Auto-Alltag: Seit diesem Monat gehört in der EU bei jedem Neuwagen das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) zu Pflichtausstattung. Die Wirkung des ESP hängt jedoch von der Bereifung ab.

Die EU-Kommission macht bei ihrem Plan, die Unfallrate im Straßenverkehr bis 2020 drastisch zu senken, Ernst. Seit diesem Monat muss beispielsweise jedes neue Automodell serienmäßig mit dem elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) ausgestattet sein. Bei einer flächendeckenden ESP-Ausrüstung, derzeit sind es in Deutschland immerhin schon an die 50 Prozent, könnten nach Hochrechnungen bis zu 25Prozent der Unfälle mit Personenschaden und 35 bis 40 Prozent der Unfälle mit Getöteten reduziert werden.

Beeindruckende Zahlen, wobei das ESP bei uns hinter dem Sicherheitsgurt bereits heute als der Lebensretter Nummer 2 eingestuft wird. Doch der Autofahrer wird mittlerweile in kritischen Situationen auch noch mit einer Vielzahl anderer Sicherheitssysteme wie Antiblockiersystem, Antriebsschlupfregelung, Notbremsassistent oder Spurhaltesystemen unterstützt. Weitere werden in den nächsten Jahren folgen.

Allerdings: Das Wirkungspotenzial all dieser Regelsysteme hängt von der Qualität und der Leistungsfähigkeit der Reifen ab. Denn die Brems- und Regeleingriffe der Elektronik verlangen eine Übertragung der eingeleiteten Kräfte auf die Straße, was eben nur über die Reifen geschehen kann. Wenn der Reifen also nur noch geringe Kräfte übertragen kann, ist logischerweise auch die Wirkung noch so aufwendiger Sicherheitselektronik nur begrenzt. Und das macht sich vor allem bei Nässe beziehungsweise Eis und Schnee besonders bemerkbar.

Während die Bodenhaftung bei einer Profiltiefe von vier Millimetern – gesetzlich vorgeschrieben ist eine Mindestprofiltiefe von 1,6 Millimetern – auf trockener und griffiger Fahrbahn noch hoch ist, geht die natürliche Haftgrenze bei Nässe auf 70 Prozent zurück und reduziert sich bei Eis und Schnee auf gerade mal 20 Prozent im Vergleich zu trockener Fahrbahn.

Bei einem Bremstest aus 100 Kilometern pro Stunde stand der Wagen mit neuen Reifen, die acht Millimeter Profil hatten, auf nasser Straße nach rund 48 Metern. Der Wagen mit halb abgefahrenen Reifen stand immerhin noch nach rund 60 Metern, während der gesetzlich erlaubte Kandidat Nummer drei sich an die 100-Meter-Marke heranpirschte.

Doch auch beim Winterreifen-Vergleich "Neu" gegen "Neu" zeigten sich bei simulierten winterlichen Bedingungen recht große Unterschiede, sodass der billigste Reifen mit Sicherheit nicht der sicherste und preiswerteste ist. Hat man doch nach nur einer Vermeidung eines Unfalls die Mehrkosten für einen Premiumreifen satt wieder hereingeholt. Und die Ausgaben für heute in der Regel immer noch teure optionale Assistenzsysteme sind nicht zum Fenster rausgeworfen.