Braunschweig/Hannover (lni) - Geschenkesäcke durch Treppenhäuser schleppen, alle Kinder mit Namen kennen und kleine Katastrophen meistern: Der Weihnachtsmann hat einen harten Job. Weil einer allein nicht alles schaffen kann, schwärmen im Dezember in Niedersachsen mehrere hundert Weihnachtsmänner aus, um Familien zu besuchen.

Einer von ihnen ist der Braunschweiger Taxifahrer Peter Strohbach. Seit sieben Jahren zieht er an jedem Heiligabend mit Rute und Sack los. "Die Kinder nehmen den Weihnachtsmann sehr ernst", weiß Strohbach. "Sie glauben, dass ich alles sehe." Deshalb bereitet er sich sorgfältig vor: Zwei Mal ruft er jede Familie an, um abzusprechen, wo die Geschenke versteckt sind, wie er ins Haus kommt und was er sagen soll.

Alle Einzelheiten bis hin zu den Namen der Haustiere schreibt er in sein goldenes Buch: "Der Weihnachtsmann macht keine Fehler." Wenn es eine Panne gibt, dürfen die Kinder nichts merken. "Einmal hatte ein Mädchen Kekse für den Weihnachtsmann gebacken, und ich musste einen essen", erinnert er sich. Behindert von Rauschebart und Kapuze brauchte er mehrere Anläufe, um seinen Mund zu finden. "Die Kleine hat mich genau beobachtet", erzählt Strohbach. "Dann habe ich mich vollgekrümelt und mir aus Versehen ein Büschel Barthaare in den Mund gesteckt, auf denen ich für den Rest des Besuchs herumkauen musste." Seitdem isst er nur noch im Auto.

Als Weihnachtsmann nehmen die Arbeitsagenturen nicht jeden: "Hier muss jeder Anfänger einen überzeugenden Probeauftritt hinlegen", sagt Weihnachtsmannvermittler Hans-Jürgen Reh von der Arbeitsagentur in Hannover. 25 Männer mit Rauschebärten sind in der Landeshauptstadt unterwegs. "An Heiligabend machen sie zusammen rund 250 Besuche", sagt Reh. Im Advent sind sie besonders auf Weihnachtsfeiern gefragt. Werbeauftritte werden weniger, beobachtet der Vermittler: "Viele Geschäfte sparen."

In Emden bildet ein Oberweihnachtsmann die Neulinge aus. "Ein Weihnachtsmann muss gut reden und mit Kindern umgehen können", sagt Erich Meyer von der Jobvermittlung Emden. Schon mancher Anfänger habe seine Bewerbung nach dem Lehrgang wieder zurückgezogen, weil er sich den Job nicht zutraute.

Die Profis bleiben ihrer Aufgabe lange treu: "Viele fangen als Studenten an und machen später weiter, weil sie Spaß daran haben", sagt Angela Tiede von der Lüneburger Jobvermittlung. Unter ihren 22 Weihnachtsmännern gibt es einen Arzt, einen Lehrer und einen Versicherungskaufmann.

Strohbachs private Weihnachtsmannzentrale ist aus der Not heraus entstanden, weil die Braunschweiger Arbeitsagentur ihre Vermittlung wegen Überlastung abgeschafft hatte. Damit wollten sich die Braunschweiger Weihnachtsmänner nicht abfinden. "Mit der Kartei vom Arbeitsamt haben wir unsere eigene Agentur gegründet." Knapp 300 Aufträge will das 26-köpfige Team zusammenbekommen.

Ein Weihnachtsmannbesuch von rund 20 Minuten kostet bei allen Anbietern zwischen 25 und 40 Euro. Wer noch einen Weihnachtsmann braucht, muss sich beeilen: die meisten Vermittlungen nehmen nur noch bis Mitte Dezember neue Aufträge an.