Bad Lauterberg. Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, über seine Zeit bei den Südharzer Rettern, Hochwasser und die Zukunft.

  • Karl-Heinz Banse ist seit 50 Jahren Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr
  • Vor 50 Jahren trat er in die Jugendabteilung in Bad Lauterberg ein
  • Heute ist der Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes - ein höheres Amt kann man als Wehrmann nicht erreichen.
  • In seinem Amt setzt er sich auch für die Belange der Retter ein

Karl-Heinz Banse hat alles erreicht, was man wohl bei der Feuerwehr erreichen kann: Seit 2021 ist er Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Seine Karriere bei der Freiwilligen Wehr begann in der Jugendfeuerwehr Bad Lauterberg - vor 50 Jahren. 50 Jahre lang hat er damit die Entwicklungen der Einheiten gesehen und am Ende auch mit bestimmt. Zeit für ein Gespräch über die Feuerwehr damals und heute, über Hochwasser und die Zukunft.

Herr Banse, wann und warum sind Sie eigentlich in die Feuerwehr eingetreten?

Das war im Februar 1973, da bin ich eingetreten. Mein Vater war Gründer der Jugendfeuerwehr damals und auch mein Bruder war bei der Freiwilligen Feuerwehr. Das war damals so, da war die ganze Familie dabei.

Das war damals noch so, dass ganze Familien Mitglieder bei der Feuerwehr waren?

Das ist auch heute oft noch so.

Wie sah die Freiwillige Feuerwehr vor 50 Jahren aus?

Als ich zur Freiwilligen Feuerwehr kam, stand das ältere Feuerwehrhaus in Bad Lauterberg noch, an derselben Stelle wie heute. Damals gab es lange noch nicht so viele Fahrzeuge wie heute. Und die waren damals auch kleiner. Das waren meistens 7,5-Tonner. Als ich anfing, gab es auch schon die Ortsfeuerwehren.

Wie sahen denn damals die Mitgliederzahlen aus?

Die Feuerwehr Bad Lauterberg war schon immer ziemlich stark. Die Kinderfeuerwehr gab es noch nicht, aber die Jugendwehr natürlich, die hatte damals auch schon etwa 20 Mitglieder.

Die Feuerwehr Bad Lauterberg war schon immer ziemlich stark.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes

Mit welchen Herausforderungen hatte man damals zu kämpfen?

Ich kann mich nicht erinnern, dass wir grundsätzlich Probleme oder Herausforderungen hatten. Damals war es ja noch so, vor allem im Jugendbereich: Wir waren viel mehr auf Wettbewerb getrimmt als heute. Immerhin waren wir siebenmal Kreismeister. Heute geht es in der Kinder- und Jugendwehr ja vor allem um pädagogische Inhalte und Freizeitgestaltung, aber auch darum, die jungen Menschen an die Wehr heranzuführen.

Karl-Heinz Banses Karriere in der Feuerwehr ist lang und erfolgreich.
Karl-Heinz Banses Karriere in der Feuerwehr ist lang und erfolgreich. © katrinneuhauser.de/DFV/dpa-tmn | katrinneuhauser.de

Welche Stationen und Posten hatten Sie denn im Laufe Ihrer Karriere inne?

Ich habe natürlich alle Lehrgänge und Kurse absolviert, war Gruppenführer bei der Jugendwehr, in der Einsatzabteilung tätig, aber meine Karriere begann eigentlich erst 1987, als ich ins Kommando kam. 1989 wurde ich stellvertretender Ortsbrandmeister, später wurde ich stellvertretender Kreisbrandmeister, dann Bezirksbrandmeister im Regierungsbezirk Braunschweig. Dann wurde ich Regierungsbrandmeister der Polizeidirektion Göttingen. Ja, damals gehörte die Feuerwehr eine Zeit lang zur Polizeidirektion. Diese Posten sind hoheitliche Ehrenbeamtenposten. Später wurde ich stellvertretender Kreisverbandsvorsitzender und kam dann in den Vorstand des Landesfeuerwehrverbandes und wurde auch zum Präsidenten gewählt, bevor ich Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes wurde. Mehr geht dann nicht mehr, das ist das Spitzenamt.

Karl-Heinz Banse

Das können nur wenige von sich behaupten: Karl-Heinz Banse hat einen eigenen Wikipediaeintrag.

Seit Ende Febraur 2021 ist er der höchste deutsche Feeurwehrmann: Er ist Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes.

Seine Wehr-Laufbahn begann in Bad Lauterberg. Geboren wurde Banse am 10. April 1962.

Nach Abschluss der Höheren Handelsschule war Banse von 1979 bis 2016 Verwaltungsangestellter bei der Stadt Bad Lauterberg. 2016 wechselte er als Koordinierender Brandschutzbeauftragter aller Landesaufnahmebehördenstandorte in Niedersachsen (LAB NI).

1973 trat Banse in die Jugendfeuerwehr Bad Lauterberg ein und wechselte 1979 zur Einsatzabteilung. Von 1989 bis 1995 war er stellvertretender Ortsbrandmeister und von 1995 bis 2003 Ortsbrandmeister in abd Lauterberg.

Von 2002 bis 2003 war er stellvertretender Kreisbrandmeister des Landkreises Osterode und von 2003 bis 2004 stellvertretender Bezirksbrandmeister, mit eigenem Aufsichtsbereich, bei der Bezirksregierung Braunschweig. Von 2004 bis 2021 war Banse Regierungsbrandmeister in der Polizeidirektion Göttingen.

Von 2009 gehörte er dem Vorstand an und war 2013 bis 2021 Präsident des Landesfeuerwehrverbandes Niedersachsen.

Im Februar 2021 wurde er im Rahmen der 67. Delegiertenversammlung zum Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes gewählt.

Karl-Heinz Banse engagiert sich außerdem als Vorsitzender zweier Stiftungen: Der Stiftung Hilfe für Helfer und der Stiftung zur Förderung des Deutschen Feuerwehr-Museums. Weiterhin ist er Vorsitzender des Vereins Deutsches Feuerwehr-Museum in Fulda.

Möchten Sie noch eine zweite Amtszeit machen?

Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes ist man für sechs Jahre. Das Amt darf man nur ausfüllen, bis man 65 Jahre alt ist. 2021 wurde ich gewählt, in drei Jahren habe ich die Altersgrenze erreicht, es wird also keine zweite Amtszeit und keine Wiederwahl geben.

Welche Veränderungen können Sie in der Feuerwehr beobachten?

Im Altkreis Osterode gab es die allererste Feuerwehrfrau in Düna in der Jugendwehr.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes

Da gibt es viele Veränderungen im Laufe der Zeit. Zunächst mal sind die Frauen dazu gekommen. Im Altkreis Osterode gab es die allererste Feuerwehrfrau in Düna in der Jugendwehr. Dann kamen die Kinderfeuerwehren hinzu. Dann gab es den Wechsel der Feuerwehren zur Polizeidirektion, der aber wieder rückgängig gemacht wurde, das habe ich mit entschieden. In Niedersachsen gehören die Wehren nun zum Innenministerium. Das macht auch Sinn. Denn es gibt die polizeiliche Gefahrenabwehr und die nicht-polizeiliche Gefahrenabwehr, wir sind natürlich für letzteres zuständig und haben auch keine Rechte wie die Polizei sie hat. Obwohl wir natürlich eng und gut zusammen arbeiten. Weiterhin haben sich natürlich Technik und Fahrzeuge verändert.

Haben sich dann auch die Einsätze verändert?

Damals sind wir noch recht ungeschützt zum Einsatz gegangen.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes

Ja. Die Einsätze haben sich auch verändert. Damals sind wir noch recht ungeschützt zum Einsatz gegangen, heute gibt es eine gute Schutzausrüstung. Heutige Einsätze haben oft viel mit technischer Hilfeleistung zu tun oder mit chemischer Gefahrenabwehr. Deutliche Veränderungen gibt es auch durch den Klimawandel. Das fing 2002 an, mit dem Elbehochwasser. Seitdem gab und gibt es immer wieder Hochwasserlagen, wie zuletzt an Weihnachten. Weiterhin gibt es heute auch mehr Waldbrände.

Seit 2021 ist Karl-Heinz Banse Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Seine Laufbahn in der Wehr begann vor 50 Jahren in Bad Lauterberg.
Seit 2021 ist Karl-Heinz Banse Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes. Seine Laufbahn in der Wehr begann vor 50 Jahren in Bad Lauterberg. © dpa | Privat

Deutliche Veränderungen gibt es auch durch den Klimawandel. Das fing 2002 an, mit dem Elbehochwasser. Seitdem gab und gibt es immer wieder Hochwasserlagen, wie zuletzt an Weihnachten. Weiterhin gibt es heute auch mehr Waldbrände.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes

Wie sehen Sie auf das jüngste Hochwasser über Weihnachten zurück?

Aus Sicht der Feuerwehr sind die Einsätze sehr gut gelaufen, muss ich sagen. Das liegt daran, dass es in fast jeder Gemeinde noch eine Feuerwehr gibt und wir daher schnell viele Hilfskräfte auf den Straßen und im Einsatz hatten. Man kann natürlich auch immer etwas verbessern, die Organisation stellenweise zum Beispiel oder die Ausstattung der Wehren und Einheiten.

Dann würden Sie doch sicher dem Ministerpräsidenten Weil zustimmen, der sagte, dass die Feuerwehren das Fundament der Hochwassereinsätze waren?

Ja natürlich, denn das ist ja auch so. Wir haben eine Millionen Feuerwehrmitglieder bundesweit, das sind mehr als es in Polizei oder Technischem Hilfswerk gibt. Allerdings sieht man im Fernsehen natürlich immer nur die blauen THW-Fahrzeuge oder Polizeiwagen. Ich weiß gar nicht, warum.

Wir haben eine Millionen Feuerwehrmitglieder bundesweit, das sind mehr als es in Polizei oder Technischem Hilfswerk gibt.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes

Gibt es denn heute Herausforderungen, Probleme oder Nachwuchsmangel?

Nein. Wir haben bundesweit 330.000 Kinder und Jugendliche, auch die Mitgliederzahlen steigen bundesweit. Allerdings sehen wir auch, dass die Tagesalarmbereitschaft abnimmt. Das liegt einfach daran, dass viele Menschen nicht mehr vor Ort arbeiten und daher nicht so schnell bei der Wehr sein können im Einsatzfall mitten am Tag.

Was wünschen die der Freiwilligen Feuerwehr für die Zukunft?

Was wünsche ich für die Zukunft? Dass die Zahlen so stabil bleiben oder steigen, wie sie es aktuell tun. Und dass die Politik das Ehrenamt auch in der Feuerwehr mehr stärkt.

Tut sie das nicht?

Doch schon, aber es gibt viele Lippenbekenntnisse. Aber: Das Land Niedersachsen hat auch schon viel getan und viel Geld in die Hand genommen für die Feuerwehren.

Es gibt viele Lippenbekenntnisse.
Karl-Heinz Banse, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes

Was wird denn in Zukunft auf Sie zukommen, wenn Ihre Amtszeit zu Ende ist?

Das lasse ich auf mich zukommen. Ich bin mir sicher, dass ich der Feuerwehr irgendwie noch erhalten bleibe. Außerdem fahre ich Motorrad und habe einen Hund, mir wird also nicht langweilig.

Ehrungen für Karl-Heinz Banse:

Die Liste der Medaillen und Ehrungen für den Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes ist lang.

  • 1978: Leistungsspnage der Deutschen Jugendfeuerwehr
  • 2001: Silbernes Ehrenzeichen des Kreisfeuerwehrverbandes OSterode
  • 2002: Niedersächsische Hochwassermedaille 2002
  • 2003: Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Silber
  • 2008: THW- Helferzeichen in Gold mit Kranz
  • 2012: Deutsches Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold
  • 2013: Niedersächsische Hochwasser-Medaille 2013
  • 2014: Niedersächsisches Ehrenzeichen für 40-jährige Dienste im Feuerlöschwesen
  • 2016: Florianmedaille der Niedersächsischen Jugendfeuerwehr
  • 2016: Ehrenzeichen des Braunschweigischen Feuerwehrverbandes
  • 2017: Ehrennadel des DFV in Silber
  • 2021: Ehrennadel des Thüringer Feuerwehr-Verbandes
  • 2021: Ehrennadel in Gold des LFV Niedersachsen
  • 2021: Ehrenmitglied des LFV Niedersachsen
  • 2021: Ehrennadel in Gold des LFV Mecklenburg-Vorpommern
  • 2021: Ehrennadel in Gold der Feuerwehr-Unfallkasse Niedersachsen
  • 2022: Médaille des sapeurs-pompiers fédéraux reconnue des Französischen Nationalfeuerwehrverbandes
  • 2022: Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold des LFV Schleswig-Holstein
  • 2022: Sonderstufe des Niedersächsischen Ehrenzeichens
  • 2022: Verdienstzeichen des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes I. Stufe
  • 2023: Ehrennadel des DFV in Gold
  • 2023: Stern (als Steckauszeichnung) des Staatlichen Dienstes der Ukraine für Notfallsituationen (DSNS)
  • 2023: Niedersächsisches Ehrenzeichen für 50-jährige Dienste im Feuerlöschwesen

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