Felix Ehlert über den Transfer eines 13-Jährigen zum VfL Wolfsburg

Die Fußballwelt hat einen neuen Aufreger. Diesmal reibt sie sich ausnahmsweise nicht an irgendwelchen Sticheleien aus dem Hause Bayern München, einem groben Foul oder über die Strenge schlagenden Fans. Das Problem ist der Wechsel eines 13-jährigen Jungen vom FC St. Pauli zum VfL Wolfsburg.

Kinderarbeit und Menschenhandel sind Begriffe, die bereits in der Debatte herangezogen werden, doch sie schießen weit über das Ziel hinaus.

Es mag wirklich Bundesliga-Manager geben, deren Moralvorstellungen es verbieten, ein Auge auf Kinder zu werfen, wenn es um die Rekrutierung des möglichen neuen Superstars geht. Aber auch sie müssen aufpassen, dass sie im knallharten Wettbewerb nicht abgehängt werden.

Der jüngste Bundesliga-Spieler aller Zeiten ist bis heute Nuri Sahin, der einst im Alter von 16 Jahren und 335 Tagen erstmals für Borussia Dortmund auflief. Ein 13-Jähriger ist von dieser Marke nicht so exorbitant weit entfernt.

Den Wirbel um den Nachwuchs muss man nicht gutheißen. Sollte man auch nicht. Ihn aber ausschließlich auf das Millionengeschäft Fußball zu reduzieren, wäre falsch. Unsere Gesellschaft hat ihre Erwartungen an junge Menschen generell extrem gesteigert. Sie sollen schneller lernen, kürzer studieren, früher ins Berufsleben übergehen. Den ersten Kontakt mit Fremdsprachen gibt es bereits im Kindergarten, wer es sich leisten kann, heuert dazu auch noch einen privaten Musiklehrer an.

Schwimmerin Franziska van Almsick war zarte 14 Jahre alt, als sie für Deutschland ins Olympiabecken von Barcelona sprang. Sie holte zwei Silber- und zwei Bronzemedaillen. Kaum jemand regte sich auf.

Einen derart beachteten Prominenten möchte in Wolfsburg niemand aus dem 13-Jährigen machen, er soll nicht gleich in die Bundesliga. Zudem: dass ein Jugendspieler den Verein wechselt, ist völlig normal. Das geschieht meist von einem kleinen zu einem größeren, auch in unteren Ligen fließen dabei bereits Gelder. Wo jetzt ein bekannter Klub dem anderen ein Talent wegschnappt, ist der Aufschrei laut. Vielleicht etwas zu laut.