Kai Stoppel über das geforderte Verbot von Raucherpausen

Das Rauchen ist aus der Mode gekommen, so scheint es. Wenn man alte Filme anschaut, dann verwundert es, wie hemmungslos unsere "Vorfahren" gequalmt haben. In den vergangenen Jahren jedoch bestimmen vor allem Fragen über Verbote und Beschränkungen des Rauchens die öffentliche Wahrnehmung. Mehr oder weniger konsequent haben die Bundesländer das Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden und der Gastronomie durchgesetzt. 2003 hat der Nichtraucherschutz das Qualmen am Arbeitsplatz gekippt.

Mittlerweile sind auch die letzten Refugien der Nikotinfreunde bedroht, die sich mancherorts bei Sturm und Kälte in den kleinen Raucherecken am Bürogebäude zusammendrängen müssen. Dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft reicht das nicht mehr – er fordert, dass nun auch dieser, für viele erholsame Gang in die kleine Extrapause per Gesetz verboten werden soll. Angeführt werden Argumente, die sich aus der wirtschaftlichen Logik ergeben: Verlust von Arbeitszeit, Störung des Produktionsablaufs.

Hier wird deutlich, welches Menschenbild dieser Interessengruppe zu eigen ist: Der Arbeitnehmer ist ein reiner Produktionsfaktor, der sich gefälligst den Gesetzen der Ökonomie unterordnen soll. Persönliche Bedürfnisse der Menschen spielen in dieser Weltanschauung nur eine nebensächliche Rolle. Eine so reduzierte Sichtweise bringt nur bedingt gültige Argumente hervor.

Natürlich ist Rauchen ungesund – das wird keiner leugnen. Aber sinnvoller ist es, wenn Betriebe ihren Arbeitnehmern etwa Angebote zu freiwilligen Entwöhnungskursen anbieten, anstatt – mit einem Gesetz im Rücken – die Raucher unter Druck zu setzen. Denn: Freiheit ist ein hohes Gut und sollte nicht leichtfertig in Abrede gestellt werden.

Der Mensch ist nicht der Homo Oeconomicus, wie ihn die Wirtschaft gerne hätte. Er raucht, weil es ihm ein menschliches Bedürfnis ist. Unsere Gesellschaft sollte aufpassen, dass bei allem Schielen nach wirtschaftlichen Erfolgsmeldungen die Menschlichkeit ihrer Mitglieder nicht vergessen wird. Denn die Wirtschaft ist für die Menschen da. Und nicht umgekehrt.