Braunschweig. Zurück in Braunschweig – Was Bogenschütze Florian Floto bei Olympia in Rio erlebte.

Wenn Florian Floto anfängt zu erzählen, kriegt er sie wieder, die Gänsehaut. Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele in Rio und er mittendrin im legendären Maracana-Stadion in der brasilianischen Metropole.

„Als wir da so zusammenstanden, bevor es in den Innenraum ging, und die Nationalhymne erklang – das war unglaublich, das werde ich nie vergessen“, sagt der Bogenschütze des SV Querum, der am Ende auf dem neunten Platz landete. Gestern wartete wieder der Alltag auf den Braunschweiger. Um 5.40 Uhr klingelte der Wecker für den Elektromonteur bei BS-Netz. Trotz Jetlag ging es wieder zur Arbeit.

Die Gedanken kreisen aber immer noch um die fantastischen zwei Wochen in Brasilien. Der Einmarsch mit der deutschen Mannschaft, das Entzünden des olympischen Feuers, das Feuerwerk, die farbenprächtige Show – „das war mega, so viele emotionale Momente, ich kann da keine Reihenfolge aufstellen“, sagt der 28-Jährige, der sich mit einem Luftgewehrschützen und zwei Doppeltrap-Schützen das Apartment teilte. „Wir hatten die ganze Zeit eine tolle Stimmung, haben uns bestens vertragen und viel unternommen.“

Das olympische Dorf, zehntausend Athleten aus aller Welt. „Da stehst du dann mit Usain Bolt im Fahrstuhl. Er sagte Hello und ich Hallo und ab ging es.“ Mit Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen saß Floto zusammen und traf so viele andere, die auch er ja nur aus dem Fernsehen kennt.

Dass er im Feld der 128 Bogenschützen bis ins Achtelfinale vorstieß, führt er vor allem auch darauf zurück, dass sein Arbeitgeber BS-Energy ihn seit Jahresanfang freigestellt hatte, damit er sich wie ein Profi auf die Olympischen Spiele vorbereiten konnte. „Sonst wäre ich nie so weit gekommen. Da fehlt dir das Feingefühl bei jedem Schuss, die Sicherheit. Ich kann nur immer wieder Danke sagen.“

Gestern bereiteten ihm seine Kollegen am ersten Arbeitstag nach dem großen Erlebnis einen tollen Empfang. „Alle hier sind sehr stolz auf Sie“, sagte Klaus Winter von der Geschäftsführung BS-Netz. Und BS-Energy-Vorstandschef Kai Uwe Krauel meinte: „Wer gegen den späteren Olympiasieger ausscheidet, der hat gefühlt Silber geholt.“ Und dann nahm Kraul Flotos Bogen in die Hand, um mal ein Gefühl zu kriegen von dem Sportgerät.

Stunden vor der Eröffnungsfeier in Rio musste Floto schon in die Qualifikationsrunde, die er bravourös meisterte. Dann ab ins Maracana. Um 2.30 Uhr lag er erst im Bett. Am Morgen danach hatte ihn eine Erkältung im Griff. „Sonnabend und Sonntag lag ich im Bett. Gut, dass es für mich erst am Mittwoch weiterging“, erinnert er sich. Dienstag war Schieß- und Krafttraining wieder drin, Mittwoch lieferte er zwei Siege ab. Und dann kam das knappe Aus gegen den späteren Olympiasieger Bochan aus Südkorea.

Floto lag schier uneinholbar zurück, holte auf, um dann zu sehen, wie sein Gegner fünf der letzten sechs Schüsse in die Zehn setzte. „Als ich hinten lag, habe ich um mich herum nichts mehr wahrgenommen, auch nicht mehr an die Kameras gedacht.“ Sieben Millionen Deutsche saßen zu der Zeit vor dem Fernseher.

Ist er auf den Geschmack gekommen? Sehen wir ihn 2020 bei den Sommerspielen in Tokio wieder? „Mal sehen. Ich mache auf jeden Fall weiter“, sagt Floto.