Osterode. Seit November ist der Woolworth-Standort Osterode in der Marientorstraße geschlossen. Mieter und Vermieter schieben sich den Schwarzen Peter zu.

Leider war es nur ein schöner Schein, als sich noch vor Weihnachten einiges tat in der geschlossenen Osteroder Niederlassung des Einzelhandelsunternehmens Woolworth. Der Sound laufender Heizungen war durch die geschlossenen Türen zu vernehmen, Mitarbeiterinnen verräumten in den Verkaufsräumen Ware. Allerdings: Vorbereitet wurde keine Wiedereröffnung, wie für das Mittelzentrum Osterode zu hoffen war, sondern Artikel wurden laut Geschäftsbetreibern in der Nachbarschaft ausgelagert. Schon das war kein gutes Zeichen!

Woolworth Osterode: Probleme mit Heizung und Wasserschaden

„Die Arbeiten im Store haben einen negativen Anlass: Zusätzlich zur Heizungsproblematik ist in den vergangenen Tagen ein massiver Wasserschaden hinzugekommen. Leider eine weitere Folge von nicht erfolgten Arbeiten seitens des Vermieters. Unser Team ist derzeit dabei, Saisonware und Artikel mit einer Mindesthaltbarkeit auszusortieren, damit wir die Bestände auf umliegende Standorte weiterverteilen können. Eine Wiedereröffnung ist nach aktuellem Stand derzeit nicht möglich“, sagte Roland Rissel, zuständig für die Kommunikation der Woolworth GmbH, auf Nachfrage. Seitdem sind einige Wochen vergangen. Wie ist im jungen Jahr 2024 der aktuelle Stand?

„Verstehe nicht, warum Woolworth nicht wieder öffnet“

Laut Woolworth-Pressesprecher hat sich an der Lage nichts geändert: „Mir sind keine neuen Fakten zur Lage in Osterode genannt“, erklärte er letzte Woche. Der Vermieter Ömer Bahcecioglu, Geschäftsführer der Besitzerin der Immobilie, der RB Investment GmbH mit Sitz in Duisburg, wundert sich. „Wir haben vor mehr als vier Wochen dafür gesorgt, dass die Heizungsanlage wieder läuft. Und auch der Wasserschaden im Flur wurde vor vier Wochen beseitigt. Ich verstehen nicht, warum die Woolworth-Filiale nicht wieder öffnet.“ Deutliche Kritik übt er an der seiner Meinung nach schlechten Kommunikation des Unternehmens in der Sache, das auf seine Telefonate und Mails selten reagiere.

Der Woolworth-Pressesprecher erklärt die Sicht des Unternehmens so: „Fakt ist, dass die Heizung nach wie vor nur mit einer deutlich verminderten Leistung läuft, die nicht ausreicht, um die Filiale auf die gesetzlich geforderte Mindesttemperatur zu bringen. Ähnliche Probleme bereiten die nach wie vor vorhandenen Wasserschäden, die mit Blick auf die Schimmelgefahr keine Öffnung ermöglichen, ohne unsere Mitarbeitenden und unsere Kundschaft gesundheitlich zu gefährden.“

Woolworth will nach eigenen Angaben am Standort Osterode festhalten

In Osterode schießen unterdessen Gerüchte ins Kraut mit Erklärungsversuchen der anhaltenden Schließung. Eine Vermutung ist, dass in Osterode die Umsätze nicht stimmen und sich das Unternehmen möglichst kostengünstig aus dem Mietvertrag verabschieden will, der noch bis 30. September 2027 läuft. Dem widerspricht Roland Rissel: „Die Haltung Woolworths zu solcher Art Gerüchten hat sich nicht geändert: Wir hatten zu keiner Zeit eine Schließung im Sinn und wären froh, wenn wir einen störungsfreien Betrieb vor Ort hätten.“

Gespräche in der Sackgasse?

Gleich nach dem Filialaus hatte Woolworth deutlich gemacht, den Standort Osterode nicht aufgeben zu wollen. Einen Weiterbetrieb am gleichen Standort hatte das Unternehmen aber abhängig gemacht vom Verlauf der Gespräche mit dem Vermieter. Viel weiter scheint man indes nicht gekommen zu sein, die Fronten sind verhärtet. Auch ein Umzug in eine andere Immobilie sei denkbar, hatte der Pressesprecher mitgeteilt: „Fest steht aber, dass Woolworth auch in Zukunft ein Kaufhaus in Osterode betreiben möchte.“

Die Schließung des Woolworth-Standorts in der Osteroder Marientorstraße 3 am 27. November letzten Jahres hatte in Osterode für Aufregung gesorgt. Das Unternehmen gab damals in einer ersten Stellungnahme der Inhaberin des Gebäudes, der RB Investment, die Schuld für die Situation. Seit September sei der Standort vermieterseitig nicht mehr mit Gas versorgt worden. Eine letzte Frist, die Gasversorgung wiederherzustellen, habe dieser verstreichen lassen, begründete Roland Rissel die Schließung. Seitdem schieben sich Vermieter und Mieter gegenseitig die Verantwortung für die Schließung zu.

Für den Osteroder Einzelhandel sei es ein weiterer schwerer Schlag, hatten Bürgermeister Jens Augat und der Vorsitzende des Vereins für Tourismus und Marketing (vtm), Daniel Li, die Situation bewertet. Im vtm sind 138 Mitglieder aus Handel, Gastronomie, Wirtschaft und Handwerk organisiert.

Gebäude soll nun doch nicht verkauft werden

Wie es jetzt weitergeht mit dem Standort Osterode und ob Woolworth wieder öffnet, ob das Gebäude verkauft wird und mit einem neuen Besitzer vielleicht eine andere Nutzung erfährt, bleibt derzeit völlig unklar. Das Objekt war von der von Poll Immobilien Harz in Clausthal-Zellerfeld über den Online Marktplatz ImmoScout 24 für 1,4 Millionen Euro angeboten worden. Das allerdings sei Geschichte, sagte jetzt RB Investment-Geschäftsführer Bahcecioglu, er wolle das Gebäude nicht mehr verkaufen.

Im schlimmsten Fall wird der dominante Bau aus den 1970er Jahren an einem zentralen Einfallstor in die Osteroder Innenstadt jetzt leer stehen, vielleicht bis der Woolworth-Vertrag endet oder gar noch länger. Dann haben wir einen für Osterode schmerzhaften Dauerleerstand wie bei der Kressmann-Immobilie Am Schilde.

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