Bad Sachsa. Erfolgsgeheimnis gelüftet: So schafft die Notunterkunft im Südharz Harmonie.

  • Erfolgsgeheimnis gelüftet: So schafft die Notunterkunft für Flüchtlinge in Bad Sachsa Harmonie
  • Die Kapazität der Plätze konnte aus diesen Gründen im Südharz auf 300 erhöht werden
  • Diese rechtlichen Probleme bei der Unterbringung müssen aktuell noch gelöst werden

Die Kapazitäten für Geflüchtete in Bad Sachsa sind erhöht: In der Notunterkunft der Landesaufnahmebehörde (LAB) Niedersachsen stehen seit Mitte Februar statt bislang 200 nunmehr maximal 300 Plätze zur Verfügung. In Bad Sachsa sorgte die Erhöhung für einige Diskussionen. Im Gespräch mit dem Harz Kurier erklärt Sandro Schirmer, Leiter der Einrichtung, dass die Erhöhung der Plätze nicht überraschend, sondern folgerichtig aufgrund dessen, was rechtlich möglich ist, erfolgt. Er beschreibt aber auch, wie der Alltag in der Notunterkunft mittlerweile erfolgt, dass die Sorgen vor Problemen mit Flüchtlingen bislang unbegründet sind - und wie es mit der Einrichtung weitergeht.

Bad Sachsa: Diese Personen werden in der Notunterkunft untergebracht

Seit dem 16. November 2023 sind in Bad Sachsa in der Notunterkunft in der ehemaligen Paracelsus-Klinik insbesondere vulnerable Personen untergebracht. Zu dieser Personengruppe gehören neben Personen mit Behinderungen, vorwiegend alleinreisende Frauen und Frauen mit Kindern. „Daran wird sich auch nichts ändern, wenn wir jetzt mehr Plätze zur Verfügung haben. Es bleibt bei dem Personenkreis“, betont Sandro Schirmer ausdrücklich.

Maximal können 400 Personen in den Räumen der ehemaligen Klinik in Bad Sachsa untergebracht werden, dies hat das Staatliche Baumanagement, die oberste Kontrollbehörde des Landes Niedersachsen im Bereich Baumaßnahmen, festgelegt. „Das wurde uns jüngst auch noch einmal bestätigt“, erklärt Sandro Schirmer.

Rechtliche Vorgaben bremsen Ausbau der Notunterkunft aktuell aus

Wie aber kommt nun die Erhöhung von 200 auf 300 zustande? Die Antwort ist für Sandro Schirmer ganz einfach. „Wir haben alle Vorgaben bzw. Maßnahmen aus dem Brandschutzkonzept umgesetzt.“ Zumindest die, die dort bis zum 21. Dezember 2023 drin standen. Ab diesem Zeitpunkt habe man aufgrund einer rechtlichen Eingabe seitens der Stadtverwaltung keine weiteren Bau- und Umbaumaßnahmen vornehmen dürfen, „die Angelegenheit befindet sich weiter in der Klärung“, erläutert der Leiter den Hintergrund.

Was ist eine Veränderungssperre?

Die Veränderungssperre ist ein Instrument der Bauleitplanung. Mit dem Erlass einer Veränderungssperre kann eine Kommune während des Zeitraums der Aufstellung eines Bebauungsplans die Errichtung von baulichen Anlagen, die den Vorgaben des künftigen Bebauungsplans entgegenstehen würden, verhindern.

Geregelt wird das Thema Veränderungssperre im Baugesetzbuch (BauGB), Parargraf 14.

Ohne die Option zum weiteren Umbau gebe es derzeit keine Pläne, die Kapazitäten noch einmal zu erhöhen, was neben dem Brandschutz, auch an einfachen logistischen Fragen liege. Dem Team der LAB steht in Bad Sachsa momentan nur ein Speisesaal zur Verfügung, in dem auf einmal 105 Personen essen können. „Um die mögliche Platzanzahl auf 300 zu erhöhen, mussten wir die Zeiten ändern, die unserer Caterer vor Ort leisten kann.“ Konkret bedeutet dies, dass in anderthalb Stunden 300 Personen in dem Saal essen müssten, das entspricht einer Zeit von 30 Minuten pro Bewohner. „Wollten wir auf 400 Plätze gehen, müssten wir den zweiten Speisesaal nutzen.“ Diesen gebe es zwar, aufgrund der rechtlichen Klären von Genehmigungsverfahren dürfe in diesem Bereich vorerst aber nicht weiter umgebaut werden.

Es gibt keine Probleme mit den Bewohnern aus unserer Einrichtung in der Stadt.
Sandro Schirmer - Leiter der Notunterkunft für Geflüchtete in Bad Sachsa

Im Gespräch mit dem Harz Kurier geht Leiter Sandro Schirmer aber auch auf das Tagesgeschäft in der Notunterkunft ein, für das er selbst jetzt auch mehr Zeit hat. Seit knapp zwei Wochen hat er weitere Unterstützung vor Ort erhalten, „sodass ich wirklich zu meinen eigentlichen Aufgaben komme“.

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Ebenso wichtig ist für den Leiter aber auch, dass in einem anderen Bereich der Alltag unkompliziert läuft. „Es gibt keine Probleme mit den Bewohnern aus unserer Einrichtung in der Stadt“, betont Sandro Schirmer ausdrücklich. Gerade im Vorfeld der Öffnung der Notunterkunft hatte es immer wieder Sorgen bei Bürgern im Bereich der Sicherheit gegeben. „Wir haben alle vier Wochen eine Sicherheitskonferenz vor Ort, an der die Polizei, das LAB, die Stadtverwaltung und die Securityfirma teilnehmen. Erst jetzt hat die Polizei uns wieder bestätigt, dass es keine Probleme gibt. Es gibt keine Auffälligkeiten in Zusammenhang mit den Geflüchteten, die bei uns untergebracht sind.“

Wünsche der Geflüchteten werden in Bad Sachsa berücksichtigt

Auch mit den direkten Nachbarn der Einrichtung gebe es keine Probleme, etwa in Bezug auf Lärm oder ähnliches. „Wir hatten einen Vorfall, bei dem es um das Erstellen von Bildern ging, das konnten wir aber lösen.“ Und auch intern sei es durchgehend ruhig. Als Vorteil sieht der Leiter hier wieder die Aufteilung der Unterkunft in Zimmern inklusive eigenem Bad und WC. „Das vermeidet Konflikte von vornherein.“ Zudem ließe man auch weiterhin Familienverbände zusammen. „Auch wenn wir jetzt mehr Personen aufnehmen können, ist eine dreiköpfige Familie in einem Vier-Bett-Zimmer stecken wir dort keine vierte Person hinein.“

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Es sei sogar so, dass das Team vor Ort Wünsche der Geflüchteten aufnehmen könne. „Wir haben beispielsweise eine Gruppe von alleinreisenden Frauen, die sich bei der Flucht kennengelernt haben. Diese hatten gefragt, ob wir sie zusammen ein Zimmer beziehen lassen würden - und das haben wir natürlich auch“, beschreibt er eines von vielen Beispielen.

Strukturen in der geplanten Erstaufnahmeeinrichtung werden weiter aufgebaut

Für Sandro Schirmer ist es für die kommende Zeit wichtig, weiter die Strukturen aufzubauen. So würden Drucker geliefert, Alarmknöpfe montiert und vieles andere. „Wir bauen die Strukturen für das Team hier vor Ort weiter auf“, erklärt Sandro Schirmer abschließend. Er betont aber auch: „Auch wenn wir gerade viel vom Thema Notunterkunft sprechen, wir arbeiten natürlich weiter an der Eröffnung der Erstaufnahmeeinrichtung.“

Fotogalerie: Die Flüchtlingsunterkunft in Bad Sachsa

Der Eingang zur ehemaligen Paracelsus-Klinik in Bad Sachsa. Hier entsteht gerade die neue Außenstelle des Grenzdurchgangslager Friedland der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen. In Bad Sachsa entsteht somit eine Erstaufnahmeeinrichtung.  
Der Eingang zur ehemaligen Paracelsus-Klinik in Bad Sachsa. Hier entsteht gerade die neue Außenstelle des Grenzdurchgangslager Friedland der Landesaufnahmebehörde Niedersachsen. In Bad Sachsa entsteht somit eine Erstaufnahmeeinrichtung.   © HK | Thorsten Berthold
Die ehemalige Paracelsus-Klinik in Bad Sachsa wird aktuell zu einer Außenstelle der Landesaufnahmebehorde Niedersachsen umgebaut.
Die ehemalige Paracelsus-Klinik in Bad Sachsa wird aktuell zu einer Außenstelle der Landesaufnahmebehorde Niedersachsen umgebaut. © HK | Thorsten Berthold
Blick auf einen Teil des Außenbereichs des ehemaligen Klinikgeländes. 
Blick auf einen Teil des Außenbereichs des ehemaligen Klinikgeländes.  © HK | Thorsten Berthold
Blick in den Haupteingang der künftigen Erstaufnahmeeinrichtung. Der ehemalige Empfangsbereich der Klinik ist aktuell noch eine Baustelle. 
Blick in den Haupteingang der künftigen Erstaufnahmeeinrichtung. Der ehemalige Empfangsbereich der Klinik ist aktuell noch eine Baustelle.  © HK | Thorsten Berthold
Dass das Gebäude ehemals als Klinik genutzt wurde, ist noch an vielen Stellen erkennbar. 
Dass das Gebäude ehemals als Klinik genutzt wurde, ist noch an vielen Stellen erkennbar.  © HK | Thorsten Berthold
Dass das Gebäude ehemals als Klinik genutzt wurde, ist immer noch erkennbar. 
Dass das Gebäude ehemals als Klinik genutzt wurde, ist immer noch erkennbar.  © HK | Thorsten Berthold
Im Hintergrund entsteht gerade ein Speisesaal. In der Ex-Klinik wird es insgesamt zwei geben, in denen je 200 Personen im Schichtbetrieb verpflegt werden. 
Im Hintergrund entsteht gerade ein Speisesaal. In der Ex-Klinik wird es insgesamt zwei geben, in denen je 200 Personen im Schichtbetrieb verpflegt werden.  © HK | Thorsten Berrthold
Ein Gang zu verschiedenen Zimmern
Ein Gang zu verschiedenen Zimmern © HK | Thorsten Berthold
Blick hinein in eines der bereits fertiggestellten Zimmer.
Blick hinein in eines der bereits fertiggestellten Zimmer. © HK | Thorsten Berthold
Fertiggestellt: So sieht ein ein Raum aus, in dem vorrangig Familien untergebracht werden sollen. 
Fertiggestellt: So sieht ein ein Raum aus, in dem vorrangig Familien untergebracht werden sollen.  © HK | Thorsten Berthold
Überwiegend mit Etagenbetten sind die Zimmer in der Erstaufnahmeeinrichtung ausgestattet. 
Überwiegend mit Etagenbetten sind die Zimmer in der Erstaufnahmeeinrichtung ausgestattet.  © HK | Thorsten Berthold
Blick in einen Sanitärräum einer der Unterkünfte. In der Erstaufnahmeeinrichtung sind nahezu alle Zimmer mit einem eigenen Sanitärraum ausgestattet. 
Blick in einen Sanitärräum einer der Unterkünfte. In der Erstaufnahmeeinrichtung sind nahezu alle Zimmer mit einem eigenen Sanitärraum ausgestattet.  © HK | Thorsten Berthold
So sieht einer der fertig-renovierten Unterkunftsräume aus. In diesen sollen vor allem vulnerable Gruppe, also Menschen mit Handicap der aber alleinreisende Frauen bzw. Frauen mit Kindern untergebracht werden. 
So sieht einer der fertig-renovierten Unterkunftsräume aus. In diesen sollen vor allem vulnerable Gruppe, also Menschen mit Handicap der aber alleinreisende Frauen bzw. Frauen mit Kindern untergebracht werden.  © HK | Thorsten Berthold
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Eine umfassende Sammlung und Beschreibung der Geschichte der Flüchtlings-Unterkunft in Bad Sachsa, die erstmals im Jahr 2015 für Aufsehen sorgte, können Interessierte hier nachlesen: Flüchtlings-Unterkunft in Bad Sachsa - Die Entwicklung bislang.

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