Ein Jahr Haft, sechs Monate davon auf Bewährung – Deutsche Staatsanwaltschaft prüft weiteres Verfahren

MELBOURNE. Ein Jahr Haft lautet das Urteil für einen Wolfenbütteler, der in Melbourne wegen Kinderpornografie festgenommen wurde. Er soll allerdings nicht mehr hinter Gitter kommen. Sieben Monate der Strafe habe die Richterin zur Bewährung ausgesetzt, berichten verschiedene australische Zeitungen in ihren Internet-Ausgaben.

Rund fünf Monate saß der Wolfenbütteler bereits in Untersuchungshaft. Nun soll er aus Australien ausgewiesen werden.

Vorgeworfen wurde dem Wolfenbütteler, auf einer Computerfestplatte rund tausend Dateien mit Kinderpornos nach Australien gebracht zu haben. Darunter sollen Aufnahmen mit Kindern unter drei Jahren sein. Die Richterin habe sie "ekelerregend" genannt, berichtet die Melbourner Tageszeitung The Age in ihrer Internet-Ausgabe. Der Wolfenbütteler sei mit seinem Verhalten mit dafür verantwortlich, dass der Missbrauch von Kindern weitergehe. "Weil Sie Kinderpornos besitzen, erzeugen Sie auch eine Nachfrage."

Für den Wolfenbütteler habe gesprochen, dass er sich schuldig erklärt habe und dass er nicht vorbestraft sei. Außerdem habe er sich während der Untersuchungshaft gut geführt.

Sein Verteidiger soll den Wolfenbütteler als Computerfreak dargestellt haben. Die Porno-Dateien habe er unwissentlich bei einer LAN-Party kopiert.

Das Urteil wird in Australien offenbar als mild bewertet. "Rucksacktourist mit Kinderpornos entgeht dem Gefängnis", titeln gleich zwei Zeitungen. Die Höchststrafe für die Einfuhr von Kinderpornografie liegt in Australien bei zehn Jahren Gefängnis.

Nach seiner Rückkehr könnte dem Mann ein weiteres Verfahren nach deutschen Recht bevorstehen. "Wir werden den Strafgehalt zu prüfen haben und gegebenenfalls eigene Ermittlungen einleiten", sagt Klaus Ziehe, Sprecher der Staatsanwaltschaft Braunschweig.

Wolfenbüttels Bürgermeister Thomas Pink merkt an: "Kinderpornografie ist für mich ein sehr schwerwiegendes Verbrechen, bei dem die Schwächsten unserer Gesellschaft zu unschuldigen Opfern werden."