Wildemann. Ein Gastronom aus dem Harz erzählt, wie er im abgelegenen Wildemann ein mehrfach ausgezeichnetes Restaurant eröffnete - und dabei auch Schwierigkeiten überwand.

  • Ein kleiner Ort im Harz und ein Restaurant, das Gäste aus ganz Deutschland begeistert: Das Hotel Rathaus in Wildemann ist eine Erfolgsgeschichte
  • Warum es nicht einfach war, mit einem Hotel und Restaurant im Harz erfolgreich zu sein, erählt Gastronom Mathias Geinitz

Es ist eine Erfolgsgeschichte, wie sie im Harz nicht unbedingt selbstverständlich ist. Ein Harz-Ort auf fast 400 Metern Höhe, kaum 230 Einwohner und ein Hotel, das weit über die Grenzen von Wildemann hinaus bekannt ist. Was Geschäftsführer Mathias Geinitz dazu bewegt hat, vor inzwischen fast zehn Jahren im ehemaligen Wildemanner Rathaus ein Hotel mit Restaurant zu eröffnen, und wie der Familienbetrieb zur Harzer Erfolgsgeschichte wurde, das erzählte der Unternehmer kürzlich beim 19. HarzForumZukunft.

„Wir haben uns in den Charme des kleinen Harz-Ortes einfach verliebt“, erzählt der Thüringer, der nach vielen beruflichen Stationen auch im Ausland mit seiner Frau Maria ein Zuhause im Oberharz gefunden hat. Als der Wunsch aufkam, sich selbstständig zu machen, war der Harz gleich eine Option für beide. „Gerade zum Start gab es auch Zeiten, in denen wir uns gefragt haben, ob das die richtige Entscheidung war. Aber wir haben weitergemacht.“

Gehobene Küche im Harz: Erwähnung im Gault Millau

Und die Beharrlichkeit des Ehepaars, die das Hotel Rathaus mit dem angeschlossenen Restaurant Ratsstube als Familienbetrieb führt, zahlte sich aus. Eröffnung im November 2015 - nur wenige Wochen nach Kauf des Hauses. Wenig später schon gab es dann die erste Erwähnung im Gault Millau - einem bekannten und einflussreichen Restaurantführer -, der 13 Punkte für gehobene Kochkunst vergab. Eine große Auszeichnung auch für Küchenchef Sven Vondran, Geinitz Schwager, der auch die regelmäßig wechselnden Karten des Restaurants selbst komponiert. „Wir hatten überhaupt nicht damit gerechnet oder uns aktiv darum bemüht“, erzählt Geinitz.

Gastgeber Mathias Geinitz (rechts) erzählt beim 19. HarzForumZukunft im Hotel Rathaus in Wildemann im Harz von den Chancen und Herausforderungen seines erfolgreichen Restaurants.
Gastgeber Mathias Geinitz (rechts) erzählt beim 19. HarzForumZukunft im Hotel Rathaus in Wildemann im Harz von den Chancen und Herausforderungen seines erfolgreichen Restaurants. © FMN | Svenja Paetzold-Belz

Die Auszeichnung bleib nicht die einzige. Empfehlung in anderen Restaurantführern, unter anderem dem Guide Michelin, folgten. Und so überzeugten der Gastgeber, seine Familie und sein Haus auch die Gäste des HarzForumZukunft. Bei der Veranstaltung treffen sich regelmäßig Protagonistinnen und Protagonisten aus der Harz-Region und darüber hinaus auf Einladung von Martin Burghartz, um über die Chancen und Herausforderungen von Tourismus im Harz und über besondere Erfolgsgeschichten oder Leuchtturmprojekte zu sprechen. Denn der Harz-Tourismus, besonders die Gastronomie hat es nicht immer leicht.

Gastronomie im Harz braucht mehr Vielfalt

„Es gibt zu wenig Menschen, die den Mut haben, sich hier in der Region selbstständig zu machen und etwas zu eröffnen“, kommentierte etwa Clausthal-Zellerfelds Bürgermeisterin Petra Emmerich-Kopatsch (SPD). Sie lobte die Erfolgsgeschichte des Rathauses. „Aber es gibt in der Region zu wenig gastronomische Viefalt.“

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Die wirtschaftliche Lage, vor allem aber der Fachkräftemangel, macht Unternehmen in der Region zu schaffen. „Wenn bei uns nicht die ganze Familie eingebunden wäre, hätten wir ein riesiges Problem“, sagt auch Geinitz. Denn abgesehen davon, dass es der Gastronomie-Branche gerade sowieso an Fachpersonal und Nachwuchs mangelt, kommt im Harz auch noch der Standort hinzu. Lange Anfahrten, für Auszubildende ohne Auto mit öffentlichen Verkehrsmitteln teilweise kaum zu bewältigen, und ein für junge Menschen oft wenig attraktives Freizeitangebot und soziales Netzwerk - die Herausforderungen sind groß.

Unternehmer im Harz: Zusammenhalt hilft der Region

„Außerdem würde es helfen, wenn die Politik die bürokratischen Hürden lockern würden“, antwortet Geinitz auf die Frage, welche Unterstützung er sich wünscht, um selbst als Betrieb noch lange Bestand zu haben. Und bei Auflagen und Vorschriften stoße auch die Stadt nicht selten auf Probleme, wenn es um die Weiterentwicklung der Harzorte ginge, so Emmerich-Kopatsch. Ein Stichwort: Landschaftsschutzgebiete.

Am Ende müssen wir im Harz alle zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen, um die tolle Region am Leben zu erhalten.
Mathias Geinitz - Geschäftsführer des „Hotel Rathaus“ in Wildemann

„Am Ende müssen wir im Harz alle zusammenarbeiten und an einem Strang ziehen, um die tolle Region am Leben zu erhalten“, findet Geinitz, der dem Entstehen anderer Gastronomie-Betriebe in der Region mit Wohlwollen entgegensehen würde. „Konkurrenz belebt das Geschäft.“ Und es gebe schließlich viele verschiedene Geschmäcker. Und dass das Hotel Rathaus mit seiner Küche zur Attraktivität des Harzes ebenso beiträgt, wie andere Leuchtturmprojekte, an denen das HarzForumZukunft in der Vergangenheit bereits Station machte, darüber waren sich die Gäste einig.

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