Osterode. Wenn das Jugendgästehaus im Herbst schließt, bleiben nur noch wenige Unterkünfte für Klassenfahrten und Gruppen im Altkreis Osterode.

Kerstin Pfeffer-Schleicher und Thorsten Berthold

Die Nachricht kam Anfang August überraschend und sorgte für Bestürzung: Das Jugendgästehaus Harzwird im November schließen. Angesichts eines Investitionsbedarfs von mindestens zehn Millionen Euro, den ein Gutachten ermittelt hatte, sah die Stadt Osterode keine andere Möglichkeit als die Reißleine zu ziehen.

Für die Sösestadt und das Umland ist das ein herber Verlust, der eine schmerzliche Lücke hinterlassen wird. „Für uns alle, aber insbesondere für meine Kolleginnen und Kollegen im Jugendgästehaus, ist diese Entwicklung ein schwerer Schlag, und ich bedanke mich ausdrücklich für die hervorragende Arbeit des gesamten Teams“, hatte dementsprechend Osterodes Bürgermeister Jens Augat (SPD) die Entscheidung kommentiert. Er stellte in Aussicht, dass der Betrieb der Stadtjugendpflege in dem Gebäude weitergehen werde.

Aus für das Jugendgästehaus: Welche Alternativen gibt es?

Unterdessen stellt sich die Frage, wo es im Altkreis Osterode noch Alternativen gibt, die Klassenfahrten, Vereinsunternehmungen oder Seminargruppen eine geeignete Unterkunft anbieten können. Für Osterode als Tourismus-Standort ist die Möglichkeit, mit einer Jugendgruppe anzureisen, ein wichtiges Angebot. Angebote gibt es in der Region durchaus.

Eine Option besteht etwa im Jugend- und BildungshausTettenborn (JUBI). Bis zu 70 Personen finden dort Platz. Vom Einzelzimmer bis zum Matratzenlager, ob Selbstversorgung oder Verpflegung durch einen Koch: „Wir sind sehr flexibel und stellen uns auf individuelle Wünsche ein“, verspricht der Träger, ein gemeinnütziger Verein, auf seiner Homepage. Darüber hinaus verfüge das JUBI über einen großen Plenumsraum und kleinere Gruppenräume. Geeignet ist das Haus laut Träger für Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen, Vereine, Seminargruppen oder auch künstlerisch Interessierte, denen Werkstätten für Töpferei, Holz- und Metallarbeiten zur Verfügung stehen.

Selbstverpflegung und Walderlebnis

Bis zu 53 Gäste können im Gruppenhaus in Bad Grund in Doppel- und Mehrbettzimmern übernachten. Dort ist allerdings Selbstverpflegung angesagt. Dafür steht der Homepage zufolge eine große, gut ausgestattete Küche bereit. Außerdem verfügt die Einrichtung über vier Gruppenräume und ist rollstuhlgerecht gestaltet. Schulklassen, Seminare, Familien und private Feiern finden hier die passenden Räumlichkeiten, versichert der Betreiber.

Auch in der Eulenburg in Osterode gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für größere Gruppen.
Auch in der Eulenburg in Osterode gibt es Übernachtungsmöglichkeiten für größere Gruppen. © Kirsten Buchwald | Kirsten Buchwald

Einen Aufenthalt der besonderen Art verheißt das Waldpädagogikzentrum Rotenberg bei Pöhlde, das von März bis November geöffnet ist. 50 Plätze bieten die 13 Schlafhütten, die mitten im Wald liegen. Zudem gibt es ein Zentralgebäude mit großem Speisesaal und Seminarräumen, eine Köhlerhütte und einen Lagerfeuerplatz für die Gäste, die von einem Team aus Hauswirtschafterinnen und Forstwirten betreut werden, informiert die Homepage. Bestens aufgehoben sind hier Veranstaltungen zu Waldpädagogik und Umweltbildung, aber auch Freizeitgruppen.

Matratzenlager in der Eulenburg

Klassische Jugendherbergen werden nach dem Aus des Jugendgästehauses zwar nur noch in im weiteren Umland um den Altkreis Osterode zu finden sein, etwa in Northeim, Hahnenklee und auf Torfhaus. Als Alternative, zumindes bei warmen Temperaturen, haben aber auch viele Campingplätze in der Region Platz für größere Gruppen, so etwa auf der Hübich-Alm bei Bad Grund oder der Camping-Park Wiesenbeker Teich in Bad Lauterberg.

Ein besonderes Angebot hat auch der Campingplatz an der Eulenburg in Osterode: Für Gruppenaufenthalte oder große Veranstaltungen auf der Eulenburg bieten die Betreiber allen Gästen, die keine Campingausrüstung haben, ein Matratzenlager im Erdgeschoss des Haupthauses im Industriedenkmal an.

Comeback für die Jugendherberge Bad Sachsa?

Immerhin die Chance für ein Comeback gibt es für eine Einrichtung im Südharz: die ehemalige Jugendherberge in Bad Sachsa. Die dortige Einrichtung, die im Jahr 1959 eröffnet wurde, schloss Ende des Jahres 2020 ihre Pforten für immer. Keine Schneesicherheit im Winter, hohe Kosten für die Sanierung, eine zu geringe Belegungsquote hätten die Einrichtung in Schieflage gebracht, erklärten die Verantwortlichen des Landesverbands Hannover des Deutschen Jugendherbergswerkes (DJH) bei einem Gespräch mit Vertretern der Politik gegenüber dem Harz Kurier im Jahr 2020. Hinzugekomen sei die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen, die letztlich die Negativentwicklung noch einmal beschleunigten.

Die Jugendherberge in Bad Sachsa zum Ende des Jahres 2020 geschlossen werden. Gibt es eine Chance auf eine Wiedereröffnung?
Die Jugendherberge in Bad Sachsa zum Ende des Jahres 2020 geschlossen werden. Gibt es eine Chance auf eine Wiedereröffnung? © Bad Sachsa | Thorsten Berthold

Doch im Verband gibt es spannende Überlegungen: „Derzeit prüfen wir, ob eine Wiederinbetriebnahme der Jugendherberge umsetzbar ist. Hier müssten jedoch nicht ganz unerhebliche Investitionen im Gebäude erfolgen. Unsere finanziellen Möglichkeiten als Verein sind jedoch begrenzt, was eine Wiedereröffnung erschwert. Hier sind wir auf Förderprogramme oder auf Unterstützung durch außen angewiesen. Beides wird ebenfalls gerade geprüft“, hieß es aus der Pressestelle im Juli diesen Jahres auf Nachfrage. Eine konkrete Aussage zur Zukunft der ehemaligen Jugendherberge in Bad Sachsa sei jedoch nicht möglich.

Zuvor hatte man lange Zeit beim Verband auch über einen möglichen Verkauf der Immobilie nachgedacht. „Aktuell gibt es keine Angebote für den Kauf der Jugendherberge, die wirtschaftlich Sinn machen und von uns weiter verfolgt werden“, hieß es damals weiter zu dieser Option seitens des DJH in Hannover.

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