Pharmakonzern Boehringer will Riesenstall für Tierversuche in Wohngebiet bauen – Bürger sind entsetzt

HANNOVER. Der Pharmakonzern Boehringer plant ein Forschungszentrum für Tierimpfstoffe in einem Vorort von Hannover. In der Nachbarschaft macht sich Angst vor Krankheitserregern und Gestank breit. Denn geplant ist ein Versuchsstall für 1000 Schweine.

Das Örtchen im Stadtbezirk Hannover heißt Kirchrode. Der Pharmakonzern hat große Pläne mit diesem Stadtteil: In direkter Nachbarschaft zur Tierärztlichen Hochschule Hannover soll ein Labor- und Verwaltungsgebäude entstehen – und eben auch ein 3600 Quadratmeter großer Versuchsstall.

In dem Stall sollen neue Impfstoffe an Schweinen getestet werden.

Bei vielen Kirchrodern steigt Panik auf. Denn das Forschungszentrum entsteht nicht weit entfernt vom Wohngebiet. Lediglich 500 Meter liegen zwischen Schwein und Anwohner. Nun hat sich eine Bürgerinitiative gegründet, die den Bau des Zentrums verhindern will.

"Wir sind nicht gegen das Unternehmen Boehringer", sagt Sprecher Volker Klawon. "Wir sind aber dagegen, dass gerade hier gebaut wird – in einem Wohngebiet. Die Leute haben schlichtweg Angst vor Krankheitserregern."

Tatsächlich soll im Forschungszentrum auch mit unbekannten, genveränderten Krankheitserregern experimentiert werden. Laut Boehring handele es sich hierbei aber überwiegend um Erreger der Gefahrenklasse 2. Wie Boehringer auf seiner Internetseite erklärt, sind das Mikroorgansimen, von denen keine Gefahr für den Menschen ausgeht.

Eine Sprecherin des Konzerns räumt jedoch ein, dass in Ausnahmefällen auch mit Erregern der Gefahrenklasse 3 gearbeitet werden könne. Laut Biostoffverordnung handelt es sich dabei um Arbeitsstoffe, die eine schwere Krankheit beim Menschen hervorrufen und eine ernste Gefahr für Beschädigte darstellen können.

Die Anlage sei hermetisch abgeriegelt, steht in einem offenen Brief des Konzerns. Eine Sprecherin versichert, dass keine Keime und Krankheitserreger aus dem Labor austreten können.

"Niemand kann so etwas garantieren", sagt Klawon. "Den Anwohnern wird vorgemacht, es handele sich lediglich um einen Kiosk mit angeschlossener Wurstbräterei."

Was der Bürgerinitiative außerdem Sorgen bereitet: In der Nähe des geplanten Forschungszentrums liegt ein Wohnheim der Lebenshilfe für geistig Behinderte, ein Krankenhaus und ein Altersheim.

Noch ist nicht klar, wann das Forschungszentrum gebaut wird. Ein Sprecher der Gewerbeaufsicht Hannover bestätigt, dass das Bauleitplanverfahren der Stadt bereits läuft. "Frühestens im Frühjahr 2009 könnten die Bauarbeiten beginnen", sagt der Sprecher.

Die Bürgerinitiative hat bereits 1000 Unterschriften gegen den Bau gesammelt. Doch der Kampf ist schwer. In Niedersachsen sind Bürgerbegehren gegen Bauleitpläne unzulässig. Volker Klawon: "Wir werden trotzdem jeden juristischen Schritt ergreifen, um unserem Ziel näher zu kommen."