Wolfram König, der Präsident des Bundesamtes für Strahlenschutz, schaltet sich in den Streit um den Asse-Schacht ein. Er weist die Spekulationen entschieden zurück, wonach eine Bergung des Atommülls aus der maroden Grube nicht mehr möglich sein soll.

Die Schutzziele für Mensch und Umwelt ließen sich nach aktuellem Kenntnisstand nur erreichen, wenn der Atommüll herausgeholt werde. Das erklärte König am Mittwoch im Interview mit unserer Zeitung.

Ein Abteilungsleiter von Königs Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter hatte sich in einem Vermerk gegen die Rückholung der Abfälle ausgesprochen. Landesumweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) erklärte daraufhin, ihm sei schon immer klar gewesen, "dass die größere Gefahr entsteht, wenn man die einzelnen Fässer rausholt". Das entsetzte Vertreter von Bürgerinitiativen aus dem Kreis Wolfenbüttel, die eine Kontamination des Grundwassers befürchten, wenn der Müll unter Tage bleibt.

König verurteilt voreilige Bewertungen wie die Sanders: "Erforderliche Sicherheitsnachweise für die Asse lassen sich nicht durch noch so plausible Glaubensbekenntnisse ersetzen." Wer das Verfahren in eine vorfestgelegte Richtung steuere, werde Schiffsbruch erleiden.

König verweist auf den "schlechten Zustand des Grubengebäudes" und fordert, die Erkundung zu beschleunigen. Er hinterfragt in diesem Zusammenhang auch einzelne von Sanders Ministerium verhängte Auflagen etwa zur Stickstoffbeschaffung. Schnelle Verfahren dürften zwar nicht zu Lasten der Sicherheit gehen, so König, "die Sicherheitsfrage darf aber nicht zum Killerargument werden."

König entgegnet schließlich Rückholungsgegnern: "Es ist ein Leichtes zu beweisen, dass der Weg der Rückholung nicht geht. Mein Auftrag lautet aber nachzuweisen, wie es geht." Die Richtung werde nur geändert, wenn deutlich werde, "dass der Berg uns die Zeit nicht lässt" für eine Bergung.

Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU) betonte, dass bei der Entscheidung über die Zukunft des Atommülllagers die Interessen der Anwohner ausreichend berücksichtigt werden müssten. Regierungssprecher Franz Rainer Enste sagte, es müsse im Sinne der betroffenen Menschen in der Region eine vernünftige Lösung gefunden werden.