bruders Qashqai weder bremsen wollen noch können. Doch dieser Typ hat was. Man muss ihn nicht, kann ihn aber mögen. Gerade weil er in kein Schema passt.