Osterode am Harz. Nach einer mutmaßlichen Amoklauf-Ankündigung an einer Schule in Osterode kam es zum Polizeieinsatz. Jetzt die Ermittlungen eingestellt - aus diesem Grund.

Nachdem die mutmaßliche Amok-Ankündigung an der Realschule am Röddenberg für Mittwoch, 24. April 2024, Anfang der vergangenen Woche für Aufregung in Osterode am Harz gesorgt hat, wird es keine weiteren Ermittlungen geben. Das teilt die Staatsanwaltschaft in Göttingen auf Nachfrage des Harz Kurier am Montag mit.

Demnach sei die Schülerin, die Ende der vergangenen Woche als Verantwortliche ermittelt worden sei, noch nicht im strafmündigen Alter. Im Vorfall werde demnach nicht weiter ermittelt. Denn: strafmündig werden junge Menschen in Deutschland erst mit Vollendung des 14. Lebensjahres.

„Androhung von Straftaten“: Im schlimmsten Fall zwei Jahre Haft

Damit entgeht die mutmaßliche Verursacherin, die Ende letzter Woche nach Hinweisen aus der Schülerschaft von der Polizei ermittelt werden konnte, einem möglichen Anklage und Gerichtsverhandlung. Den zunächst hatte die Polizei wegen „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ nach Strafgesetzbuch Paragraf 126 ermittelt. Im schlimmsten Falle drohen hierauf eine Geldstrafe und bis zu zwei Jahre Haft.

„Üblicherweise kommt es zu einer Anklage und einem Gerichtsverfahren“, schildert Andreas Buick von der Göttinger Staatsanwaltschaft das Vorgehen im Falle einer Strafmündigkeit. „Bei Jugendlichen wird das Jugendrecht angewandt.“ Dies könne je nach individueller Situation auch noch in einem Alter zwischen 18 und 21 Jahren Anwendung finden.

Mutmaßlicher Amokalarm in Osterode: Das war passiert

Nach der mutmaßlichen Amokdrohung für Mittwoch, 24. April, waren Kräfte der Polizei an der Realschule am Röddenberg am Mittwoch vergangener Woche verstärkt im Einsatz. Eltern und Kinder seien informiert gewesen, hieß es aus dem Umkreis der Schule. Ob es sich bei der Drohung um einen Scherz oder gar ernste Absicht handelte, war zunächst unklar. Wie die Polizei dem Harz Kurier mitteilte, sei man am Mittwoch allerdings nicht von einer akuten Bedrohung ausgegangen.

Erste Hinweise auf einen möglichen geplanten Amoklauf waren schon einige Tage zuvor bekannt gewesen, wie Kriminalhauptkommissar Maik Knappe von der Polizei Osterode der Redaktion am Mittwoch mitgeteilt hatte. Auf der Mädchentoilette der Realschule sei der Schriftzug „Amoklauf, 24.4.“ an eine Wand geschmiert worden. Umgehend habe die Schulleitung die Polizei verständigt. Diese habe daraufhin die Ermittlungen aufgenommen – Straftatbestand „Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten“ (Strafgesetzbuch Paragraf 126).

Nach möglicher Amokdrohung im Harz: Polizei zeigte Präsenz

Obwohl die Polizei nicht von einer akuten Gefahr ausging, nahmen die Beamten die mutmaßliche Ankündigung laut Aussage der Polizei sehr ernst: „Nach der Meldung durch die Schulleitung haben wir eine gemeinsame Gefahrenbewertung vorgenommen und haben auch Einsatzkräfte vor Ort“, so Knappe.

Am Donnerstag gab es dann nachträgliche Entwarnung: Der Mittwoch sei an der Schule laut Polizei wie erwartet ohne Vorfälle verlaufen. „Die Einschätzung von Schule und Polizei, dass aufgrund der festgestellten Gesamtumstände und nach eingehender Bewertung nicht von einer Ernsthaftigkeit der ,Androhung‘ und somit auch nicht von einer vorliegenden Gefahrensituation für andere Menschen auszugehen war, wurde anhand der weiterführenden Ermittlungen der Polizei Osterode bestätigt“, hieß es am Donnerstagmittag.

Mutmaßliche Amok-Androhung in Osterode: Tatverdächtige ermittelt

Insbesondere das Vorgehen der Schule, die Schülerschaft im Vorfeld zum Sachverhalt zu sensibilisieren und auch die Folgen aufzuzeigen, hätten dazu geführt, dass aus der Schülerschaft mehrere Hinweise an die Lehrer herangetragen worden seien, hieß es von der Polizei. So sei es dann auch dazu gekommen, dass die strafmündige Tatverdächtige ermittelt werden konnte. Denn diese hatte sich nach Ermittlungen durch die Polizei ergeben und sich geständig gezeigt. Warum die Schülerin den Satz geschrieben habe, sei nicht bekannt.

Die Schulleitung hatte sich nicht zu den Vorgängen äußern wollen und verwies an das regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) in Lüneburg. Diese hatte such am Donnerstag zu den Verfällen geäußert und damit auch auf die Kritik einer Mutter reagiert, die sich an den Harz Kurier gewandt und bemängelt hatte, die Schule habe Eltern erst spät eingeweiht. „Die Schule hat eine E-Mail an die gesamte Schulgemeinschaft versendet. Darin wurde über die Schmierereien und deren Folgen informiert.“ Ebenso sei die gesamte Schulgemeinschaft informiert worden, dass in Rücksprache mit der Polizei der Schulbetrieb stattfinden könne und werde.

Schule in Osterode handeltet nach Krisen- und Notfallplan

„Die Schule hat die schulfachliche Dezernentin umgehend am Tag des Auffindens der Schmierereien ausführlich über den Vorfall und alle folgenden Maßnahmen informiert“, schrieb die Behörde. „Wie in einem solchen Fall üblich, wird das Krisen- und Notfallteam des RLSB Braunschweig informiert.“ Die Schule habe gemäß dem Krisen- und Notfallplan gehandelt, den Schulen haben. Sie sei im regelmäßigen Austausch mit der Polizei gewesen, die beratend zur Seite stand. Ebenso sei sie in engem Kontakt mit dem RLSB Braunschweig gewesen. „Die Realschule Röddenberg handelte in dieser Situation zu jeder Zeit angemessen.“

Das RLSB sei jederzeit über alle Maßnahmen der Schulleitung und der Polizei eingebunden gewesen. „Zusätzlich wurden das Kollegium sowie die Schülerinnen und Schüler von der zuständigen Schulpsychologin beraten und begleitet. Der Schulleiter war sowohl schriftlich als auch persönlich in Kontakt mit der zuständigen schulfachlichen Dezernentin.“

Nach angedrohtem Amoklauf in Osterode: Eltern bestürzt

Bei Eltern sowie Schülerinnen und Schülern hatte die Androhung für Bestürzung gesorgt. Wie eine Mutter der Redaktion mitteilte, sei die Ankündigung für viele Eltern ein Schock gewesen. Sie kritisiert, dass die Schule die Eltern erst spät eingeweiht habe: „Egal ob es ein Scherz war oder nicht: Die Schule hat niemanden informiert, außer einzelne Lehrer, die es für nötig hielten, ihre Klassen zu informieren.“

Auch wenn die Polizei die Gefahr als gering einstuft, sollten die Eltern dennoch frühzeitig Bescheid wissen, findet sie. Einige Eltern hätten deswegen am Dienstag, 23. April, bereits beschlossen, ihre Kinder am 24. April nicht zur Schule zu schicken und das unentschuldigte Fehlen dafür in Kauf zu nehmen. „Zu keiner Zeit wurde kommuniziert, dass es ein unentschuldigtes Fehlen geben soll“, teilte die Landesschulbehörde daraufhin mit. „Die Schule notiert für diejenigen Schülerinnen und Schüler einen entschuldigten Fehltag.“

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