Wolfsburg. Das fordert IHK-Präsident Kahle. Unternehmer diskutieren über den „Zukunftsstandort Wolfsburg“.

Die Diskussionrunde (von links): Thomas Krause (Vorstand Wolfsburg AG), Olaf Kahle (IHK-Präsident), Moderator Armin Maus (Chefredakteur unserer Zeitung), Hans-Dieter Brand (Neuland-Geschäftsführer) und Dirk Toepffer (CDU-Landtagsfraktion).
Die Diskussionrunde (von links): Thomas Krause (Vorstand Wolfsburg AG), Olaf Kahle (IHK-Präsident), Moderator Armin Maus (Chefredakteur unserer Zeitung), Hans-Dieter Brand (Neuland-Geschäftsführer) und Dirk Toepffer (CDU-Landtagsfraktion). © r24/Weber

Die Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU (MIT) besteht 60 Jahre – und der Wolfsburger Kreisverband immerhin 34 Jahre. Aus diesem Anlass trafen sich gestern Entscheider und Macher aus Wolfsburg am Sitz von Schnellecke Logistics im Sandkamp zu einer Abendveranstaltung. Im Mittelpunkt stand eine Podiumsdiskussion, deren Teilnehmer über und für den „Zukunftsstandort Wolfsburg“ – in Zeiten der VW-Krise – leidenschaftlich debattierten.

Wie es wirklich um VW steht, wird der Konzern heute bei der Bilanzpressekonferenz verkünden. Als in Wolfsburg vor knapp zwei Jahrzehnten die Lage ganz düster war, wurde die Wolfsburg AG gegründet. Vorstand Thomas Krause erinnerte: „Es gab gute und schlechte Zeiten. Die guten Zeiten hat der Standort zu seinem Vorteil genutzt. Auch die letzte VW-Krise vor zehn Jahren konnte die Stadt meistern, jedoch nicht allein, sondern auch dank des Mittelstandes.“ Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lüneburg-Wolfsburg, Olaf Kahle, ermutigte die Gäste: „Der Mittelstand hat ein großes Problem, aber ebenso eine große Chance – VW.“ Sein Rat: stärker vernetzen, nicht nur innerhalb Wolfsburgs, sondern bis nach Braunschweig. Dazu passt das Wahrnehmungsproblem, das Dirk Toepffer, Mitglied der CDU-Landtagsfraktion, der Stadt attestiert: „Außerhalb von Wolfsburg verbinden viele mit der Stadt nur VW. Die wissen gar nicht, wie innovativ diese Region ist.“

Der Chef der Neuland Wohnungsgesellschaft, Hans-Dieter Brand, kann der VW-Krise etwas Positives abgewinnen. Vor der Krise buhlten die örtlichen Handwerkerfirmen um Aufträge aus dem Werk. Die Folge: „Das Preisniveau auf dem Wolfsburger Baumarkt liegt höher als in Berlin, deswegen mussten wir Aufträge an Firmen etwa aus Sachsen-Anhalt vergeben. Die VW-Krise bedeutet für uns ein Stück Entspannung. Die Willigkeit örtlicher Handwerksbetriebe, uns Angebote abzugeben, ist gestiegen.“

Wenn Wolfsburg und die ansässigen Unternehmen wachsen sollen, müssen die Probleme Fachkräftemangel und Infrastruktur angegangen werden – da waren sich die Teilnehmer einig. Der A39-Ausbau könnte kommen – dank Bundesverkehrswegeplan. Zum Fachkräftemangel merkte Krause an, größte Herausforderung sei die Digitalisierung. Der Politiker Toepffer konterte: „Wir finden nicht nur keine Ingenieure, wir finden auch keine Pädagogen – nicht nur für Exotenfächer, sondern auch für Deutsch.“