Auf den Straßen sieht man das kleine Kultauto kaum noch. Doch auch 20 Jahre, nachdem in Zwickau der letzte Trabant vom Band rollte, hat die Pappe viele Fans – und das sogar jenseits des Atlantiks.

Ein letztes Mal stand die "Legende auf Rädern" vor 20 Jahren im Rampenlicht. Unter Blitzlichtgewitter und bundesweitem Medieninteresse rollte am 30. April 1991 der letzte Trabant mit der Fahrzeugnummer 3 096 099 in Zwickau vom Band. Zwei Jahrzehnte später muss die Pappe in Pink das Jubiläum allein verbringen. Aufgereiht zwischen zahlreichen Vorläufermodellen steht der 1.1er-Trabi unbeachtet im Depot des August Horch Museums in der Zwickauer Audistraße.

Ihr eigentliches Ende nahm die Geschichte des Trabant bereits am heutigen Standort des Zwickauer Automobilbaus: "Denn der letzte Trabi lief schon in Mosel vom Band, dort wurde 1988 die neue Taktstraße gebaut", erklärt Trabi-Experte Wolfgang Kießling, der von 1974 bis 1989 als Co-Pilot für die Werksmannschaft in der legendären Rennpappe mitfuhr. Zwar wurden einzelne Teile noch an historischer Stätte nahe dem Zentrum gefertigt, doch die Endmontage des Fahrzeugs erfolgte bereits im Stadtteil Mosel. Heute baut Volkswagen an dieser Stelle, wo vor 20 Jahren um 14.51 Uhr der letzte Trabant vom Band rollte, Golf und Passat.

Ob der Trabi irgendwann wieder Teil der Zwickauer Automobilbautradition wird, steht weiterhin in den Sternen. Zwar sorgte das Projekt "Trabant nT" bei der Frankfurter IAA im Herbst 2009 weltweit für Furore. Doch das Team aus Miniaturautohersteller Herpa, dem Sonderfahrzeugbauer Indikar aus Wilkau-Haßlau in der Nähe von Zwickau und dem Braunschweiger Designer Nils Poschwatta ist bislang keinen Schritt weiter. "Wir verhandeln derzeit noch über eine Serienproduktion", ist alles, was sich Indikar-Geschäftsführer Ronald Gerschewski entlocken lässt. Eine Produktion in Zwickau sei zwar unwahrscheinlich, aber zumindest eine Firmenzentrale des neuen Trabi soll hier künftig ihren Sitz haben.

Für Fans des DDR-Kultautos gibt es zumindest einen Trost: Das Internationale Trabantfahrer-Treffen (ITT), das in seinen Glanzzeiten als weltweit größte Trabi-Veranstaltung bis zu 50 000 Besucher lockte, soll nach zwei Jahren Auszeit wieder auferstehen.

Doch die Klientel habe sich verändert, die Zeit der "jungen wilden Trabi-Tuner" sei vorbei, meint Kießling. Stattdessen werde das DDR-Auto mehr und mehr zum Liebhabermodell. "Das neue ITT vom 24. bis 26. Juni auf dem Platz der Völkerfreundschaft in Zwickau wird deshalb ein kleines, aber feines Oldtimer-Treffen mit rund 500 Teilnehmern." Als Veranstalter tritt erstmals das Horch-Museum auf. Organisiert wird das Wochenende von Museum, Intertrab sowie zwei Zwickauer Motorsportclubs. Wie in den Vorjahren kürt eine Fachjury in acht Kategorien die besten Trabis: Angefangen bei historischer Originalität bis zur ausgefallensten Pappe. Die traditionelle Trabi-Parade wird ebenfalls wieder belebt.

Mehr als 150 Fanclubs huldigen in ganz Deutschland ihrem Lieblingsgefährt. Die Pappenbegeisterung reicht sogar bis in die Vereinigten Staaten: Matt Annen aus dem Bundesstaat Maryland betreibt die Internetseite "Trabant USA". Nach seiner Schätzung gibt es etwa 250 Trabis jenseits des Atlantiks. dpa

Internationales Trabantfahrer-Treffen vom 24. bis 26. Juni 2011 auf dem Platz der Völkerfreundschaft

in Zwickau