Thema der Woche: Schwitzend im Elm das Reitlingstal hinaufradeln? Ächzend von Lutterspring hoch zum Tetzelstein? Einfach mal ein Fahrrad mit Elektromotor probieren! Entspannter geht’s kaum.

Vorbei sind die Zeiten, als Radler mit ihrem kleinen E-Motor mitleidsvoll belächelt wurden. Fahrräder mit Elektroantrieb sind der große Trend in der Zweiradbranche. Die Absatzzahlen steigen von Jahr zu Jahr – trotz Preisen von bis zu 2500 Euro je E-Radl. Allein 2010 wurden rund 200 000 Stück verkauft, Tendenz steigend.

Selbst der ADAC kommt an dem Thema nicht mehr vorbei. Keine Silbe von den bösen Radlern, die Autofahrern das Leben schwer machen. Schon im vergangenen Jahr testete der ADAC Fahrräder mit Elektromotor. "Der dominierende Trend" hieß es aus dem Hause der Automobilisten. Alle Testkandidaten lieferten sehr gute bis befriedigende Leistungen ab. Je nach Bauart können die Akkus, für die es häufig keine Garantie gibt, zwischen 500 und 800 Mal geladen werden, Ersatzakkus kosten zwischen 190 und 750 Euro.

Natürlich ist die Reichweite der Akkus begrenzt, mal ganz abgesehen vom relativ hohen Gewicht. Wer weiter mit einer 10-Kilo-Rennmaschine fahren möchte, sollte und muss einzig auf seine Pedalkraft setzen. Wem es nichts ausmacht, schließlich hilft ja der kleine Motor, mit einem rund 25 Kilo schweren Radl unterwegs zu sein, der nimmt das Gewicht der Akkus in Kauf.

Aufgeladen werden die meist am Fahrradrahmen befestigten Akkus im Zweifelsfall an der Steckdose – über ein Ladegerät. In Wien beispielsweise gibt es mehrere Ladestationen, an den E-Radler die Akkus laden können. Ganz im Trend auch der Kreis Freudenstadt, eine Tourismusregion, in dem es 68 Ladestationen gibt. Ladezeit: je nach Modell circa fünf Stunden; Reichweite: bis zu 160 Kilometer. Lebensdauer: für etwa 20 000 Kilometer. Nur wenige Modelle könne die Akkus beim Bremsen oder Bergabfahren laden.

Bunt durcheinander geht es noch immer bei der Bezeichnung der Elektrofahrräder. E-Bikes sagen die einen, Pedelecs die anderen. Richtig ist beides – allerdings definiert der Zweirad-Industrie-Verband unterschiedliche Antriebsarten. Pedelecs sind Fahrräder mit einem Elektroantrieb, E-Bikes sind streng genommen schon Mofas.

Nachholbedarf gibt es auch beim Design. Kommen einige Pedelecs und E-Bikes mit dem klobigen Charme des Hollandrads der 70er Jahre daher, gibt es erste Ansätze. KTM zum Beispiel, österreichischer Zweiradhersteller, baut sportliche Geländes Pedelecs mit Shimano-Ausstattung, die allerdings rund 2000 Euro kosten. Deutlich günstiger war Anfang Mai das Elektroradl von Aldi für 699 Euro. Zu den führenden Herstellern zählen Riese & Müller, Kettler, Winora und die Pantherwerke. Selbst Daimler schielt auf den Zweiradmarkt. 2012 soll das E-Bike von Smart auf den Markt kommen. Wunder allerdings sollte niemand vom Elektrofahrrad erwarten. Also bitte nicht gleich die erste Tour von Bad Harzburg zum Torfhaus planen. Zum einen ist bei dieser Steigung die Pedalkraft unbedingt erforderlich, zum anderen findet auch die Leistungsfähigkeit des Akkus ihre Grenzen.

Kleiner Hinweis für alle Hartgesottenen, die noch immer von Senioren-Rollhilfe sprechen: Der E-Bike-Weltrekord liegt bei 94 Stundenkilometern.