Wieda. All in im Südharz: Seit Jahren ist die künftige Nutzung der Immobilie ein Zankapfel. Statt Verkauf oder Neubau soll nun saniert werden.

  • Marode Elektrik sorgt seit Jahren dafür, dass das Kurhaus in Wieda für die Öffentlichkeit gesperrt ist
  • Die SPD-Fraktion im Gemeinderat Walkenried will das Gebäude nichtg nur instandsetzen, sondern zu einem Multifunktionshaus gestalten
  • Neben einer Kindertagesstätte sollen in dem Gebäude auch Vereine und Hilfsorganisationen einen Platz finden

Wie soll die Kinderbetreuung in der Gemeinde Walkenried in Zukunft aufgestellt sein? Wo können Krippen- und Ganztagsplätze geschaffen werden? Wo können aber auch Feiern und Versammlungen im Ortsteil Wieda abgehalten werden? Die Antwort liegt nach Ansicht der SPD-Gemeinderatsfraktion in einem Gebäude, über das seit Jahren heiß diskutiert wird: dem Kurhaus. Die Sozialdemokraten würden das Haus in ein Multifunktionsgebäude umgestalten - und erneuern mit einem Änderungsantrag eine ihrer Forderungen aus dem Jahr 2022. Gleichwohl weisen sie das Gerücht, die zukünftige Ausrichtung der Kindertagesstätten zu verzögern, von sich. „Unser Antrag zielt auf die Verbesserung der Infrastruktur ab und löst dabei den größten Problemfall im Gebäudebestand“, teilen sie mit.

Das Thema Kinderbetreuung erhält jetzt die notwendige Priorität

Grundsätzlich freuen sich die Sozialdemokraten, dass die finalen Beratungen über die Kita-Ausrichtung in der Gemeinde begonnen haben. Zu lange sei das Problem der fehlenden Krippen- und Ganztagsplätze nicht mit der notwendigen Priorität betrachtet worden.

Das Kurhaus in Wieda. Die CDU-Ortsratsfraktion fordert eine Sanierung und umgehende Öffnung der Einrichtung für die Öffentlichkeit. 
Das Kurhaus in Wieda. Die CDU-Ortsratsfraktion fordert eine Sanierung und umgehende Öffnung der Einrichtung für die Öffentlichkeit.  © HK | Thorsten Berthold

Dass das Problem noch nicht gelöst wurde, erklären sie mit einem Fehler aus der Vergangenheit. Bereits im Jahr 2021 hätten sie als SPD-Fraktion darauf hingewiesen, den geplanten Krippenanbau in Zorge durchzuführen und im Frühjahr 2022 wollte man die Diskussion einer ganzheitlichen Betrachtung der Betreuung anstoßen. „Der Erhalt des Kurhauses Wieda in seiner jetzigen Form war und ist aus unserer Sicht nicht umsetzbar. Die Machbarkeitsanalyse für einen Umbau des Kurhauses zu einer Kita-Einrichtung wurde von uns beantragt und in den Haushalt aufgenommen. Auch die alte Grundschule Wieda und ein Neubau sollte betrachtet werden.“

Ziel für Wieda: Vereine, Versammlungsstätte und Kita an einem Ort vereinen

Zu dieser Zeit sei der Wunsch nach einer Versammlungsstätte in Wieda lauter geworden, woraufhin man einen Kompromiss anstrebte. „Zudem ist uns die Integration der Herzberger Lebenshilfe und deren Angebot an heilpädagogischen Betreuungsplätzen im Kurhaus Wieda ein Anliegen. Auch das Familienzentrum der AWO und eventuelle Lagerräume für Vereine sollen geschaffen werden“, heißt es in der Stellungnahme.

Die Pflichtaufgabe Kita gemeinsam mit freiwilligen Aufgaben in einem Gebäude kombinieren, das war das Credo - auch da die Gebäude in schlechtem Sanierungsstand schwer auf dem Haushalt der Gemeinde lasten. „Eine Versammlungsstätte, Räume für Vereine, das sind freiwillige Aufgaben. Hier liegt das Problem. Freie Gelder sind in notwendiger Höhe nicht verfügbar. Die Kombination einer Pflichtaufgabe mit freiwilliger Leistung ist daher eine ungewöhnliche Idee“. Die dafür notwendige Machbarkeitsanalyse verzögerte sich allerdings, da die eingeplanten Gelder kurzfristig anderweitig verwendet wurden. Sie liegt aber mittlerweile vor - und bestätigt, dass der Umbau möglich wäre. Auch aus diesem Grund hat die SPD-Gemeinderatsfraktion ihren Änderungseintrag eingereicht.

Kurhaus Wieda: Diese Punkte umfasst der Änderungsantrag der SPD:

  • Umbau des Kurhauses Wieda zu einer Kindertagesstätte
  • Integration von Räumlichkeiten für das AWO-Familienzentrum
  • Integration von Räumlichkeiten für eine heilpädagogische Einrichtung
  • Integration einer Versammlungsstätte für bis zu 100 Personen
  • Integrative und ganztägige Ausrichtung aller Einrichtungen

„Wir investieren in unsere Zukunft und wollen uns als familienfreundliche Gemeinde aufstellen. Und ein gutes Betreuungsangebot stärkt nicht nur die Familien vor Ort, sondern auch indirekt die Wirtschaft und das Gewerbe. Nur mit einer der Lebensrealität der Familien entsprechenden Betreuung der Kinder können die Einwohnerinnen und Einwohner ihren Berufen nachgehen und unsere Heimat zu einem lebenswerten Ort machen.“

Letzte große Aktion im Südharz; Im Kurhaus in Wieda wurden am 14. Februar 2021 die Stimmen des ersten Bürgerentscheides in der Geschichte der Gemeinde Walkenried ausgezählt. Die Abstimmung erfolgte aufgrund der Corona-Pandemie als Briefwahl. Die Frage lautete: „Lehnen Sie die Fusion der Gemeinde Walkenried mit der Stadt Bad Lauterberg ab?“
Letzte große Aktion im Südharz; Im Kurhaus in Wieda wurden am 14. Februar 2021 die Stimmen des ersten Bürgerentscheides in der Geschichte der Gemeinde Walkenried ausgezählt. Die Abstimmung erfolgte aufgrund der Corona-Pandemie als Briefwahl. Die Frage lautete: „Lehnen Sie die Fusion der Gemeinde Walkenried mit der Stadt Bad Lauterberg ab?“ © Bad Sachsa | Thorsten Berthold

Die Sozialdemokraten betonen aber auch, dass ihr Änderungsantrag weit mehr als eine Kita und Versammlungsstätte umfasse. „Die Kooperation mit der Lebenshilfe und der AWO bieten die Chance, in Wieda einen Standort zu schaffen, der über unsere Gemeinde hinaus Interesse weckt.“

Das sind die grundsätzlichen Forderungen der SPD im Südharz:

  • Erhalt einer Kita-Einrichtung in Wieda
  • Bestmöglicher finanzieller und wirtschaftlicher Einsatz der der Gemeinde zur Verfügung stehenden Gelder
  • Gespräche mit der Lebenshilfe und der AWO über eine Kooperation
  • Integrative und ganztägige Ausrichtung, sofern der Bedarf bestätigt wird
  • Sofortige Umsetzung des bestehenden Beschlusses zum Krippenanbau in Zorge
  • Die gesetzlich vorgeschriebene Teilhabe des Kita-Personals und der Eltern
Zu einer seriösen politischen Willensbildung ist eine ganzheitliche Betrachtung aller Fakten notwendig. Es gilt den besten Kompromiss zwischen Wunsch und realisierbarer Wirklichkeit zu finden.
SPD-Gemeinderatsfraktion Walkenried

Die SPD-Fraktion untermauert ihre Position wie folgt: „Wir sind überzeugt, dass ein Neubau in unserer aktuellen finanziellen Situation nicht umsetzbar ist. Auch wenn dieser alle Wünsche berücksichtigen kann. Wohingegen ein Umbau, ganz gleich welches Gebäudes, bauliche Einschränkungen birgt. Aber wir müssen die Ausrichtung auch wirtschaftlich betrachten. Ein Neubau bringt nicht nur längere Beantragungszeiten mit sich, sondern widerspricht auch der Prämisse, den Gebäudebestand zu minimieren.“ Zu einer seriösen politischen Willensbildung sei eine ganzheitliche Betrachtung der Fakten notwendig. „Es gilt, den besten Kompromiss zwischen Wunsch und realisierbarer Wirklichkeit zu finden.“

Sitzung des Gemeinderates

Die nächste öffentliche Sitzung des Gemeinderates Walkenried findet am Donnerstag, 14. Dezember, ab 18 Uhr, im Klosterhotel (Bahnhofstraße 1) in Walkenried statt.

Auf der Tagesordnung steht unter anderem die Einführung einer neuen Bestattungsform auf den Friedhöfen in der Kommune.

Je nach Bedarf findet vor und nach der Sitzung eine Einwohnerfragestunde statt.

Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Walkenried sind eingeladen.

Erst die Schließung der Kita in Wieda in diesem Jahr hätte den Fokus erneut auf das Thema gebracht. „Überrascht waren wir, als die Verwaltung mit einer Vorlage aufwartete, in der ein Neubau in Wieda beschlossen werden sollte. Wir hatten noch auf eine Übersicht aller relevanten Daten gewartet, um eine Grundlage für eine Entscheidung zu haben. Die Machbarkeitsanalyse hatte zwar bestätigt, dass unsere Idee umsetzbar ist, aber es wurden bisher keine Kosten für das Kurhaus ermittelt“, teilen die Sozialdemokraten mit.

Auf der nächsten Sitzung des Gemeinderates Walkenried am 14. Dezember könnte der Änderungsantrag noch einmal Thema werden, bislang findet er sich aber noch nicht als eigener Punkt auf der Tagesordnung wieder.

Kindergarten Wieda: Die dramatische Entwicklung im Jahr 2023:

  • Die Nachricht war ein Schock in Wieda: Anfang Februar 2023 erklärte Gemeindebürgermeister Lars Deiters, dass aufgrund schwerwiegender baulicher Mängel am Gebäude ein Weiterbetrieb des Kindergarten „Spatzennest“ an seinem Standort in der ehemaligen Grundschule „bis auf Weiteres“ nicht möglich sei. Vorerst sollte die Einrichtung in die ehemalige Grundschule in Walkenried umziehen.
  • Nicht nach Walkenried, sondern nach Zorge sollte der Kindergarten Wieda umziehen, wie die Gemeindeverwaltung knappe zwei Wochen später mitteilte. „Grundsätzlich wäre die Unterbringung auch in der Grundschule möglich, aber der Aufwand für notwendige Umbaumaßnahmen ist kurzfristig nicht machbar“, erklärt Gemeindebürgermeister Lars Deiters. Man sei dann auf den Kindergarten in Zorge gekommen. „Dort gibt es zwei Gruppenräume, von denen aktuell nur einer genutzt wird.“
  • Am 27. Februar musste die Einrichtung in Wieda für den Umzug geschlossen werden, am 28. Februar ging es für die Kinder und das Team vom Spatzennest dann am Ausweichquartier in Zorge weiter.
  • Mitte März machten die Verantwortlichen vom Förderverein des Kindergartens Wieda in einer Stellungnahme, die sie dem Harz Kurier übersandten, ihrem Ärger Luft. Sie forderten eine Reparatur des Gebäudes in Wieda und den Umzug des Kindergartens in seine bekannten Räume.
  • Anfang April beschloss der Ortsrat Wieda, dass seitens der Verwaltung die Reparatur des Kiga-Gebäudes, aber auch ein möglicher Neubau auf dem brach liegenden Sportplatz geprüft werden solle.
  • Mitte April wandte sich dann die Kiga-Leitung in Wieda an den Harz Kurier. Sie erklärte, dass aufgrund der Enge der Räumlichkeiten in Zorge man für Ausflüge regelmäßig nach Bad Sachsa reise. Und auch sie untermauerte die Forderung nach der Wiedereröffnung der ursprünglichen Einrichtung.
  • Einig zeigte sich der Gemeinderat Walkenried in seiner Sitzung Anfang Mai. Der Kindergarten in Wieda soll schnellstmöglich wieder öffnen, die marode Elektrotechnik saniert werden. Als Backup-Lösung, die parallel vorangetrieben werden soll, sollte die Aufstellung von Containern am Sportplatz in Wieda geprüft werden.
  • Ende November konnte Gemeindebürgermeister Lars Deiters auf der Sitzung des Ortsrates Wieda erklären, dass die Arbeiten zur Sanierung der Elektrotechnik in Wieda angelaufen seien. Ein genaues Datum für den Abschluss konnte er noch nicht nennen. „Unser Ziel ist, dass vor Weihnachten dieses Jahr alles abgeschlossen ist, verbindlich zusagen kann ich aber nichts.“

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