Bad Sachsa/Bad Lauterberg. Was bedeutet Bedürftigkeit? Der Bundestagsabgeordnete Fritz Güntzler erhält bei der Tafel in Bad Sachsa schonungslose Einblicke.

Die Tische im hinteren Raum des Ausgaberaumes der Tafel Bad Sachsa: Dort, wo eigentlich Ware sortiert und eingelagert wird, dort lief Silke Müller, Vorsitzende und Mitbegründerin der Hilfsorganisation im Südharz, zur Hochform auf. „Ich will Ihnen einmal eines sagen. Es ist eine Schande, dass es in einem Land wie unserem überhaupt eine Tafel geben muss“, erklärt sie in Richtung des CDU-Bundestagsabgeordneten Fritz Güntzler. Zum Start seiner jährlichen Sommertour reiste der Göttinger in die Uffestadt, um – wie er betonte, „die Stimmung der Menschen, ihre Sorgen, Probleme und Wünsche einzufangen“. Und Silke Müller hatte dem Christdemokraten einiges zu berichten – und im Kern drehte sich alles darum, dass die Lage der Klienten, die zur Tafel kommen, aber auch die Arbeit für Ehrenamtlichen selbst, schwieriger geworden ist.

Tafel in Bad Sachsa versorgt bis zu 43 Familien pro Ausgabetag

Belegen konnte die Vorsitzende die Entwicklung mit Zahlen: Drei Mal pro Woche öffnet man die Ausgabe in Bad Sachsa in den Räumen in der Kirchstraße 20 für Bedürftige sowie einmal pro Woche in Bad Lauterberg. Im Schnitt, so erklärte Müller auf Nachfrage von Güntzler würde eine Kiste mit Lebensmitteln von einer Familie mit fünf Personen genutzt. „In der Spitzenzeit haben Kisten an 43 Familien an einem Tag ausgegeben.“

Fritz Güntzler besichtigt die Räume mit Silke Müller. 
Fritz Güntzler besichtigt die Räume mit Silke Müller.  © FMN | Thorsten Berthold

Keine leichte Aufgabe, denn um den Service aufrechterhalten zu können, benötigt es neben den ehrenamtlichen Helfern – 24 umfasst das Team aktuell -, dem Fahrzeug zum Abholen eben die Unterstützung der Märkte vor Ort. Doch es sei deutlich schwieriger geworden etwas zu erhalten, die Auswirkungen zuerst von Corona, dem Krieg in der Ukraine und der Inflation würde man deutlich spüren. Von Märkten und Gönnern aus Bad Sachsa, Walkenried, Bad Lauterberg oder Ellrich stammten dabei die Spenden. „Aktion Eichhörnchen“, wie Silke Müller es umschrieb, sei daher wichtig. „Gerade Ware, die lange haltbar ist, lagern wir immer zum Teil ein, damit wir etwas für Phasen haben, wo Spenden weniger werden.“ Und das mit Erfolg: „Mit leeren Händen geht niemand bei uns weg, das haben wir in all den Jahren immer geschafft.“

Manche kommen schon mit einer gewissen Erwartungshaltung hierher, die uns wütend macht. Wir sind kein Supermarkt.
Silke Müller, Tafel-Vorsitzende, über das Agieren von einigen Klienten

Allerdings sieht die Vorsitzende auch eine Entwicklung bei den Klienten, die ihr Sorge bereitet. „Manche kommen schon mit einer gewissen Erwartungshaltung hierher, die uns wütend macht. Wir sind kein Supermarkt, aber mancher vergisst das scheinbar.“ Ähnliche Entwicklungen konnte Fritz Güntzler aber auch aus der Kreisstadt berichten. „Ich habe einige Male bei der Tafel und der Bahnhofsmission in Göttingen mitgeholfen, ich weiß, was dort zum Teil abgeht.“

Grundsätzliche Frage: Wie definiert man Bedürftigkeit?

Die Bewertung der Lage fiel dabei sogar am Ende grundsätzlich aus. „Es ist schwierig, genau zu definieren, was Bedürftigkeit bedeutet“, sagte Güntzler. Mancher fordere mehr Unterstützung, mancher betonte, es gebe bereits zu viel. „Wir von der CDU sind uns immer noch sicher, dass das System besser wäre, wenn die Menschen Gutscheine statt Geld erhielten, das wäre zielgerichteter.“ Bei Silke Müller konnte er damit aber nicht punkten. „Für viele wäre die Scham zu groß, mit den Gutscheinen loszugehen.“

Blick in die Regale mit Lebensmitteln der Tafel Bad Sachsa.
Blick in die Regale mit Lebensmitteln der Tafel Bad Sachsa. © FMN | Thorsten Berthold

Fritz Güntzler war aber gerade über die Offenheit, mit der Silke Müller berichtete, dankbar. „Das brauche ich, um mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Bundestag richtig die Probleme angehen zu können, wir müssen die Lebenswirklichkeit sehen“, betonte der Abgeordnete. „Und gerade bei so einem Termin wie hier kann man das erfahren“, pflichtete ihm der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Werner Bruchmann bei.

Erlebnisbad in Bad Sachsa wird mit Bundesmitteln saniert

Nach dem fulminanten Auftakt ging es für Fritz Güntzler weiter zu einer für ihn bestens bekannten Station in Bad Sachsa: Dem Erlebnisbad Salztalparadies Bad Sachsa sein. Hier überzeugte er sich speziell über die bereits umgesetzten, wie auch noch geplanten Bau- und Sanierungsmaßnahmen. Seitens des Bundes werden hierfür 3,6 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die Stadt Bad Sachsa bringt einen Eigenanteil von 400.000 Euro auf. Für Güntzler war dieser Besuch wichtig, hatte er doch mit dem verstorbenen SPD-Bundestagsabgeordneten Thomas Oppermann sich maßgeblich für die Vergabe der Mittel in die Uffestadt eingesetzt. Das Geld sieht er da bestens angelegt, sei das Salztal Paradies aufgrund seines breiten Angebotes, immerhin ein überregionaler Tourismusmagnet und steigere damit wesentlich die Attraktivität der Kommune für Ferien- und Freizeitbesucher.

Silke Müller und die Delegation der CDU um den Bundestagesabgeordneten Fritz Güntzler vor dem Gebäude der Tafel. 
Silke Müller und die Delegation der CDU um den Bundestagesabgeordneten Fritz Güntzler vor dem Gebäude der Tafel.  © FMN | Thorsten Berthold

Von der Uffe- ging es dann in die Kneippstadt Bad Lauterberg im Rahmen der Sommertour weiter. Dort informierte sich der Politiker über eine Spendenaktion für die jahrhundertealte, umgestürzte Schullinde. „Nicht nur aus Traditions- und Optikgründen, sondern vor allem auch aus Bewohnersicht braucht es hier eine adäquate und klimaresistente Ersatzbepflanzung“. Fritz Güntzler besuchte bei dieser Gelegenheit auch das gerade abgeschlossene gemeinsame Zaunprojekt der CDU Bad Lauterberg mit den generationenübergreifenden ehrenamtlichen Engagierten vor Ort beim Spielplatz in der Brauhardtgasse.

Abschluss der Sommertour in Scharzfeld

Zum Abschluss der Tour im Altkreis Osterode besuchte der Bundestagsabgeordnete noch das Waldschwimmbad Scharzfeld, was ebenfalls von Bundesfördermitteln profitiert. Aber nicht nur die Sanierung stand im Fokus, sondern auch der derzeitige Mangel an ausgebildeten Schwimmmeistern und um mögliche Maßnahmen, um Attraktivität, Sicherheit und Nachwuchs bei den Schwimm- und Bademeistern sicherzustellen, wurden erörtert. Abschließend ging es noch in die Einhornhöhle zu einer Stippvisite.

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