Zorge. Ende des Streits: Philipp Göthel verlässt Harzklub-Vorstand nach Ultimatum und Extremismusvorwürfen.

  • Der Streit im Harzklub in Zorge ist vorerst beendet
  • Der 2. Vorsitzende gibt sein Amt nach Rechtsextremismus-Vorwürfen und einem Ultimatum auf
  • Der scheidende Vorstand erhebt selbst Vorwürfe gegen die Spitze des Hauptvereins

Im Streit um den Harzklub Zorge ist ein Ende in Sicht: Zweigverein-Stellvertreter Philipp Göthel kommt der Forderung des Dachverbandes nach und gibt seinen Posten auf. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor, die dem Harz Kurier vorliegt. Auch der Landrat des Landkreises Göttingen, Marcel Riethig (SPD), hat sich zwischenzeitlich dazu geäußert.

Auslöser sind Vorwürfe vom Dachverband gegen AfD-Politiker Göthel. Er soll in der Vergangenheit in die Neonazi-Szene in Thüringen verwickelt gewesen sein. Nach der Berichterstattung des Harz Kurier hatte sich der Vorsitzende der AfD-Fraktion im Göttinger Kreistag vom Extremismus distanziert – jedoch nicht wie vom Dachverband gefordert von seiner Vergangenheit. Daraufhin folgte ein weiteres Ultimatum von Harzklub-Präsident Dr. Oliver Junk: Wenn sich Göthel nicht von seiner Vergangenheit distanziere, solle er als Stellvertreter zurücktreten oder die Zusammenarbeit mit dem Zweigverein Zorge würde ausgesetzt.

Göthel kritisiert Harzklubpräsident: Junk hat zur Eskalation beigetragen

Jetzt hat Philipp Göthel Stellung genommen: In einer Erklärung gibt er seine Gründe für den Rücktritt an. Der Vorstand des Zweigvereins könne es nicht hinnehmen, dass die Ehrenamtler aufgrund des Dachverbands bei der Arbeit keinen Versicherungsschutz mehr haben. Das hätte eine Konsequenz aus den Androhungen des Dachverbands sein können. „Wir können dieses Risiko nicht verantworten und stehen kurz vor der Auflösung des Vereins“, heißt es weiter.

Aus diesem Grund, sowie „der negativen medialen Aufmerksamkeit und um weiteren Schaden vom Harzklub Zorge, unseren Familien, Freunden und der Region abzuwenden“ trete Göthel nun zurück. In seinem Statement kritisiert er das Verhalten des Harzklub-Präsidenten. Dieses habe zur Eskalation der Situation beigetragen.

Göthel schreibt: „Statt ein ernsthaftes und das Interesse des Harzklubs verfolgendes Gespräch mit dem Zweigverein Zorge zu führen, werden Nachbarvereine zur ‚Bespitzelung‘ beauftragt und unter Druck gesetzt, die gute und freundschaftliche Zusammenarbeit zu beenden.“ Dies mache ihm große Sorgen. Göthel selbst habe sich nichts vorzuwerfen und werde sich weiterhin aktiv im Harzklub einbringen.

Präsident des Harzklubs zu Göthels Rücktritt: Er hatte die Chance uns zu beweisen, dass er ein Demokrat ist

„Ich habe schon zuvor gesagt, dass ich an die Selbstreinigungskräfte des Harzklubs glaube. So ist es auch gekommen“, kommentiert Junk die Rücktrittserklärung. Junk ist überzeugt, dass der Harzklub gestärkt aus der Situation hervorgeht. „Wir haben ein wichtiges Thema gelöst und gezeigt, dass es für Rechtsextremismus keinen Platz im Harzklub gibt“, ist Junk sicher. Genugtuung verspüre er jedoch keine.

„Ich finde es nicht okay, dass Philipp Göthel sich nicht von seiner rechtsextremen Vergangenheit distanziert hat“, bedauert Junk weiter. Das sage auch etwas über den Charakter des AfD-Politikers aus. „Er hat eine große Chance verpasst, uns deutlich zu machen, dass er ein Demokrat ist“, bedauert Junk. Den Vorwurf, er habe Zweigvereine zur „Bespitzelung“ missbraucht, weist er ab: „So einen Unsinn kommentiere ich gar nicht.“ Junk weiter: „Durch seinen Rücktritt ist Göthel nicht mehr Repräsentant des Zweigvereins. Im Hinblick auf seine Mitgliedschaftsrechte im Rahmen des Gesamtverbandes werden wir reden.“ Hier bestehe aber kein Handlungsdruck.

„Der Vorstand des Zweigverein Zorge ist eingeladen, sich mit uns zeitnah zusammenzusetzen“, erklärt der Harzklub-Präsident. Er hoffe, dass der Harzklub sich nun auf seine eigentliche Arbeit konzentrieren kann.

Landrat Marcel Riethig befürwortet den Austritt

„Der Rücktritt von Philipp Göthel ist der einzig richtige Schritt, um dauerhaften Schaden vom Harzklub Zorge abzuwenden“, findet Landrat Marcel Riethig (SPD). Es sei wichtig, dass sich alle Funktionsträger unmissverständlich zu demokratischen Werten bekennen. Von Taten aus der Vergangenheit, die diesen Werten entgegenstehen, müsse eine glaubhafte Distanzierung erfolgen oder eben eine Trennung vom Harzklub. „Sonst wäre eine weitere Zusammenarbeit zwischen dem Harzklub und dem Landkreis nicht mehr möglich“, sagt Landrat Marcel Riethig in einem Statement am Donnerstag.

Lesen Sie mehr Geschichten aus Bad Lauterberg, Bad Sachsa, Walkenried und dem Südharz:

Kurz, knapp, krass informiert: HK Kompakt, der Newsletter vom Harz Kurier, fasst die wichtigen News aus Osterode und dem Südharz zusammen: Hier kostenlos für den täglichen Newsletter anmelden!