Braunschweig. Ursula von der Leyen würdigte all jene, die Verantwortung für andere übernehmen.

Was sind das für Menschen, diese Ehrenamtlichen? Was treibt sie an? Wie schaffen die das alles? Und füllen sie nicht eigentlich eine Lücke, die der Staat hinterlässt? Mit diesen Fragen wendete sich Bundessozialministerin Ursula von der Leyen gestern Abend an die Gäste im Dom.

„Ehrenamtliche sind typischerweise Menschen, die schon ein ordentliches Päckchen auf ihren Schultern tragen und trotzdem fragen: Wo ist etwas zu tun, was kann ich machen?“, sagte sie in ihrer Festrede. „Die fangen einfach an.“

Einen Satz würden sie wohl alle unterschreiben, sagte von der Leyen: Was ich mache, ist sinnvoll.

„Ein tiefer Grundoptimismus zeichnet sie alle aus. Im Ehrenamt liegt eine tiefe Quelle von Zuversicht. Wer Zeit und Zuwendung schenkt, wer sein Können und seine Kraft mit anderen teilt, der bekommt etwas zurück, was eine ganz besondere Währung hat. Der erlebt die Welt als liebenswerter. Diese Menschen entdecken Fähigkeiten an sich, die sie vorher gar nicht kannten. Ehrenamt macht nicht reich, aber es bereichert.“

Die Ministerin griff in ihrer Rede den Vorwurf auf, den Politiker oft zu hören bekommen: Das Ehrenamt sei doch nur nötig, weil der Staat an vielen Stellen versage.

Ursula von der Leyen betonte: „Das Ehrenamt ist kein Ersatz für staatliche Verantwortung. Der Staat hat Pflichten, aus denen man ihn nicht entlassen darf: die Sicherung des Existenzminimums, Bildung, Infrastruktur. Die sozialstaatliche Ordnung lebt aber auch von der feinen Balance zwischen Solidarität einerseits und Subsidiarität andererseits – dass also alle über Steuern und Versicherungen füreinander einstehen, dass sie aber auch das selber leisten, was sie selber können.“

Der Staat müsse Schutz leisten, wo seine Bürger sich selber nicht helfen können, aber er dürfe Eigeninitiative nicht ersticken, machte von der Leyen deutlich. „Es gibt einen Platz, den der Staat nicht ausfüllen kann: Ehrenamtliche geben dem Staat Anstöße, indem sie in ganz hohem Tempo neue Wege betreten: Sie erkennen einen Missstand, handeln und zeigen damit dem Staat, wo und wie man es besser machen kann. Der alleinige Ruf nach dem Staat würde uns der Erfahrung berauben, wie Menschen über sich hinauswachsen können und wie wohltuend es sein kann, Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen.“