Wie in Zeitlupe ziehen sich Neonazis ihre Halstücher über die Gesichter. Dann geht es blitzschnell – sie stürmen auf eine Gruppe von sieben Fotografen und Reportern vor einem Wolfsburger Möbelhaus zu. Schläge, Tritte, Schreie, eine Flasche fliegt.

Samstag, 4. Juli 2009: Im Möbelhaus Alsdorff an der Wolfsburger Heinrich-Nordhoff-Straße will die NPD einen Verein für ein KdF-Museum gründen. Seit dem Vormittag hängt ein Transparent an der Hauswand. „Stadt des KdF-Wagens“ steht darauf. So lautete die Bezeichnung für Wolfsburg von 1938 bis 1945. KdF steht für „Kraft durch Freude“, eine nationalsozialistische Freizeit-Organisation.

Gegen 15.10 Uhr trifft gegenüber des Möbelhauses eine Gruppe Neonazis ein. Sie wird von Polizeibeamten aufgehalten, die Personalien werden aufgenommen. Die Journalisten wollen dabei sein, werden aber von der Polizei angewiesen, die Szene von einer Verkehrsinsel aus zu beobachten und zu fotografieren.

Um 15.35 Uhr ziehen sich die Beamten in ihre Mannschaftswagen zurück. Jetzt stehen sich die Journalisten und die Neonazis gegenüber.
Es gibt kein Spalier der Polizei, das die Journalisten schützen könnte. Die beiden WN-Berichterstatter ahnen die gefährliche Situation, treten noch ein paar Schritte zur Seite, als der Sturm der 29 zum Teil vermummten Neonazis auf nun nur noch fünf Fotografen einsetzt.

Auf einen Fotografen haben sie es besonders abgesehen; sie kennen ihn. Er dokumentiert seit Jahren Aktionen der rechtsradikalen Szene. Der Journalist filmt den Angriff auf sich. Schläge, Tritte, Schreie. Die Brutalität bricht sich binnen Sekunden Bahn. Jetzt erst reagiert die Polizei. Die Beamten kehren zurück und drängen in das Handgemenge, als eine volle Plastikflasche mit Wasser auf den Fotografen geworfen wird. Schlagstock-Einsatz. Um 15.40 Uhr wird der Flaschenwerfer festgenommen. Die übrigen Neonazis sind Sekunden später im Möbelhaus verschwunden. Von den Journalisten wurde niemand verletzt.

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